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Die strahlenden Hände

Die strahlenden Hände

Titel: Die strahlenden Hände Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Neroschenko war strahlender Laune, polierte mit der Hand seine Glatze, umarmte Corinna und Ljudmila wieder mit Bruderküssen und blinzelte Soja Igorowna zu. Er wußte längst, daß Dr. Latischew bei dem Versuch, in ihr Zimmer einzudringen, eine saftige Ohrfeige erhalten hatte.
    Vor dem Hauptgebäude wartete der Kleinbus.
    Die Grunduntersuchungen durch einen Arzt und eine Ärztin waren schnell beendet: Blutentnahme zur Blutzuckerbestimmung, Urinprobe, EKG, EEG, Röntgenaufnahmen von Lunge und Herz, Meßwerte am Sergejew-Detektor, Aufnahmen mit der Kirlian-Hochfrequenzfotografie … Corinna durchlief wie auf einem Fließband diese ganze komplizierte Untersuchung mit fast lautloser Schnelligkeit – ein Beweis, wie fabelhaft eingespielt die Mannschaft von Professor Neroschenko war. Sogar gynäkologisch wurde Corinna von der Ärztin untersucht. »Wir müssen alle Bedenken ausschalten, Corinnaschka«, sagte Neroschenko entschuldigend, »allen Gegenargumenten standhalten. Das heißt auch, daß wir mögliche Verstecke von Magneten oder anderen Hilfsmitteln kontrollieren. Sie glauben nicht, was Frauen gerade im Intimbereich verstecken können. Vom Heroin bis zu Diamanten. Welcher Kontrolleur wagt schon zu sagen: Nun lassen Sie mich mal da nachsehen …«
    Die Fahrt mit dem kleinen Bus führte in die Berge. Die Straße endete in einer Schlucht, in der man vielleicht im Sommer weiterfahren konnte, wo man jetzt aber im sibirischen Winter heillos in Schneeverwehungen geriet und bald festsaß. Noch ein paar Meter kämpfte sich der Bus in die Schlucht hinein, dann hielt er an. Der Fahrer hob die Hand.
    »Kanjetschnaja stanzija!« (Endstation)
    »Hier sind wir!« sagte Neroschenko und strich wieder liebevoll über seine Glatze. Er drehte sich zu den anderen um. Im Bus war es warm, die Heizung summte. Der Fahrer, der eben mal ausgestiegen war, kam schnell zurück. In der kurzen Zeit war ihm der Atem zu kleinen Kristallen vor Mund und Nase gefroren. Neroschenko warf einen Blick auf das an der Tür angebrachte Außenthermometer. »Es sind achtundzwanzig Grad minus. Nur achtundzwanzig … aber es reicht. Für Sibirien ist das fast noch Frühling.« Er lachte über diesen faden Witz am lautesten und rieb sich die Hände. Auf deutsch sagte er dann: »Was wird, erklären soll Dr. Boganorow. Ich nix so sprechen.«
    »Ich muß etwas weiter ausholen, um das Experiment zu erklären.« Dr. Boganorow blickte nach draußen. Ein zweiter Wagen quälte sich bis zu ihnen vor. Vier Techniker stiegen aus, mit Spezialkameras, Meßinstrumenten und anderen Apparaten. Sie begannen, den Schnee mit Schaufeln zu glätten, bis sie eine Art Plattform hatten. Darauf bauten sie ihre Instrumente auf. Dr. Boganorow sprach unterdessen weiter.
    »In alten Schriften, Sagen, Liedern, Balladen und auch privaten Aufzeichnungen ist uns aus Sibirien, von den Nomaden, den Jakuten und Tungusen, aus dem Altaigebiet und im Süden aus der Gegend am Ussuri überliefert worden, daß die Schamanen, die seit Jahrhunderten als Medizinmänner ihrer Völker die Verbindung zu den Göttern hielten, über die Fähigkeiten des Gesundbetens und der Telepathie verfügten, wahrsagen konnten und die Sprachlaute der Tiere verstanden. Aber das war noch nicht alles. Darüber hinaus gelang es ihnen, mit ihrer Willenskraft, mit ihrer bio-plasmatischen Ausstrahlung, mit dem Energiefeld, das sie um sich erzeugen konnten, mit dem ›Leuchten‹ aus ihrem Körper, physikalische und medizinische Gesetze zu erschüttern. Die exakten Wissenschaften, vor allem die Medizin, belächeln das oder ignorieren es sogar – bis heute! Man vergißt dabei, daß gerade auch die christliche Kirche ihre Glaubenssubstanz aus den Wundern bezieht. ›Leuchtende Wesen‹ lehnt man ab – was aber anderes sind die Heiligen unserer Kirche mit ihrem leuchtenden Heiligenschein? Und warum wurden sie ›Heilige‹? Weil sie Wunderheilungen vollbrachten, weil sie – wie Franziskus – sich mit den Tieren unterhalten konnten oder sonst Dinge taten, die außerhalb oberflächlichen menschlichen Begreifens liegen. Was sehen wir denn in allen Wallfahrtsorten? Krücken von Lahmen, die geheilt wurden, Dankestafeln für erhörte Bitten und unerklärliche Heilungen. Wenn man in Lourdes oder Fatima, oder wo immer auch ›Gnadenbilder‹ zu finden sind, herumgeht, ist man erschüttert von der Fülle der Wunderheilungen. Im Grunde genommen ist das alles – vom Standpunkt der PSI-Forscher aus wissenschaftlich gesehen – aus einem Stamm,

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