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Die Strafe des Seth

Die Strafe des Seth

Titel: Die Strafe des Seth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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befohlen hast. Sei unbesorgt. Die Götter werden euch finden.«
    »Gut gemacht, Moses. Osiris wird dich dafür belohnen.« Meritusir strahlte erleichtert übers ganze Gesicht und gab ihm spontan einen Kuss auf die Wange, sodass der junge Mann errötete, was sie aufgrund der spärlichen Lichtverhältnisse nicht bemerkte.
    Dann machten sie sich an die Arbeit, die aufgebrochene Öffnung wieder zu verschließen, und kamen eine Stunde, bevor der Sonnengott von Nut verschluckt wurde, wieder aus dem Tal heraus.
    Wie Meritusir erwartet hatte, schauten die Wachen ziemlich verwirrt, als sie ihr verschmutztes, schweißgetränktes Kleid bemerkten. Hoch erhobenen Hauptes stolzierte sie an ihnen vorbei und strebte geradewegs auf Maiherperi zu, der sich erhoben hatte, nachdem er sie und Moses erblickt hatte.
    Am darauffolgenden Tag kehrte Meritusir nach Abydos zurück. Nun war sie einigermaßen beruhigt. Sollte irgendetwas Schlimmes passieren, würden die Götter sie finden, und sie konnte sich mit ihrem Gemahl und ihrem Sohn im Schönen Westen wieder vereinen.
     
    * * *
     
    Kurz vor Ende des ersten Überschwemmungsmonats kehrte Amunhotep aus dem Delta zurück. Wie er angenommen hatte, ging es Sethherchepeschef einzig und allein um den Stand der Vorbereitungen für Ramses’ letzte Reise. Der Prinz hatte ihm mitgeteilt, dass er sofort nach Ablauf der siebzigtägigen Trauerzeit mit der Mumie des Pharaos in den Süden aufzubrechen gedachte.
    Als Meritusir das hörte, verkniff sie sich eine Bemerkung, um nicht wieder mit ihrem Mann zu streiten.
    »Am zehnten Tag des kommenden Monats ist die Zeit vorbei«, erklärte Amunhotep, während er gedankenversunken an einer Knoblauchzehe knabberte. »Also können wir damit rechnen, dass Ramses’ Mumie nicht vor Beginn des übernächsten Monats Abydos erreicht. Die Strömung ist noch ziemlich stark. Zudem gedenkt Sethi, in Memphis und Heliopolis Station zu machen.«
    Bei dem Gedanken an Ramses’ Beisetzung traten Meritusir die Tränen in die Augen.
    »Warum nur haben ihn die Götter schon zu sich befohlen?«, schluchzte sie und senkte den Kopf. »Ramses war noch so jung, und er war ein guter Herrscher, der dem Land der Biene und der Binse noch viele segensreiche Jahre hätte bescheren können.« Sie wischte sich mit dem Handrücken die Nase und sah wieder hoch. »Auch wenn in den letzten Jahren nicht alles so gelaufen ist, wie er es sich erhofft hatte, so hat er doch alles getan, um seiner von den Göttern übertragenen Aufgabe gerecht zu werden.«
    »Das stimmt, geliebte Schwester, doch niemand weiß, wann er von Anubis an die Hand genommen und vor den obersten Richter des Totenreiches geführt wird.« Amunhotep war auf Meritusir zugetreten und nahm sie in den Arm, um sie zu trösten. »Du selbst wurdest von Osiris gesandt, um den Wunsch des Re zu erfüllen. Nun will Re, dass Ramses neben ihm in der Sonnenbarke über den Himmel und durch die Unterwelt reist.«
    »Ja, Amunhotep, ich weiß, doch es fällt mir schwer, das zu akzeptieren.«
    Sie legte ihren Kopf an seine Schulter, und die Tränen rannen ihr übers Gesicht.

DREIZEHN
     
     
     
     
     
     
     
    »Hoheit ... oder sollte ich lieber
Majestät
sagen?« Anbiedernd verneigte sich der ehemalige Große Sehende des Re und lächelte Prinz Sethherchepeschef verschwörerisch zu.
    »Bis jetzt noch Hoheit«, erwiderte Sethi und legte sich bequem zurück. »Doch wenn die Götter mir gnädig sind, dann bald Majestät.« Er grinste selbstzufrieden. »Wie kommt es, dass du dich hier bei mir in Per-Ramses sehen lässt? Ich habe schon lange nichts mehr von dir gehört.«
    »Stimmt, mein Prinz. Ich musste vorsichtig sein. Ramses hatte seine Wachhunde auf mich losgelassen. Ich durfte mir keinen Fehler erlauben. Nacht war bereits festgenommen worden, doch zum Glück ist Ramses rechtzeitig zu den Göttern gegangen, bevor der Prozess gegen ihn aufgenommen werden konnte.«
    »Das ist richtig, Ramose. Nacht hofft jetzt sicher, dass er auch niemals aufgenommen werden wird, wenn ich die Doppelkrone trage, und ich halte mein Wort. Nach meiner Thronbesteigung werde ich ihm seine Freiheit zurückgeben und ihn begnadigen.«
    »Das wird ihn freuen, zu hören.«
    »Du hast mir noch nicht auf meine Frage geantwortet, was dich nach Per-Ramses verschlagen hat?«
    Ramose zuckte mit den Schultern. »Wie ich bereits sagte, Hoheit, ich musste mich in der letzten Zeit ruhig verhalten, aber nun gibt es dafür keinen Grund mehr. Ich bin gekommen, um meinem zukünftigen

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