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Die Strasse der Oelsardinen

Titel: Die Strasse der Oelsardinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
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getrunken, und alle waren in festlicher Stimmung. Sie wanden das Kreppapier zu Girlanden, hingen dazwischen farbige Kürbisse und waren dabei so vergnügt, daß Leute, die zufällig auf der Straße vorüberkamen, sich zu ihnen gesellten, drüben bei Lee Chong Getränke holten und mitfeierten. Auch Lee Chong nahm eine Zeitlang an der Gesellschaft teil, aber sein Magen war nicht in Ordnung; er hielt es nicht lange aus und mußte nach Hause. Um elf Uhr wurden Steaks gebraten und gemeinsam verzehrt. Irgendwer geriet an die Platten, ein ganzes Count-Basie-Album, und ließ sie laufen. Der Plattenspieler, der auf höchster Lautstärke stand, war von den Bootswerften bis La Ida zu hören. Besucher der Flotten Flagge hielten infolgedessen das Western Biological für eine Filiale Doras und stürmten mit Freudengeheul die Treppe hinauf. Nach längerem, blutigem Handgemenge wurden sie von dem schwer gekränkten Festkomitee besiegt, wobei die Eingangstür aus den Angeln und zwei Fenster in Scherben gingen. Das Zerbrechen der Trinkgefäße und Krüge klang unmelodisch. Als Hazel durch die Küche auf die Toilette wollte, stieß er gegen eine Bratpfanne mit heißem Fett, was sowohl an seinem Anzug wie auf dem Fußboden Brandflecken hinterließ.
Als ein Besoffener um halb zwei eintrat und sich unziemlich über Doc ausließ, versetzte ihm Mack jenen denkwürdigen Kinnhaken, von dem Cannery Row heute noch spricht. Als der Mann sich wieder aufraffte, fiel er in einem kleinen Bogen, aber mit großem Getöse durch die dekorierte Kiste mitten ins Froschvolk. Als einer der Festteilnehmer die Platte auswechseln wollte, ging leider auch der Saphir kaputt.
Selten, daß jemand die Psychologie eines endenden Festes studiert! Da brodelt, tobt und loht es, dem Fieberanfall folgen Ermattung, Schweigen, und mit einemmal ist es aus. Die Gäste trollen sich heim ins Bett oder zu anderer Lustbarkeit - hinter sich lassen sie etwas Totes.
Die Lichter im Laboratorium flackerten; die Haustür hing nur noch in einer Angel; der Boden war mit Scherben bedeckt.
Grammophonplatten, teils zerkratzt, teils zerbrochen, lagen herum. Teller mit Speiseresten und geronnenem Fett standen auf Bücherregalen, unter dem Bett oder sonst irgendwo auf dem Fußboden. Whiskygläser lagen trübselig in den Sesseln. Ein Gast, der ein Büchergestell als Leiter benutzen wollte, hatte bei diesem Versuch einen Haufen Bücher heruntergerissen; sie lagen nun auseinandergebrochen am Boden. Das Fest war vorüber.
Das Haus war leer.
Durch die zersplitterte Kistenwand hüpfte ein Frosch. Eine Weile saß er still da und prüfte, ob die Luft rein sei. Ein zweiter Frosch folgte ihm.
Sie spürten den leisen Zugwind, der durch die offene Haustür und die zerbrochenen Scheiben drang. Der zweite Frosch saß auf dem Karton mit der Inschrift »Willkommen daheim, Doc!«. Behutsam hopsten beide zur Tür hinaus.
Ein kleiner Strom springender, hüpfender Frösche ergoß sich in Wirbeln die Treppe hinab und bevölkerte die Cannery Row.
Ein Taxi, das einen späten Kunden zur Flotten Flagge fuhr, zerquetschte fünf Frösche. Doch ehe der Tag herannahte, waren alle verschwunden. Etliche fanden den Weg zum Abzugskanal, andere kämpften sich bergan zum Wasserreservoir, wieder andere suchten den Schutz der städtischen Kanalisation, und nur wenige versteckten sich im Unkraut auf dem leeren Platz.
In dem stillen Labor flammten die Lichter.

21. Kapitel
    In dem Raum hinter dem Arbeitszimmer huschten die weißen Ratten unstet in ihren Gelassen. Sie schrien wie kleine Kinder.
In einem der Käfige abgesondert lag eine Rattenmutter über ihrem Wurf. Böse und unruhig sah sie umher. Die Neugeborenen - nackt und blind - saugten an ihren Zitzen.
Im Käfig der Klapperschlangen ruhte das Gewürm zusammengeringelt mit dem Kinn auf den eigenen Windungen; die düster verschleierten Augen starrten geradeaus. Eine riesige Gila-Echse in einem anderen Käfig mit einer Haut wie aus Perlen hob langsam den Kopf und krallte sich am Gitter fest. In den Aquarien schloß sich eine Anemone auf; im Innern blaßgrün, die Fühlfäden grün und rot. Leise wirbelte und schwirrte die kleine Seewasserpumpe das Wasser in die Behälter. Luftkügelchen perlten.
Die Stunde der Perlen.
Lee Chong stellte den Abfallkübel vors Haus. Der Nachtwächter auf der Veranda der Flotten Flagge kratzte sich den Bauch.
Sam Malloy kroch aus seinem Wohnkessel, setzte sich auf einen Holzklotz und blickte gen Osten ins nahende Licht. Von den Felsen hinter der

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