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Die Strasse der Oelsardinen

Titel: Die Strasse der Oelsardinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
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siehe da: im Tank war beinahe noch ein Zoll hoch Benzin! Dann machte er sich an die wahrscheinlichsten Fehlerquellen, nahm den Verteilerkopf ab, schabte und richtete an den Zündkontakten und tat ihn wieder hinauf. Er öffnete den Vergaser, um zu sehen, ob das Benzin durchkam. Er drehte die Kurbelwelle durch, um festzustellen, ob sich das Getriebe nicht festgefressen hatte und die Kolben in den Zylindern nicht verrostet waren.
Inzwischen erschien die Luftpumpe, und Eddie und Jones pumpten wie Feuerwehrleute bei einem Großbrand. Gay summte: »Humdidi dumdidi dumdidi dum«, entfernte die Zündkerzen und kratzte die Elektroden ab. Auch zapfte er einiges Benzin in ein Kännchen und goß, ehe er die Zündkerzen wieder an ihren gewohnten Ort setzte, etwas davon in jeden Zylinder.
Plötzlich richtete er sich auf. »Wir brauchen ein paar Trockenelemente«, verkündete er. »Seht zu, ob uns Lee ein paar gibt!«
Mack ging ins Haus und kehrte sogleich mit Chongs kategorischem Nein zurück, und dies Nein bezog sich sowohl auf diese wie alle noch kommenden Anforderungen. Gay dachte nach...
»Ich wüßte schon, wo welche wären, gerade die richtigen... Aber an die ist nicht heranzukommen.«
»Wo sind sie?« fragte Mack.
»In meinem Keller«, seufzte Gay, »unsere Klingelleitung wird von ihnen gespeist. Wenn sich einer von euch da hineinschlängeln könnte, ohne daß meine Alte ihn sieht - sie stehen auf dem Sims gleich links, wenn man hineinkommt. Wenn man hineinkommt...«, wiederholte er nachdenklich. »Daß bloß meine Alte euch nicht erwischt!«
Zu diesem Amt wurde Eddie gewählt. Er brach sogleich auf.
»Wenn sie dich ertappt«, rief ihm Gay nach, »sag bloß nichts von mir!« Inzwischen untersuchte er das Getriebe. Das Gaspedal funktionierte noch; die Fußbremse dagegen war völlig hin. Aber der Rückwärtsgang war in Ordnung. Der Rückwärtsgang ist beim Ford Modell T der letzte Rettungsanker. Wenn alle Bremsen hin sind - mittels Rückwärtsgang kann man immer noch bremsen, und wenn der erste Gang so kaputt ist, daß man nicht mehr bergan fahren kann, wendet man und fährt rückwärts.
Nun konnte ihnen nichts mehr geschehen, denn nun kam auch Eddie zurück und brachte die Trockenelemente. Mrs. Gay war in der Küche gewesen. Er hatte sie oben, sie ihn aber nicht unten herumgehen gehört. In solchen Dingen war Eddie ein Meister.
Gay schloß die Elemente an, schraubte die Zündkerzen im Zylinderkopf fest, tat noch diesen und jenen seltsamen Handgriff, warf den Motor an, und - o Wunder! - gab Gas und stellte die Zündung etwas zurück. Gay war des lieben Gottes kleiner Mechaniker, ein Sankt Franziskus der Kurbeln, Zahnrädchen und Transmissionen. Und wenn dereinst all die Scharen der schwergeprüften, mißhandelten Buicks, Plymouths, De Sotos, American Austins und Isotta-Fraschinis in gewaltigen Chören das Lob des Herrn der Heerscharen singen, wird ein großer Teil ihres Dankes unserem Gay gebühren und seiner Bruderschaft.
Die Maschine räusperte sich, nieste, wackelte, ruckte, räusperte sich nochmals, Gay ging mit der Zündung etwas vor und nahm Gas weg; der Ford Lee Chongs kicherte, hüpfte, plapperte und klapperte. Es war, als freue er sich, in guten Händen zu sein, die ihn liebten und ihn verstanden.
Doch gab es mit ihm noch zwei kleine technisch-juristische Schwierigkeiten. Er hatte kein gültiges Nummernschild und keine Scheinwerfer.
Die Jungens ließen über das rückwärtige Schild wie zufällig einen Fetzen herunterhängen, und auf dem Vorderschild - ja, das war eben mit Kot bespritzt.
Die Ausrüstung der Expedition war denkbar einfach: etliche Jutesäcke und für jeden ein Froschnetz mit langem Stiel. Jagdamateure ziehen in solchen Fällen mit allen möglichen Eß- und Trinkvorräten aus der Stadt aufs Land. Nicht so Mack. Er sagte sich logisch und richtig, daß wir unsere Nahrungsmittel vom Lande beziehen, und führte daher nur zwei Laib Brot und den Rest von Eddies Sammelkrug aus La Ida mit.
Die Froschjäger erklommen ihr Fahrzeug. Gay chauffierte, Mack saß neben ihm. So rumpelten sie um Chongs Haus und über den leeren Platz zwischen den Röhren durch. Mr. Malloy saß vor seinem Wohnkessel und winkte Lebewohl! Gay bremste und fuhr sacht über die Trottoirkante hinunter, denn die Vorderreifen waren fast durchsichtig. Bei aller Fixigkeit war es inzwischen bereits Nachmittag geworden. Vor Red Williams' Tankstelle hielt der Wagen.
Mack stieg aus und präsentierte Red seine Anweisung. »Doc hatte gerade kein

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