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Die Strafe - The Memory Collector

Titel: Die Strafe - The Memory Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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bei der offenen Tür. Er hob winkend den Arm.

    »Es sind zwei Entführer«, fügte Riva hinzu. »Ein Mann und eine Frau.«
    Eine Frau? Warum kam ihm das so plausibel vor? Seine Faust schloss sich um Mistys Schmuck.
    »Ian.« Riva schien kurz vor dem Zusammenbruch, als hätte sie mehr eingesteckt, als sie vertragen konnte. »Ich halte zu dir. Egal, was du tust. Egal, wie weit du gehst. Aber wir müssen sofort handeln.«
    Das Gewehr lag hinter den Sitzen.
    »Setz dich ans Steuer«, sagte er.

KAPITEL 37
    Jo beobachtete Murdock aus dem Augenwinkel. Er stand neben dem Wagen und machte Calder ein Zeichen.
    Das Fernlicht des Pick-ups durchbohrte die Nacht. Hinter dem grellen Schein glaubte sie einen Schatten zu erahnen, der sich durch das Schiebedach des Pick-ups schlängelte.
    »Verdammt …«
    Plötzlich wurde Murdock nach hinten geschleudert, als hätte ihn eine Abrissbirne in die Brust getroffen. Ein scharfer Knall zuckte durch die Nacht. Murdock lag hingestreckt auf dem Boden, und auf seiner Brust breitete sich ein dunkler, feuchter Fleck aus.
    Aorta, oder direkt in eine Herzkammer.
    »Scheiße.« Jo zog den Kopf ein.
    Das nächste Geräusch klang wie eine Murmel, die mit Schallgeschwindigkeit gegen die Windschutzscheibe prallte. Ein kleines sauberes Loch wurde durch das Glas gestanzt.
    »Verdammt, was ist los?« Vance wollte die hintere Tür aufreißen, die aber mit der Kindersicherung verriegelt war. »Murdock, was …«

    Krach. Eine weitere Kugel durchbohrte die Windschutzscheibe. Sie schlug in den leeren Beifahrersitz. Durch den Wagen wehten Glasstaub und Fetzen aus der Polsterung.
    »Sie schießen auf uns. Vance, leg den Gang ein«, schrie Jo.
    Sein Gesicht wurde schlaff vor Panik. »Was?«
    »Sie schießen. Leg den Gang ein, los! «
    Dröhnend raste der Pick-up auf sie zu und fraß die Meter auf der breiten Straße. Das nächste Geschoss prallte jaulend vom Rahmen des Tahoe ab. Vance krümmte sich. Im grellen Licht der heranbrausenden Scheinwerfer wurde sein Gesicht totenblass.
    »Vance!«
    Wimmernd grapschte er nach der Schaltung.
    »Mach schon!«
    Endlich fand er den Rückwärtsgang und kroch vor der Rückbank auf den Boden.
    Jo stieg aufs Gas.
    Krach. Ein Loch in der Windschutzscheibe zog spinnwebartige Kreise. Vance flennte weiter. Im Spiegel beobachtete Jo, wie Misty die Hände unterm Hintern nach vorn zerrte und sich den Knebel aus dem Mund riss.
    »Riva schießt auf uns?«, rief sie.
    Nein, dein Mann. Jo duckte sich hinters Steuer. Sie musste beschleunigen, um den Abstand zwischen sich und dem Schützen zu vergrößern, und im Rückwärtsgang war das nicht zu schaffen.
    Entschlossen stieg sie auf die Bremse. »Leg den Vorwärtsgang ein.«
    Mit quietschenden Reifen stoppten sie. Vance’ Arm fuchtelte
nach dem Schalthebel. Bekam ihn zu fassen. Ein Ruck ging durch den Geländewagen.
    Das Pedal bis zum Anschlag durchgedrückt, steuerte Jo direkt auf die Scheinwerfer zu. Sie kauerte sich tief nach unten und hörte einen Laut aus ihrer Kehle aufsteigen, eine Mischung aus nackter Angst und einem Gebet. Aus dem Weg, ihr Blödsäcke.
    »Was soll das?«, rief Misty.
    Zweihundert Meter, hundertfünfzig, hundert.
    Über ihrem Kopf zerbarst das Schiebedach des Tahoe, und die Glasscherben spritzten nach allen Seiten. Jo hielt das Steuer fest umklammert.
    So tief unten konnte sie der Airbag nicht schützen. Immerhin besaß sie einen gültigen Organspendeausweis.
    »Weich aus!«, kreischte Vance.
    Noch fünfzig Meter. Sie war wild entschlossen. Das Fernlicht strahlte ihr voll ins Gesicht.
    Der Pick-up scherte aus.
    Bamm! Ein scharfes Geräusch hallte durch den Wagen. Der Pick-up hatte den Seitenspiegel des Tahoe weggefetzt. Im Rückspiegel verfolgte Jo, wie der Pick-up ins Schleudern geriet, zu stark korrigierte und über den Randstein auf den Rasen eines Bürogebäudes hüpfte. Ganz hinten im Tahoe beugte sich Misty über Seth und bemühte sich, ihn aus seinen Handfesseln zu befreien.
    Dann leuchteten die Bremslichter des Pick-ups auf. Schlingernd schleuderte er Grasklumpen in die Luft und beschrieb eine Schleife auf dem Rasen. Jo erkannte die dunkle Gestalt eines Mannes, der auf dem Beifahrersitz stand und sich am Schiebedach festhielt. Dass er ein Präzisionsgewehr
in der Hand hatte und gut damit umgehen konnte, wusste sie bereits. Sie ließ den Fuß auf dem Gas.
    »Was ist da los?« Misty hob kurz den Kopf.
    »Scheiße, Scheiße, verdammte Scheiße …«, jammerte Vance.
    »Riva will uns alle umbringen. Mach mir

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