Die Strasse der Oelsardinen
sich nur darum, ob die Frösche vorhanden waren. »Ich will die Flösche sehen«, erklärte er und saß bald darauf vor dem Palace bei einem Glas Whisky und stimmte, nachdem er die nassen Froschsäcke in Augenschein genommen, dem Vertragsabschluß zu, bedang sich jedoch aus, daß tote Frösche nicht mitgezählt werden dürften.
Hierauf zählte Mack fünfzig blanke Frösche in eine Konservenbüchse, kehrte mit Lee in dessen Kramladen zurück und empfing dort Speck, Eier und Brot im Wert von zwei Dollar.
Lee förderte eine große Kiste ans Tageslicht, stellte sie ins Gemüseregal, setzte die fünfzig Frösche hinein und bedeckte das Ganze mit einem feuchten Jutesack, denn die Frösche sollten es gut bei ihm haben.
Lees Froschgeschäft blühte. Bald kam Eddie gesprungen und kaufte für zwei Frösche Fleischextrakt. Als aber Jones kurz darauf für einen Frosch Coca-Cola verlangte, war er ehrlich empört, daß der Preis für Coca-Cola mittlerweile auf zwei Frösche gestiegen war. Die Erbitterung wuchs, als im Verlauf des Tages die Preise bei Lee immer höher kletterten. Selbst für das feinste Beefsteak hätte er nicht mehr als zehn Frösche verlangen dürfen. Er aber forderte zwölfeinhalb Frösche. Eine Kilobüchse Pfirsiche kam bereits auf acht Frösche, ein horrender Preis! Lee schröpfte die Kundschaft, denn er stand konkurrenzlos da. Weder bei Holman noch im Einheitspreisgeschäft würde man sich auf die neue Froschwährung einlassen, und wenn die Burschen unbedingt Beefsteak wollten, sollten sie zahlen, was er verlangte! Die Entrüstung der Clique erreichte den Höhepunkt, als Hazel, welcher seit langem ein Paar gelbseidene Armbänder begehrte, von Chong erfuhr, sie kosteten fünfunddreißig Frösche, und wenn er soviel nicht anlegen wolle, möge er ruhig woandershin gehen!
Die Gier der Gewinnsucht vergiftete das zu Beginn so unschuldige und erfreuliche Handelsabkommen. In gleichem Maß, in dem sich in Lees Kiste die Frösche häuften, wuchs die Erbitterung gegen ihn. Doch ging sie nicht allzu tief, denn Mack und die Jungens waren nicht merkantil veranlagt. Sie maßen ihr Vergnügen nicht nach dem Kostenpunkt, ihre Persönlichkeit nicht nach dem Saldo und ihre Liebe nicht nach dem Defizit. Während sie sich darüber ärgerten, daß Lee sie derart hochnahm, lagen für zwei Dollar Eier und Speck in ihrem Bauch, darüber ein guter Schluck Whisky, darüber ein zweiter Imbiß und über diesem abermals Whisky. Das war die Hauptsache. Sie saßen auf ihren eigenen Stühlen in ihrem eigenen Haus und sahen heiteren Sinns, wie Darling aus einer Sardinenbüchse Büchsenmilch trinken lernte. Darling schien bestimmt, der glücklichste Hund zu werden. Denn ihre fünf Herrchen hatten fünf verschiedene Theorien über Hundeerziehung, welche einander derart widersprachen, daß es ganz danach aussah, als werde Darling nie eine rechte Erziehung erhalten.
Sie war von Anfang an ein vorlautes, altkluges Ding und schlief grundsätzlich nur in dem Bett eines Herrchens, das sie zuvor mittels eines Leckerbissens bestochen hatte. War Darling bei Hazel, so lockte Hughie oder Mack sie von ihm weg. Jones wäre imstande gewesen, für Darling stehlen zu gehen. Gelegentlich kamen sie einmütig zu der Erkenntnis, so könne es auf keinen Fall weitergehen: Darling müsse folgen lernen. Die Erörterung über die beste Methode, ihr dies beizubringen, ging wieder ins Uferlose. Sie waren in Darling verliebt. Die kleinen Pfützen, die sie auf dem Fußboden hinterließ, fanden sie lustig und ödeten all ihre Bekannten mit Geschichten von Darlings Gescheitheit an. Sie hätten das Tier aus lauter Liebe totgefüttert, wenn nicht Darling in dieser Hinsicht vernünftiger gewesen wäre als alle fünf zusammengenommen.
Jones bereitete ihr ein Lager auf dem Boden der Großvateruhr, doch sie benutzte es nicht. Ganz nach Laune schlief sie bald bei dem, bald bei jenem. Sie zerkaute Decken, zerfetzte die Matratze, riß aus den Kissen die Federn heraus, kokettierte mit ihren Herrchen und spielte einen gegen den anderen aus. Das fanden sie großartig. Mack wollte ihr Kunststücke beibringen, daß sie damit im Varieté auftreten könne, aber er brachte sie nicht einmal stubenrein.
Am Nachmittag ruhten die fünf, rauchten, verdauten, sinnierten und nahmen von Zeit zu Zeit einen Schluck aus dem Krug.
Doch bei jedem Schluck mahnte einer: »Nicht zuviel! Es ist ja für Doc bestimmt!« Das vergaßen sie nicht.
»Wann er wohl kommen mag?« wollte Eddie wissen.
»Meistens ist er
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