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Die Strafe - The Memory Collector

Titel: Die Strafe - The Memory Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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Metern bitte rechts abbiegen.«
    Auf dem Display erschien eine Route, ein Pfeil, der ihn zu seiner Familie führte. Er legte den Gang ein.
     
    Jo saß hinter dem Steuer des Tahoe, der im Leerlauf auf einem verwaisten Büroparkplatz gleich hinter dem Highway 101 stand. Durch die Windschutzscheibe beobachtete sie, wie Calder ihr Telefongespräch beendete.
    Dann lief Riva zurück zum Wagen, stieg ein und betätigte den Schalthebel. »Los.«
    Calders Wangen waren rot, ihre Pupillen erweitert. Sie wirkte, als hätte man ihr gerade eine Zuckerspritze verpasst. Nach ihrem Verhalten am Telefon und der Art, wie sie immer wieder über die Delfinhalskette rieb, konnte sich Jo gut
vorstellen, dass sie mit einer Droge namens Ian Kanan gesprochen hatte.
    Jo steuerte zurück auf den Highway und fuhr weiter nach Süden durch San José. Sie konnte weder hupen noch das Fenster herunterlassen, um den anderen Fahrern etwas zuzurufen. Natürlich hätte sie das Tempolimit überschreiten oder den Tahoe zu Schrott fahren können, aber sie wusste, wenn sie plötzlich ausscherte, würde Murdock aus irgendeinem Gesicht hier im Wagen eine Austrittswunde machen. So blieb sie auf ihrer Spur und rollte unter dem gelblichen Schein der Straßenlaternen mit der erlaubten Geschwindigkeit auf den Flughafen San José zu. Hinten auf der Ladefläche des Geländewagens hielten Seth und Misty still, bewacht von Vance’ Pistole.
    Zwei Minuten später erblickte Jo den Flughafen. Das Areal grenzte mit dem Zaun praktisch direkt an den Highway. Gleich dahinter lag das Ende einer Landebahn. Dass sie zum Flughafen fuhren, musste bedeuten, dass Riva sich absetzen wollte. Und Jo konnte sich keinen ungünstigeren Ort vorstellen, um Geiseln zu töten.
    »Hier, die Abfahrt«, sagte Murdock.
    Mit den ans Steuer gefesselten Händen konnte Jo nicht blinken. Calder tat es an ihrer Stelle.
    Mit klopfendem Herzen verließ sie den Highway. In der Ferne erspähte sie die Terminals, den Tower und einen rollenden Jet auf einer Startbahn. Sie machte sich bereit, rechts abzubiegen.
    »Links«, befahl Calder.
    Jo musterte sie erschrocken. »Was? Wohin fahren wir?«
    »Keine Fragen.«

    Statt zu den Terminals abzubiegen, fuhren sie auf dem Airport Boulevard an der südlichen Abzäunung des Flughafens vorbei. Sie passierten stachlige Strommasten. Rechts war durch den Maschendraht das Rollfeld zu erkennen. Lande- und Startbahnen glichen schwarzen Schneisen unter Christbaumlichtern. Dann folgte eine lange, glänzende Schutzmauer. Oben setzte mit gleißenden Scheinwerfern und kreischenden Motoren eine 737 zum Landeanflug an.
    Vorn, am äußersten Ende des Flugfeldes, lagen die Privatterminals. Unter grellen Hangarlampen glänzte eine Phalanx von Firmen- und Chartermaschinen.
    Riva telefonierte. »Wir sind in zehn Minuten da. Alles bereitmachen.«
    Das klang nicht gut. Es klang sogar ausgesprochen schlecht.
     
    Kanan drosselte das Tempo und nahm die Abfahrt. Den Blick auf die vor ihm liegende Straße gerichtet, bog er westlich vom Flughafen in die Coleman Avenue. Vom San José Airport hoben zahlreiche Linienflugzeuge mit Zielen in Mexiko, Südamerika, Kanada sowie im Mittleren Westen und an der Ostküste der USA ab.
    Sein Blick reichte über die Abzäunung und weit über die Pisten. Bei den Terminals waren die Jets aufgereiht, die an Flugsteigen und Tankschläuchen hingen wie Ferkel an den Zitzen einer Sau. Das Gelände erstreckte sich als dunkle Fläche zwischen den Linienmaschinen an der Ostseite des Flughafens und den Privatterminals im Westen. Die Ampeln an den Start- und Landebahnen strahlten lebhaft. Rot,
gelb, grün. Er sah sie gestochen scharf, so klar, dass er glaubte, ihre exakte Frequenz im elektromagnetischen Spektrum angeben zu können.
    Dieses Ding in seinem Kopf, das seine Erinnerungen fraß, war bizarr. Es schnitt große Teile seiner Welt einfach ab, schaufelte seine Erfahrungen weg wie ein Mähdrescher, sammelte alle Informationen ein, bevor er sie speichern konnte. Doch das Ding wirkte sich nicht nur auf das Gedächtnis aus. Es sammelte nicht nur, sondern entfachte auch etwas in seinem Kopf. Wenn er langsam atmete und sich konzentrierte, konnte er spüren, dass er neu verdrahtet worden war. Er hatte das Gefühl, dass sein Gehirn bis zum Anschlag aktiv war.
    Vielleicht half ihm das, um seine Familie zurückzubekommen.
    Die GPS-Stimme schnurrte: »Sie haben Ihr Ziel erreicht.«
    Von wegen.
     
    »Langsam«, mahnte Calder.
    Auf der Coleman Avenue herrschte Ruhe, und das

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