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Die Strafe - The Memory Collector

Titel: Die Strafe - The Memory Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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Zweihundertfünfundvierzig Meter nördlich parkten zwei kalte, leere Autos vor einem Gewerbebau.
    Plötzlich schreckte ihn ein Klopfen am Beifahrerfenster auf.
    Er drehte sich zur Seite und spürte Zorn. Dann Verwirrung. »Riva?«
    Er entriegelte die Tür. Sie stieg ein.
    »Was ist denn mit dir passiert?«, fragte er.

    Sie berührte das rote Brandmal an ihrer Stirn. »Ein Unfall.«
    Sie atmete schnell, und ihre Pupillen waren ganz groß.
    Sie beugte sich zu nah an ihn heran und legte ihm die Hand auf den Arm. »Es ist so weit.« Ihre Hand war heiß. »Ich hab Angst.«
    »Es?«
    Sie schaute verblüfft. »Ja, Ian … ich hab dich doch angerufen. Was …«
    »Der Austausch?«
    »Ja, natürlich. Ich …«
    »Was haben die Entführer gesagt? Erzähl’s mir einfach. Erst müssen wir Misty und Seth zurückholen, dann erklär ich dir alles.«
    »Ich möchte nicht … Ian, bitte …«
    Er entzog ihr seinen Arm. »Ich glaube, wir haben nicht mehr viel Zeit. Was muss ich tun?«
    Sie legte die Hand in den Schoß, starrte ihn aber weiter an, als wäre er eine Droge, die sie unbedingt wollte. Gleichzeitig war etwas Gekränktes, aber auch Beherrschtes in ihr Gesicht getreten. Sie zückte ihr Telefon. »Wir sagen ihnen, dass wir hier sind.«
     
    Jo fühlte sich so angespannt wie eine zusammengestauchte Stahlfeder. Die Kabelbinder schnitten ihr in die Handgelenke. Der leerlaufende Motor des Geländewagens röhrte wie ein wütender Bär.
    Murdocks Telefon klingelte. Er drückte es ans Ohr. »Alles klar.«
    Er kletterte über die Mittelkonsole und verstaute seinen
Wurstkörper auf dem Beifahrersitz. Er deutete nach vorn. »Fahr vor zur nächsten Straße und dann um den Block zurück zur Coleman Avenue.« Er legte den Gang ein. »Immer schön vorsichtig, Schätzchen.«
    Langsam kroch sie die Nebenstraße hinauf.
    Das Chaos war der große Gleichmacher der Welt. Ohne Sinn und Verstand drang es in das Leben der Menschen ein und mähte wie mit einer Sense durch ihre Träume und Pläne. Jahrelang hatte sie sich eingeredet, dass man dieser Wahrheit ins Auge blicken musste. Doch jetzt, wo das Chaos über sie hereingebrochen war, wollte sie sich nicht damit abfinden.
    Das Chaos konnte sie nicht steuern. Aber sie konnte versuchen zu steuern, was mit ihr und den Kanans passierte. Sie konnte versuchen, sie alle aus dieser verfahrenen Situation zu befreien.
    Sie warf einen Blick in den Rückspiegel. Mistys Augen fixierten sie. Tiefe Angst lag in ihnen, aber auch Entschlossenheit.
    Die rote Digitaluhr auf dem Armaturenbrett zeigte 22.17. Bei nächster Gelegenheit bog sie links ab, durchquerte einen Abschnitt des Industriegebiets und gelangte nach einer weiteren Linkskurve auf die breite Coleman Avenue in Richtung Süden.
    »Anhalten«, befahl Murdock.
    Sie stoppte. »Das Zeug, das Kanan zum Austausch mitbringt, ist extrem gefährlich. Niemand sollte in der Nähe sein. Vor allem nicht an einem Flughafen.«
    Murdock fuhr sie an: »Klappe.«
    »Und wenn sie die Wahrheit sagt?«, warf Vance ein.
    »Klappe, hab ich gesagt. Und zwar alle.« Murdock setzte
sich auf und starrte durch die Windschutzscheibe. »Gleich geht die Sache über die Bühne.«
    Mehrere Hundert Meter weiter vorn auf der anderen Straßenseite parkte in der Gegenrichtung der Pick-up mit hell strahlenden Scheinwerfern.
     
    Kanan spähte die Coleman Avenue hinunter. Aus einer Seitenstraße war ein Geländewagen aufgetaucht und hatte am Randstein angehalten. Er sah aus wie ein Firmenauto von Chira-Sayf, eines dieser robusten Fahrzeuge, die sein Bruder so schätzte.
    Er legte alle Kraft in seinen Blick. Und zwang sich zu Ruhe und Konzentration.
    Es war ein blauer Chevy Tahoe. Mistys Auto. Seine Familie saß darin.
    Merk dir das , mahnte er sich. Nur noch Sekunden, dann war er am Ziel. Er konnte sie schon fast berühren, Misty in seinen Armen spüren, Seths Stimme hören. Sie waren real, sie waren da, und bald waren sie wieder zu Hause. Nur das zählte.
    Riva wühlte in seinem Rucksack herum. »Wo ist es?«
    »Im Computerakku.«
    Sie nahm ihn heraus, wog ihn in der Hand und lächelte. Sie strahlte Freude aus. Wie über einen Sieg.
    »Ian.«
    Er schaute sie an.
    »Was haben die Entführer zu dir gesagt, bevor du nach Afrika geflogen bist?«
    »Dass ich bis Samstag Zeit habe, um die Probe Slick für sie zu besorgen, sonst stirbt meine Familie.«

    »Weißt du, welchen Tag wir heute haben?«, fragte sie.
    Er überlegte und stieß nur auf Leere. »Nein.«
    Sie beugte sich leicht zu ihm. »Es

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