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Die Strafe - The Memory Collector

Titel: Die Strafe - The Memory Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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war glühend heiß. Sie drückte ihm die Hand und leckte sich über die Lippen, als wären sie ausgetrocknet.
    »Hör mir jetzt gut zu«, flüsterte sie. »Ich weiß, es ist ein schwerer Schlag für dich. Aber du musst dich zusammennehmen. Wir haben nur ein paar Minuten.«
    »Worauf willst du hinaus, Riva?«
    »Alles ist gut.« Der Ausdruck in ihren Augen war verzweifelt. Zugleich bedürftig und … wachsam, als würde sie ein großes Risiko eingehen.

    »Von wegen.«
    »Schatz, du kannst im Moment nicht richtig nachdenken. Hör mir einfach zu. Wir müssen die Gelegenheit nutzen. So eine Chance kriegen wir nie wieder.«
    Er entzog ihr seine Hand. »Ich bin nicht dein Schatz. Willst du … verdammt, Riva. Nein. Was ziehst du hier eigentlich für eine Show ab?«
    »Ian.« Sie hob den Arm, wie um ihn zu berühren.
    Er fuhr zurück. »Wo ist meine Frau? Wo ist mein Sohn?«
    »Ich hab es dir gesagt. Sie sind tot.«
    »Und ich hab mich stattdessen auf dich eingelassen? Du träumst.«
    Ihre Stimme wurde schärfer. »Hör auf. Für solche Spielchen haben wir jetzt keine Zeit.«
    Plötzlich und offenbar mit bewusster Anstrengung wurden ihre Züge wieder weicher, und sie streckte die Hand nach seiner Schulter aus. Das Licht spiegelte sich in dem Ring an ihrem Finger.
    Er packte ihre Hand. »Warum trägst du Mistys Ehering?« Sein Blick fiel auf den Delfinanhänger an ihrem Hals. »Die Sachen hab ich ihr geschenkt. Nimm sie ab.«
    Angst, Panik und Verwirrung belagerten ihn mit lautem Zischen.
    »Was ist los? Und erzähl mir bitte nicht, dass ich mit dir geschlafen habe. Mein Gedächtnis ist total hinüber, aber ich bin garantiert nicht mit dir ins Bett gestiegen. Nie im Leben. Also hör endlich auf mit diesem Mist und sag mir, wo meine Familie ist.«
    Langsam zog Riva die Hand zurück. Als sie ihren Schoß erreichte, war sie zur Faust geballt. Ihre Lippen bebten.
Schließlich schluckte sie. Sie packte den Anhänger und zerrte so fest daran, dass die Kette riss. Dann rupfte sie sich den Ring vom Finger und hielt ihm den Schmuck hin.
    Sie hob das Kinn und sprach durch die zusammengepressten Zähne. »Sie sind tot.« Sie schaute durch die Windschutzscheibe. »Und die Mörder sitzen dort vorn in deinem Tahoe.«
     
    Murdock warf Jo einen bösen Blick zu. »Schluss mit dem Scheiß. Riva holt das Zeug von Kanan.«
    Jo versuchte, gleichmäßig zu atmen, aber ihr Herz pochte zu heftig. Die roten Ziffern am Armaturenbrett zeigten 22.24 Uhr.
    »Riva ist schon seit über fünf Minuten bei Kanan«, stellte sie fest.
    »Und?«
    »Kanans Gedächtnis wird alle fünf Minuten ausgelöscht. Ich sag euch, sie führt was im Schilde. Das Ganze stinkt zum Himmel.«
    Murdocks Handy klingelte.
    Er klang gereizt, als er sich meldete. »Was ist?« Stirnrunzelnd saugte er an den Zähnen, während er nach vorn zu dem wartenden Pick-up spähte. Schließlich zuckte er die Achseln. »Klar.«
    Er beendete das Gespräch und wandte sich an Vance. »Pass auf sie auf.«
    Murdock deponierte das Telefon auf der Ablage und stieg aus. Er machte einen Schritt von der Tür weg und hob die Hand, um zu winken.

    Riva ließ Mistys Anhänger und Ehering in Kanans Hand fallen. Das Gold fühlte sich warm an. Warm und befleckt. Er betrachtete sie.
    Sie war geschlagen worden. Ihre Lippen waren gesprungen, ihr Gesicht geschwollen, und sie hatte ein rotes Mal auf einer Seite der Stirn, das nach dem Abdruck eines Bügeleisens aussah. Sie zitterte vor Wut und Schmerz.
    »Was ist mit dir passiert?«, fragte er.
    »Ich bin vor den Entführern geflohen«, antwortete sie. »Seth und Misty haben es nicht geschafft. Die Polizei hat ihre Leichen gefunden. Sie wurden zu Tode geprügelt. Misty wurde vergewaltigt.«
    Alles um ihn herum wurde weiß, als hätte der Blitz eingeschlagen.
    »Die Polizei hat ihr Versteck aufgespürt. Misty und Seth waren schon tot. Aber die Entführer wissen nicht, dass sie enttarnt sind. Sie glauben immer noch, dass du ihnen die Slick-Probe geben wirst.«
    »Das kann nicht sein.« Ohne dass er es wollte, entrang sich ihm ein gellender Schrei. Er umklammerte mit beiden Händen den Kopf und sackte gegen das Fenster.
    Er konnte nicht mehr atmen, nichts mehr sehen. Wie durch dicke Mauern hörte er Riva in ihr Handy sprechen.
    »Ian.«
    Seine Augen wollten sich nicht öffnen. Sie legte ihm die weichen, heißen Finger um den Nacken.
    »Ian, das ist er.« Sie schaltete das Fernlicht ein.
    Er zwang sich, hinauszuschauen. Neben dem Tahoe stand ein Mann. Völlig ungedeckt

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