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Die Strafe - The Memory Collector

Titel: Die Strafe - The Memory Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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auch für Kanan nicht zu übersehen war.

    Vance stoppte an der Kreuzung zum Campus Drive. Einen knappen Kilometer weiter vorn schimmerte schon der Campushof durch die Palmen. Die Sandsteinplatten waren warm erleuchtet. Das Mosaik auf der Fassade der Memorial Church erstrahlte im Scheinwerferlicht.
    Riva wählte eine Telefonnummer und presste das Handy ans Ohr. Mit erhobenem Finger forderte sie Ruhe. Murdock, der neben Jo hockte, warf ihr nur einen flüchtigen Blick zu und zielte mit dem Lauf seiner Waffe in ihre Richtung.
    »Terminänderung«, sagte Riva. »Ab jetzt können Angebote abgegeben werden.«
    Eine Weile hörte sie schweigend zu. Dann legte sie das Telefon ohne Abschied weg.
    »Langsam«, mahnte sie Vance. »Universitäten sind Geschwindigkeitsfallen. Die Cops lauern nur darauf, dass sie einen Blöden erwischen.« Als er nicht reagierte, herrschte sie ihn an: »Langsam, hab ich gesagt, du Volltrottel.«
    Vance duckte sich wie ein geprügelter Hund und drosselte das Tempo. Sie fuhren zum Ende des Palm Drive. Die Bäume wichen zurück und eröffneten ihnen einen weiten Blick. Die Straße verzweigte sich zu einem Ring, der bis zur Vordertreppe des Campushofs und wieder zurück führte. Die gepflegten Rasen und Blumenbeete im Zentrum des Ovals lagen schwarz in der Nacht.
    Vance kroch weiter. Zu beiden Seiten der Straße gab es Parkplätze, von denen die meisten zu dieser Stunde leer waren. Ein wenig hinter dem rechten Straßenrand verdeckte eine Mauer aus Eichen die Universitätsgebäude.
    »Langsam.« Calder beugte sich vor und spähte hinaus. »Wir müssen die Lage erkunden.«

    Jo schielte auf ihre Uhr. Noch neunzehn Minuten bis zum vereinbarten Zeitpunkt. Sie dachte an Alec Shepard, der im Stow Lake um sein Leben kämpfte. An seine Kräfte, die mit jedem Atemzug schwanden.
    »Bitte rufen Sie einen Rettungswagen für Alec. Er kann sich doch unmöglich nur mit den Armen eine Stunde über Wasser halten. Sie können anonym von einem Münztelefon aus anrufen.«
    »Nein«, antwortete Calder.
    Jo ballte die Hände zu Fäusten und öffnete sie wieder. Keine Spur von der Polizei. Und wenn sie Misty und Seth abholen wollten, wurde die Zeit allmählich knapp.
    »Dreh eine Runde«, befahl Calder.
    »Wie Ian wohl reagieren wird, wenn er Sie sieht?« Jo warf ihr die Frage als Köder hin. Informationen waren Macht. Vor allem wenn es dabei um Dinge ging, die jemand unfreiwillig von sich preisgab. Sie musste so viel erfahren wie nur irgend möglich. Vernünftigerweise konnte sich Calder nicht einbilden, dass sie kurz davorstand, Kanans Liebe zu gewinnen. Andererseits gab es bei Calder keine Vernunft, was Kanan betraf.
    »Wie wird er reagieren?«
    »Wie kommst du darauf, dass er mich hier überhaupt zu Gesicht kriegt?«, antwortete Calder.
    »Er hat keine Ahnung, dass Sie hinter dem Ganzen stecken, oder?«
    »Du bist ein neugieriges Miststück, weißt du das?«
    »Was ist an Neugier so schlimm?«
    Calder schnaubte.
    Jo sah ein, dass sie von dieser Frau nicht mehr Respekt
erwarten konnte. »Wie sind Sie vorgegangen? Hat ihm Murdock oder Vance die Nachricht geschickt? Text, Video, digitale Fotos von Seth und Misty als Gefangene? Haben Sie selbst mit ihm geredet, bevor er aufgebrochen ist, um Slick für Sie zu beschaffen?«
    »Geht dich nichts an.«
    Jo war sich sicher, dass sich Calder im Hintergrund gehalten hatte. Ein Stellvertreter hatte ihre Drohungen überbracht. »Was sind das überhaupt für Gestalten hier? Ihre Cousins? Ihre Marionetten?«
    Keine Antwort.
    »Und wer war Ken Meiring?«
    Die anderen drei rutschten unruhig auf ihren Sitzen hin und her.
    »Wie wollen Sie den Austausch durchführen? Das muss ich wissen, damit ich es nicht vermassle oder Sie zu überstürzten Aktionen verleite. Wenn Ian mit dem Zeug kommt, steigen wir dann einfach aus?«
    »Du steigst erst aus, wenn Murdock die Ware in der Hand hat. Du steigst aus, wenn ich Ian mit meinen eigenen Augen sehe. Mit diesem Typen, diesem Gabe, redest du kein Wort, kapiert?«
    Murdock beäugte sie. »Warum steht dieser Typ überhaupt mit seinem Vornamen in deinem Telefon?«
    »Ich bin Psychiaterin. Ich muss die Privatsphäre meiner Klienten und Kontakte schützen. Die Nachnamen von Leuten speichere ich nie.«
    Wow - das war eine gute Idee. Die sollte ich mir glatt patentieren lassen.
    »Wann fahren wir zu Misty und Seth?«

    »Das lass unsere Sorge sein.«
    »Ist es nicht Zeit, sie zu holen?«
    »Nein.« Calder warf ihr einen gelangweilten Blick zu. »Ich werde

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