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Die Strasse der Oelsardinen

Titel: Die Strasse der Oelsardinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Steinbeck
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gegen acht oder neun Uhr zurück«, meinte Mack, »wann soll denn das Fest steigen? Ich denke, heut abend.«
Und alle waren damit einverstanden. Nur Hazel gab zu bedenken. »Wird er nicht müde sein von der langen Fahrt?«
»Herrgott im Himmel«, widersprach Jones, »nirgends erholt man sich besser als bei einem gelungenen Fest! Ich war einmal so hundemüde, daß ich kaum mehr hab' japsen können, und dann bin ich tanzen gegangen und war so fidel wie noch nie.«
»Jetzt müssen wir aber richtig nachdenken«, gebot Mack, »wo wollen wir's denn veranstalten - hier?« Aber dagegen wandten die anderen ein, Doc liebe die Musik und lasse bei Gesellschaften immer das Grammophon laufen; bei ihm daheim sei es ihm daher gewiß lieber. »Das kann er haben«, räumte Mack ein, »nur - wenn wir ihm keinen Whisky mitbringen, wo bleibt dann die Überraschung?«
»Wir müßten das Haus dekorieren!« schlug Hughie vor: »Wie am 4. Juli oder an Halloween.«
Macks Blick verklärte sich. »Hughie, du hast's getroffen! Das hätte ich dir weiß Gott nicht zugetraut. Du hast ein goldenes Ei gelegt.« Seine Stimme wurde sanft; sein Blick ging ahnungsvoll in die Zukunft. »Ich sehe schon alles vor mir... Doc kommt nach Hause, todmüde, fährt vor. Alle Lichter brennen. Er denkt natürlich, jemand ist eingebrochen, eilt die Treppen hinauf und fällt vor Staunen glatt auf den Rücken. Das ganze Haus ist dekoriert - überall Kreppapier, Schleifchen, ein großer Kuchen... Jetzt weiß er, was los ist: ein Fest! Und was für eines! Nicht wie bei armen Leuten, nein! Wir halten uns versteckt, und dann stürzen wir aus den Ecken hervor und lassen ihn hochleben. Das Gesicht sollt ihr sehen! Hughie, wie bist du bloß auf die glänzende Idee gekommen!?«
Sein Lob machte Hughie erröten. Er habe nur an die Silvesterfeiern im La Ida gedacht, weiter nichts, aber wenn es so werde, wie Mack eben sagte, um so besser! »Ich denke es mir ganz nett so«, setzte er bescheiden hinzu.
»Großartig nett!« rief Mack. »Und verlasse dich darauf, Hughie: wenn die Überraschung glückt, dann sage ich Doc, von wem die Idee ist!« Zufrieden lehnte er sich zurück; und die anderen taten desgleichen und dekorierten im Geist das Laboratorium, bis es aufs Haar dem Festsaal im Hotel del Monte glich, und nahmen dazu gelegentlich einen Schluck aus dem Krug - zur Feier des Tages.
Lee Chong verfügte über einen phantastischen Vorrat an Waren. Andere Geschäfte nehmen im Oktober gelbes und schwarzes Kreppapier, schwarze Papierkatzen, Masken und Kürbisse aus Papiermaché auf Lager, machen damit bis zum Abend vor Allerheiligen ihr Geschäft, und danach verschwindet das Zeug spurlos. Vielleicht ist es ausverkauft, vielleicht weggeschmissen; im Juni jedenfalls ist es nirgends erhältlich. Und ebenso geht es mit den Ostereiern, den Fastnachtsmasken und Luftschlangen und den Artikeln zum 4. Juli: Fahnen, Flaggentuch und Raketen. Wo stecken die bloß im Januar? Weg - kein Mensch weiß wo. Nicht so bei Lee Chong. Da konnte man noch im November Osterhasen und die bunten Liebesbriefchen zum Valentinstag kaufen. Er hatte Feuerwerkskörper, die schon seit 1920 dalagen. Es war ein Rätsel, wo er in diesem Lädchen das alles aufbewahrte! Er hielt noch Badekostüme feil, die er zu einer Zeit hereingenommen hatte, als noch lange Röcke, schwarze Strümpfe und die großen buntgefleckten Badehauben in Mode waren. Er führte Hosenklammern für Radfahrer, Schiffchen für Nähmaschinen, Mah-Jongg- und Diabolospiele. Er hatte Plaketten, Wimpel mit längst verklungenen Inschriften und Türmchen aus falschen Brillanten: »Zur Erinnerung an die Weltausstellung von 1915«. Noch eine Verschrobenheit in Lee Chongs Geschäftsgebaren: Es gab bei ihm nie einen Ausverkauf, nie Resteverkauf oder heruntergesetzte Preise. Ein Gegenstand, der 1912 dreißig Cent gekostet hatte, kostete sie auch dann noch, wenn Motten und Mäuse seinen Wert bedenklich herabgemindert hatten. Dafür aber war in einem Falle, wo man ein Laboratorium so zeitlos auszuschmücken wünschte, daß es wie eine Kreuzung von Orgie und Boxmatch wirken mußte, Lee Chongs Bude das ideale Ausstattungshaus.
Das wußten Mack und die Jungens zu schätzen, wobei allerdings Mack zu bedenken gab: »Wo sollen wir den großen Kuchen hernehmen? Lee Chong hat nur Keks.«
Hughie, von seinem Erfolg geschwellt, erwies sich abermals als der Einfallsreichste: »Eddie könnte den Kuchen backen. Er war doch einmal eine Art Koch im San Carlos?«
Die allgemeine

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