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Die strahlenden Hände

Die strahlenden Hände

Titel: Die strahlenden Hände Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Kranken, die das gar nicht weiter beachteten – aber nach drei oder vier oder fünf Besuchen fühlten sie sich viel wohler und waren kurz darauf geheilt. Mit Kalktabletten! Dr. Assanurian verfügte also über die gleiche bio-plasmatische Kraft wie jetzt seine Enkelin Corinna. Nach der Logik der Parapsychologie ist das völlig klar. David Semjonowitsch kehrte in Corinna wieder …«
    »O mein Gott!« stammelte Ljudmila und starrte ihre Tochter mit weit aufgerissenen Augen an.
    »Mircea Eliade und der Tibetforscher Evans-Wentz haben ein Phänomen beschrieben, mit dem sowohl in Sibirien als auch in Tibet die Schamanen diese Energie beweisen konnten: Die ›Magische Hitze‹, oder, wie es Evans-Wentz weniger sensationell nennt, die ›Psychische Hitze‹. Sie wurde durch ein Experiment sichtbar gemacht.« Dr. Boganorow blickte Corinna ernst und lange an, ehe er weitersprach. Sie hielt seinem forschenden Blick ruhig stand. »Wären Sie zu einem solchen Experiment bereit, Corinna Stefanowna?«
    »Ja.« Sie nickte. »Ich habe gesagt: Ich mache alles mit.«
    »Zunächst müßte man wissen, wie das abläuft«, warf Marius Herbert ein. Er war wie verwandelt seit der letzten Nacht. Corinna hatte nicht nur seinen Magen gestreichelt, sondern auch seinen Kopf zwischen ihre Hände gepreßt. Wie ein heißer Wasserfall hatte eine magische Kraft seinen Leib durchzogen, von den Schläfen bis zu den Zehen; fast ohnmächtig wäre er geworden. Aber als er wieder klar denken konnte, fühlte er sich wie aufgeladen, berstend vor Energie. Am Morgen hatte er Soja gebeten, ihm Leinwand oder große Bogen Papier oder Spanplatten zu besorgen. »Ich will die sibirische Landschaft malen«, hatte er gesagt, »das alte Tscheljabinsk im Schnee. Die Wälder, die in den Ural hineinklettern. Welche Motive! Können Sie alles besorgen? Meinen Farbkasten habe ich mitgebracht.«
    Soja Igorowna versprach ihm, Malerleinwand aus der Stadt mitzubringen. »Ich bin gespannt, wie Sie malen«, sagte sie. »Bevor ich Dolmetscherin bei Intourist wurde, war ich vier Semester auf der Kunstakademie in Moskau.«
    Jetzt, als es um das Experiment mit Corinna ging, rief er: »Ich bin dagegen, wenn irgendeine Gefahr damit verbunden ist!«
    Erstaunt blickte sich Doerinck um. Der ›Kerl‹, wie er ihn noch immer nannte, entwickelte sich.
    »Verletzt es Ihr Schamgefühl, Corinna Stefanowna, wenn wir Sie bitten, sich nackt auszuziehen?« fragte Dr. Boganorow, ohne Marius zu antworten. »Betrachten Sie den Genossen Professor und seine Mitarbeiter bitte als völlige Neutren.«
    »Dann bitte eine Augenbinde für Gospodin Herbert«, sagte Doerinck. »Vor ihrer Mutter, ihrem Vater und ihrem Hausarzt hat Corinna keine Hemmungen …«
    Corinna warf einen langen Blick hinüber zu Marius. Er hatte den Kopf gesenkt und verkrampfte die Hände ineinander.
    »Auch vor Marius nicht«, sagte sie laut und tapfer. »Er kennt mich auch!«
    »Cora!« rief Doerinck. Das Geständnis, das seine Ahnungen bestätigte, war dennoch ein Schlag für ihn. Sein Kopf zuckte zu Marius herum. »Sie … Sie …«
    »Ich liebe ihn!« Corinna stand von ihrem Sitz auf. »Was muß ich tun, Dr. Boganorow?«
    »Sie ziehen sich aus, werfen den Pelz über sich und kommen mit nach draußen.«
    »Protest! Das lasse ich als Arzt nicht zu!« schrie Dr. Hambach empört. »Bei achtundzwanzig Grad minus! Nein!«
    »Es geschieht mir nichts, Onkel Ewald.« Corinna begann sich zu entkleiden. Mit zitternden Fingern half ihr Ljudmila. Sie nahm die Bluse ab, zog ihr das Unterhemd über den Kopf, knöpfte den Büstenhalter auf und half ihr bei den Stiefeln. Soja hielt ihr den dicken Fuchsmantel hin, als sie völlig nackt war.
    »Ich wiederhole«, rief Dr. Hambach in höchster Erregung, »das ist Wahnsinn! Ich lasse das nicht zu!«
    Neroschenko und alle anderen Mitarbeiter hatten den Bus unterdessen verlassen und umstanden wartend die im Schnee aufgebauten Geräte. In ihren langhaarigen, zotteligen Hundefellmänteln und den tief ins Gesicht gezogenen Pelzmützen mit Ohren- und Nackenschutz sahen sie wie Wesen aus der Frühzeit der Erde aus.
    »Fangen wir an!« sagte Corinna und ging zur Tür.
    »Corinnaschka …«, stammelte Ljudmila. Sie hatte die Hände gefaltet. »Des Heilands Mutter beschütze dich …«
    »Bitte!« sagte Dr. Boganorow. Er half Corinna aus dem Bus. Doerinck mußte einen Aufschrei unterdrücken. Sie hat ja nichts an den Füßen, wollte er schreien. Ihr Vollidioten! Mit nackten Füßen geht sie bei achtundzwanzig

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