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Die Strasse der Oelsardinen

Titel: Die Strasse der Oelsardinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
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Begeisterung, die seine Anregung hervorrief, hielt Eddie von dem Geständnis zurück, er habe noch nie einen Kuchen gebacken. Außerdem gab Mack dem noch eine sentimentale Note. »Es würde für Doc so viel mehr bedeuten, wenn du ihn bäckst«, sagte er, »es läge etwas wie Seele drin, jedenfalls eher als in dem alten, vertrockneten Keksdreck.«
Je mehr Sonne und Whisky zur Neige gingen, um so höher stieg die Begeisterung, um so häufiger wurden die Gänge zu Chong - ein Jutesack war schon geleert und Chongs Froschkiste übervölkert. Gegen sechs war der Krug leer, und die Clique kaufte für fünfzehn Frösche Old Tennis Shoes. Im Palace türmte sich das Dekorationsmaterial, und Meilen von Kreppapier erinnerten an die vergessensten Gedenktage dieses Jahrhunderts.
Eddie hütete den Ofen wie eine Gluckhenne ihre Brut, denn dort in der Waschschüssel befand sich sein Kuchenteig. Die Backpulverfabrik garantierte die Wirksamkeit ihres Rezepts.
Der Teig jedoch verhielt sich von Anfang an sonderbar. Kaum daß er fertig gerührt und geschlagen war, da schwappte und schlappte es darin wie von zappelnden, krabbelnden Kreaturen.
Als er im Ofen stand, warf er alsbald eine Blase, groß wie ein Baseball; sie schimmerte wie eine Seifenblase, wuchs zum Fußball heran und platzte endlich gleich einem Luftballon. An ihrer Stelle klaffte ein Krater so unergründlich, daß Eddie einen frischen Klumpen Teig anfertigte und das Loch damit zustopfte.
Nun aber wurde das Benehmen des Kuchens noch unverständlicher. Während er unten brannte und schwarze Rauchwolken ausstieß, hob und senkte er sich oben gleich einem schwer atmenden Busen, wobei einige kleinere Explosionen stattfanden.
Als Eddie ihn endlich unter Lebensgefahr herauszog und abkühlen ließ, bot das Gebäck den Anblick eines frisch ausgebrochenen Vulkans.
Nein, dieses Backwerk war nicht geglückt. Denn während die Jungens das Laboratorium ausschmückten, schlang Darling den Kuchen nach Leibeskräften herunter, und ihr wurde davon speiübel. Winselnd rollte sie sich in dem noch warmen Teig zusammen und schlief ein.
Mack und die Jungens hatten längst Kreppapier, Masken, Besenstiele, Lampions, rote, weiße und blaue Fähnchen über den leeren Platz und die Straße zum Laboratorium geschleppt und die letzte Kompanie Frösche in einem Liter Old Tennis Shoes und acht Liter Wein, den Liter zu vierzig Cent, angelegt. »Doc trinkt gern Wein«, hatte Mack erklärt, »ich glaube, noch lieber als Whisky.«
Doc schloß sein Labor nie ab, denn erstens sagte er sich: Wenn jemand im Ernst einbrechen will, bricht er sowieso ein; zweitens hielt er die Menschen im allgemeinen für ehrlich, und drittens schien sein Getier nicht stehlenswert. Ein praktischer Einbrecher würde die wirklich wertvollen Bücher, Platten, Instrumente und optischen Apparate nicht ansehen, es sei denn mit Verachtung. Diese Theorie besaß vielleicht in bezug auf Räuber, Gelegenheitsdiebe und Kleptomanen Gültigkeit, nicht jedoch in bezug auf seine guten Freunde, denn diese pflegten sich seine Bücher gern »auszuborgen«. Keine Büchse Bohnen überlebte je seine Abwesenheit, und einige Male war er, wenn er spät in der Nacht heimkehrte, in seinem Bett Gästen begegnet.
Die Jungens häuften gerade die Dekoration im Vorzimmer auf, als Mack plötzlich dazwischentrat. »Was wird Doc am meisten Freude machen?« fragte er. »Das Fest«, antwortete Hazel.
»Nein«, sagte Mack. »Die Dekoration«, behauptete Hughie, denn er fühlte sich für sie verantwortlich. »Nein«, erklärte Mack wiederum, »die Frösche! Die freuen ihn am meisten; aber bis er da ist, hat Lee Chong womöglich geschlossen, und er sieht sie erst morgen früh, und das wäre doch ewig schade. Nein!« rief er.
»Die Frösche gehören hierher, mitten ins Zimmer und darüber eine Fahne mit der Inschrift: Willkommen daheim, Doc! «.
Die Abordnung, die daraufhin Lee Chong besuchte, stieß dort auf entschiedenen Widerspruch; Lees mißtrauischem Gemüt dämmerten furchtbare Möglichkeiten. Erst als man ihm klarmachte, er werde persönlich anwesend sein, könne sein Eigentum, das niemand ihm streitig mache, ununterbrochen im Auge behalten, und ihm Mack die Übereignung der Frösche schwarz auf weiß bescheinigt hatte, gab er allmählich nach. Die Clique trug die Froschkiste ins Laboratorium, legte rotes, weißes und blaues Fahnentuch über sie, malte die Inschrift mit etwas Jod auf einen Karton und fuhr sodann mit der Ausschmückung fort.
Bald war der Whisky

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