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Die Strafe - The Memory Collector

Titel: Die Strafe - The Memory Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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anrufen?«
    »Nein, sein Telefon ist nicht an und schaltet sich erst später automatisch ein. Was hast du vor?«
    »Improvisieren. Wir müssen die Polizei alarmieren. Und wir dürfen den Tahoe auf keinen Fall weglassen, bevor sie hier ist.«

    Geduckt schlichen sie im Schatten auf den Geländewagen zu.
    Der Notruftelefonist meldete sich. »Bitte schildern Sie die Art des Notfalls.«
    »Ich bin am oberen Ende des Campushofs von Stanton und höre eine Frau, die um Hilfe schreit. Anscheinend ein Überfall«, stieß Gabe hervor. »Beeilen Sie sich.«
    Er rannte weiter mit Diaz durch die Bäume.
     
    Jo stand vor dem dröhnenden Tahoe, die Arme in der Luft und um die Hüften ein Seil, das zur hinteren Seitentür des Wagens führte. Wie eine schwarze Vogelscheuche erstreckte sich ihr Schatten vor ihr über den Boden. Verschwommen um sie herum das riesige Universitätsgelände, die warmen Steinfarben des Campushofs, die glänzende Verheißung der Kirche und die gepflegten Blumenbeete im Zentrum des Ovals. Es war, als würde das Gleißen der Scheinwerfer eine Grenze um ihre Welt ziehen.
    »Ian«, rief sie.
    Sie hörte keine Antwort. Natürlich nicht.
    Sie atmete tief ein. »Ian Kanan.«
    Plötzlich tauchte in der Ferne ein Mann auf. Langsam schälte er sich aus der undurchdringlichen Dunkelheit der Eichen und bewegte sich auf sie zu. Sie hielt ganz still, um über den Lichtstrahl hinauszusehen.
    Im Tahoe meldete sich Calder. »Ist er das? Ian?«
    »Wie sieht er aus?«, fragte Vance.
    Der Mann ließ die Schatten hinter sich und kam näher. Sein Schritt war gemächlich. Er streckte die Arme seitlich vom Körper, um zu zeigen, dass er keine Waffe dabeihatte.

    Allmählich trat die Gestalt klarer hervor. Sie bewegte sich mit der Gelassenheit einer großen Katze.
    Es war Gabe.
    Ihr Herz schlug schneller. Was machte er da? Wo war die Polizei?
    O verdammt, die Polizei war nicht hier.
    Am Rand des Scheinwerferstrahls, dreißig Meter vor ihr, blieb Gabe stehen. Ihre Zähne klapperten. Angst um ihn brandete in ihr hoch. Verzweifelt biss sie sich auf die Unterlippe, um nicht in Tränen auszubrechen.
    Sophies Dad war unbewaffnet gekommen, um sie zu retten. Wenn sie ihn bisher noch nicht geliebt hätte, jetzt wäre es so weit gewesen.
    »Es ist Zeit. Worauf warten wir?«, rief er.
    Am Tahoe glitt ein Fenster nach unten. »Frag ihn, wo Ian ist«, zischte Calder.
    Jo befolgte die Anweisung. »Wo ist Ian?«
    »Er übergibt das Zeug, wenn er Seth und Misty sieht«, antwortete Gabe.
    Seine Augen schimmerten im Scheinwerferlicht. Er fixierte sie. Er musste einen Plan haben. Wollte ihr etwas zu verstehen geben.
    »Seth und Misty sind nicht hier.« Jo schnaufte.
    »Sag ihm, warum«, flüsterte Calder.
    »Riva Calder ist im Wagen. Sie will erst Kanan und die Probe Slick sehen, bevor sie die Familie herbringt.«
    Calder schaltete sich ein. »Wenn Ian sich nicht zeigt und beweist, dass er das Zeug hat, ist der Austausch geplatzt.«
    »Hast du das gehört?«, fragte Jo.
    »Ja.« Gabe hielt die Hand hoch, um die Augen gegen den
Lichtstrahl zu schützen. »Tauschen wir. Ich gegen Dr. Beckett. Ich bringe euch zu Kanan.«
    »Was soll das?«, fauchte Calder.
    »Der lügt doch«, maulte Vance.
    »Lasst Jo gehen«, wiederholte Gabe. »Nehmt mich an ihrer Stelle.«
    Wie ein schwebender hoher Ton wurde in der Ferne eine Sirene hörbar.
    »Hört ihr das?«, rief Vance.
    »Eine Falle«, knurrte Murdock.
    Gabe regte sich nicht. »Das ist eure letzte Chance. Wenn ihr jetzt abhaut, kriegt ihr die Probe nie. Lasst Jo frei, und ich bringe euch zu Kanan.«
    Vance’ Stimme überschlug sich. »Der lügt. Weg hier.«
    Die Sirene wurde lauter. Jo konzentrierte sich auf Gabes schimmernde Augen.
    »Los!« Vance schaltete das Fernlicht an.
    Hinter Gabe bemerkte Jo einen Mann, der zwischen den Bäumen hervortrat. Er bewegte sich wie ein Revolverheld, schnell und traumwandlerisch sicher. Der Scheinwerferstrahl spiegelte sich auf dem Gewehrlauf in seiner Hand. Dann fiel er auf seine Augen. Sie funkelten wie blaues Eis.

KAPITEL 33
    Im nächsten Moment überschlugen sich die Ereignisse.
    Entsetzt streckte Jo die Arme aus. »Nein!«
    Gabe fuhr herum.
    »Wo sind sie?«, rief Kanan.
    Durch die Bäume, noch auf dem Palm Drive vor Beginn des Ovals, wurde das blitzende Licht eines Polizeiwagens sichtbar.
    Vance schaltete, dass das Getriebe knirschte. »Die Cops, die Cops …«
    Kanan riss das Gewehr hoch und zielte auf Jo.
    Aus der Dunkelheit irgendwo neben dem Tahoe kam eine

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