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Die strahlenden Hände

Die strahlenden Hände

Titel: Die strahlenden Hände Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sie.«
    »Sie haben deine Mutter geheilt, Dr. Hambach, Dr. Roemer, Dr. Wewes und viele andere. Sie sollen auch mich heilen. Und Tausende warten darauf. Cora, du kannst nicht einfach sagen: Ich will nicht mehr.«
    »Doch! Wenn das Kind da ist, will ich nur für das Kind leben. Für das Kind und für dich … für uns …«
    »Das hältst du nicht durch, Cora. Irgendwann kommt einmal die Situation, wo du die Hände ausstreckst und jemandem hilfst. Und schon rollt die neue Lawine.« Er ging unruhig im Zimmer hin und her, blieb vor Lenins Foto stehen und starrte ihn an. »Was glaubst du, wie die Welt reagiert, wenn Neroschenko seine Experimente mit dir veröffentlicht? Man wird dich umlagern, als seist du etwas Außerirdisches. Es gibt dann kein Entfliehen mehr … Cora, sag die Experimente ab!«
    »Das geht nicht mehr, Marius. Wir sind Gäste in Rußland. Auf Staatskosten. Ich bin eine Verpflichtung eingegangen.«
    »Geh zu Neroschenko und sage zu ihm: Njet! Mit dem nächsten Flugzeug oder Zug oder Auto wird man uns wieder hinauswerfen. Sag ihm ganz offen: Ich erwarte ein Kind. Es gibt keine Experimente mehr. Er wird das einsehen.«
    »Er wird es nicht.« Sie beugte den Kopf wieder nach vorn, öffnete die Augen und blickte starr vor sich hin. Ihr Gesicht mit den starken Backenknochen schien von innen durchglüht zu sein. Erschrocken starrte Marius sie an. »Ich will es auch nicht! Es ist die erste und einzige Gelegenheit, um zu zeigen und sichtbar zu machen, was in mir ist. Ich will es selbst wissen … was weiß ich denn schon über mich? Meine Hände heilen, meine Fingerspitzen können sehen, mein Wille kann Gegenstände bewegen, ich kann Kraft in andere Menschen überfließen lassen …«
    »Ich glaube, das müßte genügen«, sagte Marius heiser vor Erregung. »Was bleibt denn sonst noch übrig?«
    »Das eben will ich wissen, Marius. Wo ist meine Grenze?«
    »Und wenn es keine Grenze gibt?«
    »Das ist ausgeschlossen. Ich bin ein Mensch!«
    »Ja, aber – wie Neroschenko sagt – einer der wenigen, die eine Tür aufstoßen in Dimensionen, die bisher unzugänglich schienen. Ich habe mir das von Soja erklären lassen, sie hat mir alles übersetzt. Mit dir will man beweisen, daß es Unsterblichkeit gibt. Daß ein Kraftfeld, eine Plasmastrahlung oder was weiß ich, wie Neroschenko es nennt, weiterlebt, weiterwirkt, abrufbar ist. Cora!« Marius lief zu ihr, riß sie vom Bett hoch und preßte sie in seine Arme. »Ich flehe dich an, Cora … mach da nicht mehr mit. Weigere dich! Was sie mit dir machen wollen, sprengt alle Barrieren …«
    »Genau das ist es. Das will ich wissen. Wie weit geht es? Wohin führt es?« Sie stemmte sich gegen ihn, befreite sich aus seiner Umarmung und wich zwei Schritte zurück. »Du hast Angst, Marius!«
    »Ja! Angst vor dem, was du möglich machen könntest. Jahrtausende lang lebten Menschen auf dieser Welt in ihrer greifbaren Wirklichkeit. Und du, ausgerechnet du, sollst einen Teil des Beweises liefern, daß es keine Zeit und keinen Raum gibt … Wie kannst du noch von unserer kleinen eigenen Welt mit einem Häuschen, einem Garten und einem darin glücklich spielenden Kind sprechen, wenn unsere Welt, wenn unser Wissen durch dich aufgesprengt werden!«
    »So habe ich dich noch nie reden hören.« Sie starrte ihn entgeistert an, kam auf ihn zu und küßte ihn. Sein Gesicht zuckte. »Marius …«
    »Ich bin doch kein Schwachsinniger, auch wenn ich manchmal so wirke. Ich habe mir Bücher besorgt, habe sie nachts im Bett gelesen, ich wollte wenigstens ein ganz klein bißchen von dir verstehen – aber je mehr ich gelesen habe, um so weniger konnte ich das Ganze begreifen. Cora, laß uns zurückfliegen, laß uns leben wie alle anderen Menschen, völlig normal, bitte!«
    »Wenn wir zurückkommen aus Rußland, wird vieles anders sein«, sagte sie und küßte ihn noch einmal. »Ich verspreche es dir …«
    An der Tür klopfte es. Sie erschraken und lehnten sich wie schutzsuchend aneinander.
    »Das Badezimmer ist frei!« rief Dr. Hambach draußen auf dem Flur. »Saus los, Cora, sonst hat dein Vater die Dusche geentert! Aber paß auf. Stell das Mischventil auf sechzig Grad, dann kommt schönes warmes Wasser. Je tiefer du stellst, um so heißer wird's! Verrückt! Ich hab' mir schon den Hintern verbrannt.«
    »Das ist etwas Reelles«, sagte Marius leise und legte den Arm um Corinnas Schulter. »Das ändern auch alle deine Dimensionen nicht.«
    *
    Am nächsten Morgen begannen die Experimente. Professor

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