Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Strafe - The Memory Collector

Titel: Die Strafe - The Memory Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
Vom Netzwerk:
Männerstimme. »Nein, Sarge.«
    Die Sirenen wurden lauter, das Blaulicht heller. Calder schrie. Mit einem völlig unverständlichen Wortschwall riss Vance das Steuer herum und stieg aufs Gas.
    »Scheiße, nein«, entfuhr es Jo.
    Sie sprang zur Seite, packte das Seil um ihre Hüften und hechtete nach dem Tahoe. Dieser scherte zur Seite aus und knallte gegen den Bordstein. Schreiend forderte Calder Vance zum Anhalten auf. Er bremste. Dann entdeckte er
vorn die Cops und hinten den Angreifer, der mit dem Gewehr heranstürmte. Und die dunklen Augen eines Mannes mit Dreadlocks, der wie aus dem Nichts neben dem Fahrerfenster aufgetaucht war. Wieder trat er das Pedal bis zum Anschlag durch.
    Und krachte gegen einen Briefkasten.
    »Fahr, nein … stopp! Verdammt, was soll das?«, kreischte Calder.
    Die hintere Seitentür war noch immer offen und schwenkte hin und her wie ein Fächer. Vance drosch den Rückwärtsgang hinein. Mit quietschenden Reifen schoss der Wagen nach hinten, und die Tür flog weit auf.
    Jo hielt sich am Seil fest. Sie musste sich entweder befreien oder zurück in den Tahoe.
    Plötzlich kam Gabe angerast, ein großes scharfes Klappmesser in der rechten Hand. Mit ausgestrecktem linkem Arm, um den Strick zu erwischen, warf er sich auf Jo.
    Vance riss den Schalthebel nach vorn.
    Calder brüllte: »Was machst du denn, verdammt? Das ist Ian!«
    Gabe packte das Seil und hieb mit dem Messer danach. Doch in diesem Moment hüpfte das Auto vom Randstein und beschleunigte, so dass Gabe der Strick aus den Händen gerissen wurde, ohne dass er ihn durchtrennen konnte. Gedankenschnell griff Jo nach der pendelnden Tür und lief neben dem Tahoe her. Gabe sprintete ihr nach. Der Wagen beschleunigte, schleuderte auf die andere Straßenseite und streifte ein parkendes Fahrzeug.
    Jo spähte geduckt durch die Tür.
    Murdocks Gesicht war wutverzerrt. »Stopp!«

    »Von wegen«, jaulte Vance.
    Der Streifenwagen erreichte das Oval und fuhr direkt auf sie zu.
    »Stopp«, fauchte Murdock. »Sie muss weg.«
    Aber Vance’ Fuß blieb wie ein Bleiklumpen auf dem Pedal. Anscheinend hatte Murdock als Einziger begriffen, dass sie spätestens in einer Minute stehen bleiben mussten, um Jos zerschmetterte Leiche irgendwo zwischen den Rädern herauszuklauben. Sie klammerte sich an der Tür fest, ihre Füße traten bereits ins Leere und fingen an, über den Boden zu schleifen. Sie konnte nicht mehr Schritt halten. Der Tahoe rumpelte über den Randstein auf der anderen Straßenseite und in die Grasfläche im Zentrum des Ovals. Mit letzter Kraft stieß sich Jo ab und brachte die Füße zurück ins Fahrzeug. Einen Meter hinter ihr jagte Gabe dem Wagen nach.
    »Die sind überall«, kreischte Vance.
    Jo wusste, wenn sie abrutschte, wurde sie von den Rädern überrollt oder zu Tode geschleift. Und wenn Gabe sich an ihr festhielt und stürzte, starben sie vielleicht sogar beide.
    Dann hatte er die Finger an der Tür. Aber der Tahoe war schon zu schnell. Außerdem konnte er sie bei diesem Tempo nicht losschneiden.
    An die wild schaukelnde Tür geklammert, schaute ihn Jo an. »Lass los. Hol Hilfe. Alec - er ist im Stow Lake, neben der Brücke.«
    Mit röhrendem Motor scherte der Tahoe vom Gras zurück auf die Straße.
    Noch immer hing Gabe mit einer Hand am Türrahmen. »Jo …«
    »Gabe!«

    Wie eine Rakete schoss der Geländewagen nach vorn. Gabes Hand verschwand, und sie sah, wie er zurückblieb.
    Er lief weiter, ohne den Blick von ihr zu nehmen. Er deutete erst auf sie, dann auf sich. Ich hol dich da raus.
    Dann bog er jäh ab und sprintete auf die Bäume zu.
    Mit letzter Kraft hievte sich Jo ins Innere des Geländewagens. Vance kauerte verkrampft über dem Steuer und raste wie ein verschrecktes Wiesel auf den Ausgang des Campus zu. Calder hatte den Kopf aus dem Fenster gehängt und hielt Ausschau nach Kanan.
    »Habt ihr den gesehen?«, krächzte Vance. »Dieser schwarze Typ direkt vor meinem Fenster … der hatte eine Knarre dabei, das Ding war größer als mein Kopf. Mann, wie ein Raubtier oder so, mit seinen Dreadlocks und diesen wilden Augen. O Scheiße , war die Knarre groß. Habt ihr ihn gesehen?«
    Kochend vor Wut hockte Murdock auf seinem Platz. Er schnaufte schwer und wirkte wie jemand, der wusste, dass er erledigt war.
    Jo zog die Tür zu. Murdock starrte sie giftig an.
    Nicht weinen , mahnte sie sich. Nicht die Hand vor den Mund legen. Lass dir keine Schwäche anmerken.
    Sie atmete tief durch. »Also, glaubt ihr mir jetzt endlich?«

Weitere Kostenlose Bücher