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Die Strasse der Oelsardinen

Titel: Die Strasse der Oelsardinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
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Spender feierlich zu, setzten an, kippten, schluckten, schnalzten, und ihre Augen verklärten sich.
Mack blickte tief in sein geleertes Glas. Es war, als läse er auf dessen Grund eine gnadenreiche Verkündigung. Er hob die Augen zum Himmel und sprach: »Ja, so ein Stöffchen wird nicht auf Flaschen gefüllt!« Er atmete tief ein, blies den Atem an seiner Nase vorbei und schnupperte. »So etwas Feines habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht geschmeckt.«
Der Captain zwinkerte fröhlich: »Nicht übel!« und sah nach dem Fäßchen. »Wie wär's mit noch einem Schlückchen?« Mack starrte andachtsvoll in sein Glas und bemerkte: »Es wäre am praktischsten, wenn man zunächst ein paar Liter in eine Kanne füllt, sonst geht am Ende noch etwas verschütt; das wäre sündhaft.«
Zwei Stunden später erinnerten sie sich, wozu sie da waren.
Der Froschteich war fünfzig Fuß breit, siebzig Fuß lang und vier Fuß tief. An seinen Rändern wucherte saftiges Gras. Ein Graben führte das Flußwasser zum Teich, von wo aus kleinere Rinnen es über die Gärten verteilten. Und Frösche gab es zu Tausenden! Ihre Stimmen trommelten durch die Nacht, sie brummten, dröhnten, hämmerten, quäkten, klapperten, sangen die Sterne an, trillerten Liebeslieder und Kampfgesänge.
Die Jäger schritten durchs Dunkel zum Weiher. Der Captain trug einen vollen Krug Whisky, jeder Mann sein Glas, Hughie und Jones ihre Jutesäcke. Alle waren vom Hausherrn mit Taschenlampen versehen worden, die noch funktionierten.
Als sich nun die sechs den Jagdgründen näherten, hörten die Frösche das nahende Unheil. Eben noch hatten ihre Gesänge das Tal durchhallt - nun war mit einemmal alles totenstill. Die Jagdgesellschaft ließ sich im Grase nieder, nahm noch einen letzten Schluck und entwarf den Feldzugsplan. Der Plan war kühn.
Während des ganzen Millenniums, da Menschen und Frösche die gleiche Erde bewohnen, haben vermutlich die ersteren auf die letzteren Jagd gemacht. In diesem unermeßlichen Zeitraum haben sich ganz bestimmte Spiel- und Jagdregeln herausgebildet.
Mit Netzen, Bogen, Lanzen oder Schießgewehr pirscht sich der Mensch - seiner Meinung nach lautlos - an die Frösche heran.
Nun verlangt es die Spielregel, daß der Frosch still sitzt. Der Frosch wartet bis zum letzten Sekundenbruchteil, in dem das Netz sich ins Wasser senkt, die Lanze die Lüfte durchzieht, der Finger am Auslöser ist - dann hüpft er ins Wasser, daß man es platschen hört, schwimmt hinunter zum Grund und bleibt dort so lange, bis der Mensch abzieht. Also lautet die Jagdvorschrift, denn also geschah es seit urvordenklichen Zeiten, und der Frosch erwartet mit vollem Recht, so werde es immer sein. Dann und wann kommt das Netz zu schnell, die Lanze durchbohrt, die Kugel erreicht ihr Ziel, und der Frosch beißt ins Gras. Das ist Kriegsbrauch, ist fair, das hält sich im Rahmen der Überlieferung. Die Frösche erheben dagegen keinen Einspruch. Wie aber hätten sie Macks neue Ordnung vorausahnen können? Wie den kommenden Schrecken? Das jähe Aufblitzen der Taschenlampen, das Gejohle, das Getrampel der Füße? Das Froschvolk stürzte sich klatschend ins Wasser und ruderte wie besessen zum Grund. Da aber stapften die Angreifer in geschlossener Linie brüllend hinein in den Teich, planschten, stampften und trampelten mit schlenkernden Beinen geradewegs durch den Pfuhl.
Wahnsinnige Angst überfiel die Bewohner, so daß sie ihre friedlichen Sitze preisgaben, in wilder Flucht vor den zermalmenden Füßen das Weite suchten; aber die Füße folgten den Fliehenden.
Frösche sind ausgezeichnete Schwimmer, nur fehlt es leider an Ausdauer. Mit allen vieren ruderten sie durch den Höllenpfuhl, bis sie am anderen Ende in dichten Scharen zusammengedrängt waren. Aber die plumpen Füße, die herandrängenden, Schaum aufwirbelnden Menschenbeine waren ihnen gefolgt. Einige Frösche verloren den Kopf, zappelten sich zwischen den Schuhen und Stiefeln durch und waren gerettet. Die Majorität jedoch beschloß, diesem Teich für immer den Rücken zu kehren und Heimstätten in einem neuen Lande zu suchen, wo solche Vorkommnisse undenkbar wären. Eine riesige Woge verzweifelter und ermatteter Frösche, große, kleine, braune, grüne, gelbe, Männer, Weiber und Kinder, ergoß sich über das Ufer, und - Schreck über Schreck - Taschenlaternen stöberten sie dort auf.
Zwei Männer sammelten sie wie Brombeeren ein. Zugleich aber stiegen Angreifer aus dem Wasser, umzingelten sie und lasen sie auf wie

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