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Die Strafe - The Memory Collector

Titel: Die Strafe - The Memory Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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ist Sonntag.«
    »Was?«
    Sie zog einen fetten schwarzen Filzstift aus der Tasche und nahm die Kappe ab.
    Plötzlich raste sein Puls. »Was erzählst du da? Wenn es Sonntag ist und ich ihnen Slick nicht übergeben habe …«
    Sie fasste ihn am Handgelenk und schob seinen Ärmel hoch. Auf seinem Unterarm standen Worte.
    Verdammt. Sein Herz donnerte in seinen Ohren. Riva drückte den Stift auf seine Haut und begann zu schreiben.
    Wie ein tosender Wasserfall füllte der Herzschlag seinen Kopf. Diese Worte … es konnte … nein …
    Er entwand Riva den Stift und riss seinen Arm weg. Wieder starrte er auf den Tahoe vorn an der Straße. In diesem Auto saß seine Familie. Merk dir diesen Gedanken. Hiphopbässe wummerten durch die Straße.
    Nein, es stimmte nicht. Riva musste sich täuschen.
    Plötzlich rauschte ein auffrisierter Honda mit breiten Reifen und schimmernden Zierblenden vorbei.
    Der scharfe Tintengeruch aus dem Stift stieg ihm zu Kopf.
     
    Er saß hinter dem Steuer eines Pick-ups und hatte einen Filzstift in der Hand. Auf seine Haut waren Worte geschrieben.
    »Ian«, sagte jemand.
    Er wandte den Kopf. Riva Calder saß auf dem Beifahrersitz.

    »Es tut mir ja so leid, Ian.«
    Er starrte auf seinen Arm. Um ihn herum stürzte seine Welt ein.
    Am Samstag starben sie.

KAPITEL 36
    Mit rasendem Puls behielt Jo die Straße im Auge.
    Weiter vorn an der Coleman Avenue parkte der Pick-up mit laufendem Motor und hellen Scheinwerfern.
    Murdock legte das Telefon weg. »Bei Riva ist alles klar. Gleich ist es so weit. Wir erledigen das und gehen alle zufrieden auseinander. Fünf Minuten.«
    Doch das andere Auto bewegte sich nicht. In Jos Magen rumorte es.
    Alles klar. Das hieß, dass Kanan die Probe Slick bei sich hatte.
    Jo überlegte angestrengt. Kanan hatte keine Ahnung, dass Calder hinter allem steckte. Sie hatte es bis heute Abend geschafft, im Hintergrund zu bleiben. Wenn er bereit war, zusammen mit ihr im Auto zu sitzen und sich mit ihr zu unterhalten, musste er sie für eine unschuldige Kollegin halten, die ihm in einer verzweifelten Notlage zur Seite stand.
    Calder wusste natürlich, dass ihre Pläne durchkreuzt waren. Wenn sie nicht die Augen vor der Wahrheit verschloss, konnte sie nur noch eine Möglichkeit sehen: Flucht. Und
sie war nicht dumm. Sie war rücksichtslos. Sie wollte abhauen. Aber nicht ohne Slick.
    Und sie wollte natürlich eine reibungslose Flucht. Ihre Komplizen Murdock und Vance hatten keinen hohen Stellenwert. Jo schätzte sie als Opportunisten ein, als Feiglinge. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass sie für Riva Calder dichthalten würden. Wenn die Polizei sie fasste, würden sie sich garantiert auf einen Deal einlassen.
    Das musste auch Riva klar sein. Die Frage war nur, welche Konsequenzen sie daraus zog.
    »O Gott«, ächzte sie.
    Calder hatte vor, in den Firmenjet von Chira-Sayf zu steigen und in die Freiheit zu entschwinden. Und sie wollte zwei Dinge mitnehmen. Und das waren bestimmt nicht Bratwurst und Rührei, die hier zusammen mit Jo im Tahoe hockten und vor Anspannung durch den Mund atmeten. Sondern Slick und Ian Kanan.
    Und beides hatte Riva Calder schon dort vorn in dem Pick-up.
    Ihr Zauberteppich für die Flucht war der Jet auf der anderen Seite des Flughafens. Mit unerträglicher Klarheit hörte Jo Rivas Antwort auf Murdocks Frage nach der Zutrittskarte. Die bring ich nachher mit.
    Sie hatte nicht vor, zurückzukommen. Sie wollte fliehen und ihre Partner um ihren Teil der Beute prellen.
    »Das sieht schlecht aus, Murdock«, sagte Jo. »Riva hat keinen guten Grund, so lange in dem Pick-up zu sitzen. Da ist was faul.«
    »Du gehst mir schon den ganzen Abend auf den Sack, das ist das Einzige, was faul ist.«

    »Sie will abhauen und dabei keine Zeugen hinterlassen.« Weil sie einen Vorsprung brauchte. Weil sie Misty hasste. »Schalten Sie den Gang ein. Ich möchte hier wegkönnen.«
    »Blödes Gefasel.«
    Jo drehte sich zu ihm. »Murdock, Riva will Sie reinlegen.«
     
    Kanan starrte Riva im Schein der spärlichen Innenbeleuchtung an. »Sie sind nicht tot.«
    Riva atmete schwer. Sie hatte die Augen weit aufgerissen. »Ian, nein. Es tut mir leid, dass ich dir das noch mal sagen muss.«
    »Noch mal? Was redest du da für Zeug?«
    »Es fällt mir schwer, die Wunde immer wieder aufzureißen.«
    »Was soll das heißen, immer wieder?« Wie oft hatte sie es ihm schon erzählt?
    Nein. Es war unmöglich.
    Sie legte die Hand auf seine. »Liebling, sie leben nicht mehr.«
    Liebling?
    Ihre Haut

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