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Die Strafe - The Memory Collector

Titel: Die Strafe - The Memory Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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nötig.«
    »Warum nicht?« Sie zog eine Augenbraue hoch. »Weil Sie wissen, wer Sie vergiftet hat? Oder weil Sie sich selbst vergiftet haben?«
    Draußen im Gang schoben zwei Sanitäter einen schreienden Patienten auf einem Bett vorbei. Abgelenkt von dem
Geräusch, wandte sich Kanan um. Der Stift schwebte über dem Notizbuch.
    »Ian?«
    Sein Blick war wieder völlig klar, als er sie anschaute. »Bin ich hier in einer Notaufnahme? Ist etwas passiert, Dr. …« Er entzifferte ihr Namensschild. »… Beckett?«

KAPITEL 6
    Unregelmäßiges Licht flirrte silbern durch die Wolken. Die Schatten im Zimmer wurden dunkler und länger - wie das angespannte Schweigen. Jo nahm Kanan das Notizbuch ab und zeigte ihm, was er geschrieben hatte. Jo Beckett. Forensische Psychiaterin.
    »Was ist geschehen?«
    Sie kramte einen wasserfesten Filzstift aus der Umhängetasche. »Geben Sie mir Ihre Hand.«
    Er hielt ihr den Arm hin. Sie drehte die Handfläche nach oben und schrieb: Schwerer Gedächtnisverlust. Ich kann keine neuen Erinnerungen bilden. »Später brauchen Sie ein Patientenarmband, aber das muss fürs Erste reichen.« Sie reichte ihm den Stift. »Wenn es noch was anderes gibt, woran Sie sich ganz dringend erinnern müssen, schreiben Sie es lieber gleich auf.«
    Er brauchte noch viel mehr. Einen Fotoapparat. Am besten gleich einen ständigen Begleiter. Fassungslos starrte er auf die Worte.
    »Sie haben eine Hirnverletzung. Sie haben mir gesagt, dass Sie vielleicht vergiftet wurden. Ich muss wissen, wie und womit.«

    Er legte die Hand an den Kopf und schloss die Augen. Dann klappte er zusammen.
    »Ian?«
    Er stürzte zum Mülleimer. Beugte sich darüber und erbrach sich.
    Hinter ihr öffnete sich die Tür, und Rick Simioni trat ein. Er bemerkte den kauernden Kanan und steuerte auf ihn los.
    Kanan richtete sich auf. Als er Simioni entdeckte, wirbelte er herum. »Wer sind Sie?«
    »Dr. Simioni, der Neurologe.«
    In der offenen Tür stand eine Frau, die alles beobachtete. Sie glänzte wie lackiertes Holz. Eine kräftige, geschmeidige Weide. Ihre Gliedmaßen waren gebräunt und sehnig, ihr Haar ein seidiger, karamellfarbener Guss. Ihre weit aufgerissenen Augen hingen an Kanan.
    »Ian.« Ihre Stimme war erstickt.
    Kanan stützte sich mit der Hand an der Wand ab. Mit hängendem Kopf und immer noch bleich vor Übelkeit, fand er ihren Blick.
    Simioni legte Kanan die Hand auf den Ellbogen. »Setzen Sie sich doch.«
    »Gleich«, erwiderte Kanan.
    Die Frau schritt durch den Raum. Sie hob die Hand und berührte ihn behutsam an der Brust.
    Simioni winkte Jo hinaus. »Lassen Sie sie eine Minute allein.«
    Jo trat mit dem Neurologen in den Gang. Durch die langsam zuklappende Tür bemerkte sie, wie die junge Frau Kanans Wange streichelte. Kanans farblose Augen blieben undurchdringlich. Erleichterung, Verwirrung, Freude, Verzweiflung
- Jo war außerstande, seinen Blick zu deuten. Er zog ihre Hand vom Gesicht und umklammerte sie fest. Die Tür fiel ins Schloss.
    Jo schaute Simioni fragend an.
    »Das ist seine Frau«, sagte er. »Sie ist so schnell wie möglich hergekommen, als ich ihr am Telefon von Ians Zustand berichtet habe. Es hat sie schwer getroffen.«
    »Wo war sie in den letzten zwei Stunden?«
    »Danach hab ich sie nicht gefragt. Sie sehen aus, als hätte Sie der Schwarze Mann angefallen. Was Neues von Mr. Kanan?«
    »Ein ganzer Haufen. Ziemlich unheimlich.«
    Simioni schaute zur geschlossenen Tür. Nach kurzem Zögern wandte er sich mit einem Stirnrunzeln wieder zu Jo. »Dem kann ich gleich was hinzufügen. Die Flughafenpolizei hat sein Gepäck eingesammelt und es hergeschickt. Er ist mit ziemlich ungewöhnlichen Souvenirs gereist: ein Schwert und zwei Dolche.«
    »Was für ein Schwert?«
    Er schien verblüfft. »Merkwürdige Frage.«
    »Ein Zeremonienschwert, ein olympiatauglicher Degen oder ein Breitschwert, mit dem er auf Mittelalterfesten Turniere bestreitet?«
    »Zumindest ist es nicht blutbefleckt. Und es ist alt. Sehr alt. Der … wie heißt das noch, der Griff …«
    »Das Heft.«
    »… ist kunstvoll verziert. Mit Schriftzeichen, alt und abgeschabt. Arabisch. Warum fragen Sie?«
    »Er war in Afrika und im Nahen Osten. Angeblich arbeitet er als Firmenaufpasser, aber er kommt mit Waffen nach
Hause. Er sagt, er wurde vergiftet, aber vielleicht wollte er Selbstmord begehen. Außerdem besitze ich selbst ein vierhundert Jahre altes japanisches Katana. Wenn ich erfahre, dass irgendjemand messer- oder schwertartige Gegenstände

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