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Die Strafe des Seth

Die Strafe des Seth

Titel: Die Strafe des Seth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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begonnen.«
    Bintanat schüttelte den Kopf. »Warum sollte ich? Hori hätte keinen Grund, mich zu begnadigen. Er ist Ramses’ Sohn und sein Thronerbe!«
    »Aber ich habe einen Grund dazu, und ich biete dir noch mehr, meine Liebe.« Belustigt sah Sethherchepeschef zu seiner Nichte, die ihn verständnislos, aber auch neugierig anstarrte. »Wenn ich den Thron der Beiden Länder besteige, brauche ich an meiner Seite eine Große Königsgemahlin. Wie du weißt, bin ich nicht verheiratet, obwohl ich das in der Zwischenzeit wieder einmal war, aber auch meine zweite Frau ist zu den Göttern gegangen. Ich mache dich zu meiner Gemahlin. Wenn die Zeit reif ist, wirst du den Platz räumen und ihn Meritusir überlassen. Bist du dazu bereit?«
    Bintanat war unfähig, zu antworten. Ungläubig blickte sie ihren Onkel an und brachte kein Wort heraus. Stattdessen stammelte sie unverständliche Worte, die Sethherchepeschef köstlich amüsierten. Als sie sich nach einer Ewigkeit endlich gefasst hatte, sah sie ihm fest in die Augen.
    »Du willst mich hier also herausholen, damit ich dir auf den Thron verhelfe«, fasste sie das soeben Gehörte noch einmal zusammen, »doch wenn die Zeit gekommen ist, verstößt du mich, um diese Meritusir an deine Seite zu holen? Habe ich das richtig verstanden?«
    Sethi nickte. »Das ist es, was ich von dir will, wobei das Wort
verstoßen
nicht richtig gewählt ist. Du wirst nur zu gegebener Zeit einsehen, dass dich die Aufgaben einer Großen Königlichen Gemahlin überfordern. Also wirst du mich bitten, eine andere dazu zu ernennen. Du hast dann auch weiterhin einen festen Platz an meiner Seite, aber nur an zweiter Stelle.«
    Bintanat seufzte. »Und was ist mit Amunhotep? Hast du nicht selbst gesagt, dass die beiden verheiratet sind? Wie also willst du an die Frau kommen, wenn Amunhotep noch lebt?«
    Sethi kicherte vergnügt. »Ich bin dann Pharao, meine Liebe, der Herr über Kemi und jedes Lebewesen in den Beiden Ländern. Was ich sage und anweise, sind göttliche Befehle, denen sich kein Sterblicher zu widersetzen hat. Und komme mir jetzt nicht mit der Maat. Das habe ich schon tausend mal tausend Male gehört!«
    Nachdenklich runzelte die Prinzessin die Stirn. »Also nimmst du sie dir, obwohl ihr Gemahl noch lebt«, stellte sie nüchtern fest und hob den Blick zur Decke, um ein wenig Bedenkzeit zu bekommen. Dann sagte sie: »Wenn ich das für dich tun soll, Sethi, wenn ich für dich gegen die göttlichen Regeln verstoßen soll, dann fordere ich eine Gegenleistung von dir.« Herausfordernd sah sie ihn an und registrierte, dass er überrascht die linke Augenbraue in die Höhe zog. »Wenn du dich in den Armen der von dir heiß begehrten Frau vergnügst, verlange ich, dass du mir ebenfalls dieses Vergnügen gönnst, und zwar mit dem Mann, den
ich
heiß begehre.«
    Sethherchepeschef war etwas irritiert. »Soll ich Amunhotep in dein Bett befehlen?«, fragte er und schüttelte verständnislos den Kopf.
    »Dir wird schon etwas einfallen, geliebter Onkel. Tue du das für mich, und ich tue alles für dich, was du von mir wünschst.«
    »Ich soll also Amunhotep zu deinem willigen Diener machen und zulassen, dass du ihm vor meiner Nase deine Beine öffnest?«
    »Ja, Sethherchepeschef, das ist meine Bedingung. Du musst einfach nur wegschauen oder die Augen verschließen. Dann wird es dich auch nicht stören, was ich für Spielchen mit dem Hohepriester treiben werde.«
    Nachdenklich stützte der Prinz den Kopf in die rechte Handfläche und betrachtete seine Nichte.
    Bintanat wollte ihn erpressen, obwohl er derjenige war, der die Macht in Händen hielt. Nur durch sein Wort würde sie ihre Freiheit wiedererlangen. Trotzdem musste er sich eingestehen, dass auch er sie brauchte. Sie war der Schlüssel zu seiner Thronbesteigung, denn Ramose hatte recht – ohne eine Gemahlin konnte ein Pharao nicht die Beiden Länder regieren. Und seine Herrschaft mit einem Verstoß gegen die Maat zu beginnen, wäre sicher nicht ratsam.
    Er nickte bedächtig. »Ziehe dich wieder zurück und halte den Mund über das, was wir besprochen haben, Bintanat. Ich werde noch einmal über alles nachdenken und dich meine Entscheidung wissen lassen. Sollte ich mich mit deiner Forderung einverstanden erklären, wirst du es rechtzeitig erfahren, wenn nicht, wird es dir auch nichts nützen, über das zu reden, worüber wir hier gesprochen haben. Denn bitte vergiss nicht, liebe Nichte: Du wurdest wegen falscher Beschuldigungen und Meineid verurteilt. Im

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