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Die Strafe des Seth

Die Strafe des Seth

Titel: Die Strafe des Seth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Dietrich
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ihre Männer zur Eile getrieben.
    »Herrin, es nähert sich uns eine Barke«, wandte sich Maiherperi an die Priesterin, die am Bug des Schiffes stand und in die Ferne starrte. »Sie folgt uns schon seit geraumer Zeit. Inzwischen bin ich mir sicher, dass es sich um deinen Gemahl handelt.«
    Erstaunt sah Meritusir zu dem nubischen Leibwächter. »Du meinst, Amunhotep ist uns gefolgt? – Dann sage dem Schiffsführer, dass er das Ufer ansteuern und das Nachtlager aufschlagen soll. Wenn es mein Gemahl ist, wird er zu uns kommen.«
    Sie lächelte, und Maiherperi bemerkte seit Tagen das erste glückliche Strahlen in den grünen Augen seiner Gebieterin, das er seit ihrem Aufbruch aus Abydos so schmerzlich vermisst hatte.
    Das Boot hielt kurze Zeit später auf das linke Ufer zu. Die Soldaten sprangen an Land, suchten alles ab und gaben anschließend ein Zeichen, dass die anderen ihnen folgen sollten.
    Meritusir verblieb an Bord und setzte sich in das Heck der Barke, um dem herannahenden Schiff entgegenzusehen.
    Sie hatte Amunhotep gebeten, ihr nicht zu folgen. Innerlich hatte sie gebetet und gehofft, dass er es dennoch tun würde, und die Götter hatten ihre Gebete erhört.
    Ein Fünkchen Hoffnung begann sich in ihr zu regen, dass die Ewigwährenden vielleicht Mitleid mit ihr haben würden und sie hier in dieser Zeit bleiben dürfte. Doch sie unterdrückte diesen Hoffnungsschimmer, um nicht zu sehr enttäuscht zu sein, wenn er nicht in Erfüllung ging.
    Als sich die beiden Priester endlich gegenüberstanden, fielen sie sich in die Arme. Meritusir konnte ihre Tränen nicht zurückhalten und schluchzte, während Amunhotep ihr zärtlich die Wange tätschelte.
    »Ich bin so glücklich, dass du gekommen bist«, stammelte sie unter Tränen. »Ich habe dich so schmerzlich vermisst.«
    »So wie ich dich. Ich konnte nicht anders«, wisperte er ihr ins Ohr. »Dafür liebe ich dich zu sehr.«
     
    * * *
     
    Als die beiden in den Felsen gehauenen Tempel von Osiris Ramses II. in Sicht kamen, hielten Meritusir und Amunhotep den Atem an. Es war soweit. Ihre Reise näherte sich dem Ende.
    Betreten wechselten sie einen Blick, und Meritusir schmiegte sich ganz eng an den Körper ihres Mannes.
    »Ob die Priester mir erlauben werden, das Innere des Heiligtums zu betreten?«, fragte sie und sah zu ihm auf.
    »Aber sicher, Meritusir. Du bist eine Prophetin des Osiris. Warum sollten sie es dir verwehren?«
    »Dann will ich zum Abschluss meiner Reise noch dieses gigantische Bauwerk besuchen. Ich bin gespannt, wie es einmal ausgesehen hat.« Sie löste sich aus Amunhoteps Armen und trat vor an den Bug des Schiffes, um besser sehen zu können.
    Majestätisch erhob sich die aus dem Felsen gehauene Fassade des Haupttempels vor ihren Augen. Die drei riesigen Sitzstatuen von Ramses II. blickten erhaben über den Fluss und auf die Neuankömmlinge auf ihren winzigen Barken. Der Kopf der vierten Figur lag zu ihren Füßen. Niemand hatte sich die Mühe gemacht, ihn wieder anzufügen oder beiseite zu räumen.
    Meritusirs Blick schweifte hinüber zum kleineren Tempel, den der vor noch nicht einmal einhundert Jahren zu Osiris gegangene Pharao seiner geliebten Nefertari zum Geschenk gemacht hatte. Nefertari, für die die Sonne scheint – so hatte sie ihr Gemahl genannt. Ihr zu Ehren hatte er diesen Tempel errichten lassen und ihr zudem erlaubt, sich in derselben Größe wie er den Menschen zu präsentieren.
    »Unglaublich schön«, murmelte sie, und überrascht sah Amunhotep sie an. »Wie groß muss seine Liebe zu dieser Frau gewesen sein, dass er ihr ein so erhabenes Meisterwerk schenken wollte?« Sie riss den Blick los und wandte sich Amunhotep zu. »Würdest du mir auch einen solchen Tempel zum Geschenk machen, wenn es in deiner Macht stehen würde?«
    Amunhotep nahm sie in den Arm und lachte. »Wenn ich es könnte, Meritusir, würde ich dir die Pyramiden von Giseh zu Füßen legen, doch ich bin nicht der Pharao. Dennoch schwöre ich dir, dass ich nach meiner Rückkehr nach Abydos die siebzigtätige Trauerzeit einhalten und dich anschließend symbolisch in unserem Haus für die Ewigkeit bestatten werde. Senbi hat mir meinen Sarkophag geraubt; das ist mir egal. Ich bin wohlhabend genug, um mir selbst einen anfertigen zu lassen. Es schmerzt zwar mein Herz, dass nun Ramses-Sethherchepeschefs Mumie in ihm ruhen soll, denn
ich
habe ihn von Osiris Ramses zum Geschenk erhalten, doch es sei, wie es ist. Du, meine liebe Schwester, wirst symbolisch mit allen Ehren

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