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Die Strafe - The Memory Collector

Titel: Die Strafe - The Memory Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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Beweise. Gleich wissen wir, ob du gelogen hast oder ob Ian doch kommt.«
    Jo hatte wenig Lust, ihr zu verraten, dass sie nicht mit Ian rechnen konnte.
    Und dass stattdessen die Polizei auf sie wartete.
    Sie bohrte sich die Fingernägel in die Handflächen. Neun Uhr. In ein, zwei Minuten waren Calder und ihre Schläger in Haft, und sie war frei. Und auch für Alec Shepard war die Rettung nah.
    Falls alles glattlief.
    Sie hatte eine Höllenangst. Riva hatte eine Pistole. Murdock ebenfalls. Beide würden sie bedenkenlos benutzen. Alec war kurz vor dem Ertrinken. Die Zeit wurde immer knapper, und sie saß eingeschlossen in einem Auto zusammen mit einer bewaffneten Paranoikerin auf dem Beifahrersitz, einem zornigen Narzissten am Steuer und einem Psychopathen direkt neben sich.
    Und die Polizei musste sie lebend fassen, damit sie verraten konnten, wo Seth und Misty gefangen waren.
    Jo atmete durch und konzentrierte sich darauf, jedes Beben aus ihrer Stimme zu verbannen. »Ian weiß nicht, wer hinter der Sache steckt. Er wird das Auto ohne Zögern angreifen.«

    »Nein«, antwortete Calder. »Mich wird er für unschuldig halten.«
    »Falsch. Wenn er mitkriegt, dass mir was passiert, wird er nur eins denken: Da drin sitzen die Entführer. Und er wird den Wagen auseinandernehmen. Glauben Sie, er hat sich noch keine Waffen besorgt? Er hat es am Telefon gesagt: Er will seine Familie und mich sehen, unverletzt.«
    Niemand antwortete. Der Tahoe kroch weiter um das Oval. Calder zerrte wieder ihr Handy heraus und las eine neue SMS. Sie war zappelig wie eine Katze vor einem Bad. Offenbar war sie dabei, etwas zu arrangieren. Einen Verkauf? Eine Fluchtroute? Nachdem ihre Maskerade als Misty aufgeflogen war, lief ihr die Zeit davon.
    Jo gab nicht auf. »Ian würde nie einfach zu einem abgedunkelten Auto marschieren und seine Laborprobe auf dem Gehsteig deponieren. Er wird Beweise verlangen, dass seine Familie noch lebt. Zumindest muss er mich zu Gesicht kriegen.«
    »Glaub bloß nicht, dass du uns reinlegen kannst«, schnaubte Murdock. »Du willst doch bloß deine Haut retten.«
    »Natürlich.«
    »Meinst du wirklich, wir lassen dich aus dem Wagen?«
    »Wir werden alle länger leben, und ihr werdet heil davonkommen, wenn ich Ian davon überzeugen kann, dass das hier ein Zwischenstopp ist und kein Täuschungsmanöver. Er und sein Kumpel Gabe warten da draußen mit ihrem Waffenarsenal, darauf könnt ihr Gift nehmen.«
    Und die Polizei. Bitte .

    Sie näherten sich dem Scheitelpunkt des Ovals. Riva hielt die Hand hoch. »Okay, wir sind da. Macht euch bereit.«
     
    Wieder schielte Gabe auf die Uhr. Fünf Minuten waren verstrichen. Ohne seine Deckung aufzugeben, schlich er sich näher zur Haltezone.
    Er war weiter mit dem nördlichen Revier des SFPD verbunden. Und noch immer war keine Polizeipräsenz zu erkennen. Ihn beschlich ein mulmiges Gefühl.
    Wenn die Polizei die Entführer überwältigte, wollte er nicht in die Schussbahn geraten oder gar mit einem Gegner verwechselt werden. Aber er wollte auch nicht, dass der gesamte Campus in blendend helles Scheinwerferlicht getaucht wurde - noch nicht.
    Er drückte sich an einen Baumstamm, ging in die Hocke und lauschte. Sein Atem dampfte in der Luft. Um ihn herum war alles still. In der Ferne, jenseits der hellerleuchteten Arkaden um den Hof, schlenderte eine Gruppe von Leuten zwischen den Gebäuden dahin. Ihr Lachen hallte von den Sandsteinmauern wider.
    Jetzt näherte sich ein Fahrzeug, das vom Palm Drive in den Ring einbog. Es war nicht die Polizei, sondern ein blauer Chevy Tahoe. Vielleicht derselbe blaue Tahoe, der vor einigen Minuten eine Runde gedreht hatte. Seine Scheinwerfer harkten über die Bäume und streiften die Eiche, hinter der er sich versteckte.
    Dann bewegten sie sich weiter und ließen die Silhouette eines Mannes sichtbar werden, der zehn Meter von ihm entfernt im Schatten kauerte.

    Die Pistole in der Hand des Mannes schimmerte.
    Gabes Reflexe schnellten in den roten Bereich. Still und wachsam beobachtete der Mann, wie der Tahoe das Oval umrundete. Offenbar versuchte er zu erkennen, wer am Steuer saß. Und ob er schießen sollte.
    Der Mann trug Zivilkleidung, keine Uniform, keine Einsatzausrüstung. Er hatte Dreadlocks. Und diese Riesenknarre in seiner Hand sah nicht unbedingt nach einer Polizeiwaffe aus.
    Das war garantiert kein Cop. Damit blieb nur noch Verbrecher oder durchgeknallter Amokläufer - bewaffnet und im Hinterhalt.
    Entschlossen stürmte Gabe los. Zwei, drei

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