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Die Strafe - The Memory Collector

Titel: Die Strafe - The Memory Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Gardiner
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steht. Halten Sie die Ohren steif.«
    Kanan schaute ihm nach, bis die Tür hinter ihm zufiel. »Das will mir einfach nicht in den Kopf. Ich kann mich an alles erinnern. Ian Davin Kanan. Alter: fünfunddreißig. Blutgruppe A positiv.«
    Er betete Adresse, Geburtsdatum, Führerschein- und Versicherungsnummer herunter. »Mit acht hab ich mir im Sommerferienlager den Arm gebrochen. Mit Misty war ich beim Abschlussball am College. Sie ist meine Frau. Ich arbeite für Chira-Sayf. Den Sicherheitscode für die Labortür kenne ich auswendig.«
    »Wie spät ist es?«, fragte Jo.
    »Ich weiß nicht, früher Abend vielleicht?«
    »12.30 Uhr.«
    Kanan sah zum Fenster hinaus. Die Mittagssonne kämpfte gegen die Regenwolken an. Der Anblick machte ihn sprachlos.
    »Wie sind Sie hierhergekommen?«
    »Mit dem Auto wahrscheinlich.«
    »Mit dem Krankenwagen.«
    Er runzelte die Stirn.

    Jo senkte die Stimme. »Im Krankenwagen habe ich Ihnen von der Kopfverletzung erzählt, und Sie haben geantwortet: ›Sie werden sagen, dass ich es selbst getan habe.‹«
    Ohne zu antworten, holte er sein Telefon heraus. »Entschuldigen Sie, ich muss meine Frau anrufen.«
    »Schauen Sie sich das Register mit den ausgegangenen Anrufen an.«
    Er drückte auf Tasten. Als er feststellte, dass er Dutzende Male dieselbe Nummer gewählt hatte, zog er ein Gesicht, als hätte ihn ein Stein mitten zwischen die Augen getroffen.
    Mehrere Sekunden lang ließ Jo das Schweigen wirken. »Wer wird sagen, dass Sie es selbst getan haben, Ian? Und warum?«
    Er steckte das Telefon ein und wandte sich zur Tür. »Ich muss los.«
    Entschlossen trat sie ihm in den Weg. »Was ist mit Ihnen passiert?«
    Er hielt nur kurz inne. »Bitte entschuldigen Sie. Aber ich gehe jetzt.«
    »Was ist in Übersee passiert? Wie haben Sie sich die Schrammen am Arm zugezogen? Reden Sie endlich. Ich kann Sie immer noch einweisen lassen. Und die Cops möchten Sie sowieso festnehmen.«
    Er wölbte die Augenbraue. »Sie sind ja ein echter Drachen. Waren Sie schon mal Feldwebel?«
    »Nicht nötig. Ich bin so gemein, da tanzen die Soldaten auch ohne Abzeichen nach meiner Pfeife.« Hoffentlich kam das nie dem Mann in ihrem Leben zu Ohren. »Also raus damit - was ist mit Ihnen passiert?«

    Kanans Ausdruck wurde hart, und einen Augenblick dachte sie schon, er würde sie gleich zur Seite stoßen. Dann erschien eine Mischung aus Schmerz und Ironie auf seinem Gesicht. »Die eigentliche Frage ist doch: Was wird mit mir passieren?«
    Ihre Schultern sackten nach unten. »Sie bleiben derselbe Mensch. Diese Sache wird sich weder auf Ihre Intelligenz noch auf Ihre Persönlichkeit auswirken. Auch nicht auf Ihre vorhandenen Erinnerungen. Ihre Kenntnisse und Fähigkeiten bleiben unberührt.«
    »Ich werde also weiter ein Auto steuern und ein Reh häuten können.«
    »Ja.«
    »Und alle Leute erkennen?«
    »Ja. Es ist keine Demenz. Kein Alzheimer.«
    »Aber mein Gehirn wird nichts mehr aufzeichnen.«
    »So kann man es ausdrücken, ja.«
    »Also bloß noch Arbeitsspeicher. An den Langzeitspeicher wird nichts mehr weitergegeben. Ich hab keinen Zugang zur Festplatte mehr.«
    Er brach nicht in Tränen aus. »Der andere Arzt …« Mit einem kurzen Blick zur Tür signalisierte er, dass er Simioni meinte. »Er hat sich verdrückt, damit Sie es mir erklären müssen.«
    »Ich bin Psychiaterin. Man erwartet von mir, dass ich gut bin im Umgang …«
    »Mit Leuten, deren Leben zerstört ist?«
    »Ja.«
    Einen Moment lang blieb er stumm, dann stieß er ein leises Lachen aus, das keines war. »Ehrlich sind Sie, das muss
man Ihnen lassen. Was machen Sie genau? Ziehen Sie als Einzelkämpferin durch die Gegend, um Spinner einzubuchten?«
    »Ich bin forensische Psychiaterin. Und ich mache Bereitschaftsdienst für Notfälle wie den Ihren.«
    »Forensisch?«
    »Das heißt nicht, dass ich bei der Spurensicherung bin. Es handelt sich um psychologische Arbeit im Zusammenhang mit polizeilichen Ermittlungen.«
    »Habe ich heute gegen irgendwelche Gesetze verstoßen?«
    »Die Cops sind dieser Ansicht.« Sie erzählte ihm, dass er Officer Paterson im Flugzeug niedergerungen hatte und mit einem Taser beschossen worden war.
    Ihm war das alles neu. »Die warten also da draußen, um mich zu verhaften?«
    »Sie sind da draußen. Bis jetzt konnte ich sie davon abhalten, Sie zu verhaften.«
    »Ich habe nicht das Gefühl, irgendwas zu vergessen.«
    »Was sagt Ihr Gefühl?«
    Er schaute sie vielsagend an. »Sie klingen wirklich wie eine

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