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Die Straße des Bösen

Die Straße des Bösen

Titel: Die Straße des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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galoppierten die Caer heran, und vor ihnen stieg ein Tier aus dem Krater, wie Mythor noch keines zuvor gesehen hatte. Die Erde erbebte. Schwere Felsen lösten sich aus den Wänden der Schlucht.
    Gapolo schlug seinem Pferd die Stiefel in die Seiten und ritt schreiend, das schlanke Schwert in der Rechten, auf das Ungeheuer zu.
    Flüssige Glut lief und tropfte zäh von der grünen, geschuppten Haut des Ungeheuers herab, dessen schrecklicher Schädel sich gut fünf Mannslängen über dem Schluchtboden hin und her bewegte und dessen Augen sich nun auf die vier Menschen vor ihm richteten. Furchtbare Zahnreihen saßen in einem Maul, in dem ein Ochse Platz gefunden hätte. Riesige Pranken schlugen gegen die Felsen und rissen weitere Steine herab. Lavatriefende Hinterbeine, dicker als Eichenstämme, waren zum Sprung gebeugt. Ein Schwanz, so lang und schwer wie zwei Ochsengespanne, wand sich aus dem Krater und peitschte schwer über den Boden. Wo er gegen Felsen schlug, zersplitterten diese, und die Glut aus den Tiefen der Erde wurde weit in die Schlucht geschleudert.
    Und Gapolo ze Chianez trieb sein Pferd wie besessen schreiend auf diese Ausgeburt der Tiefe zu, alle Rufe der Freunde missachtend. Er wollte in den Tod, und dieser Gegner war ihm dafür gerade recht.
    Der Drache sah ihn. Ein ohrenbetäubendes Kreischen erfüllte die Schlucht, und heißer Atem schlug dem Salamiter entgegen.
    Als Mythor sah, wie Gapolos Pferd sich aufbäumte und seinen Reiter in hohem Bogen abwarf, wusste er, dass er nicht zögern durfte. Ein schneller Blick nach hinten zeigte ihm, dass die Caer zum Stillstand gekommen waren, um aus einer sicheren Entfernung das Ende ihrer Gegner mit anzusehen.
    Der Zorn drohte den Sohn des Kometen blind zu machen. Er hörte kaum noch, wie Buruna ihn anflehte, zurückzubleiben. Alton in der Rechten, beugte er sich tief über den Hals des Einhorns und flüsterte: »Jetzt gilt es, Pandor. Trotz dem Bösen! Lauf wie nie zuvor!«
    Und Pandor schritt aus. Leicht wie der Wind trug er Mythor vorbei an Gapolos fliehendem Pferd.
    Der Salamiter war benommen auf den Beinen, über ihm der schreckliche Rachen des Drachen. Gapolo schrie und hieb mit dem Schwert nach den Pranken, die nach ihm griffen, doch die Klinge prallte an der Schuppenhaut ab.
    Mythor war heran, als eine Pranke den Worsungen-Fürsten erreicht hatte, und stieß ihn im Reiten einige Schritte zur Seite. Gapolo blieb liegen und starrte fassungslos auf den Kampf, der jetzt vor seinen Augen ausgetragen wurde. Es war ein Kampf, in dem selbst Mythor ohne jede Chance schien, der Kampf eines Zwerges gegen einen Giganten.
    Mythor spürte, wie der heiße Atem des Ungeheuers über ihn hinwegfuhr. Er sah seine Pranke herankommen und schwang das Gläserne Schwert mit fester Hand. Pandor trug ihn, als seien sie eins.
    Mythor wartete, bis die Klauen ihn fast erreicht hatten, dann tauchte er unter ihnen hinweg und schmetterte Alton mit aller Kraft seines Armes gegen die Schuppenhaut. Wehklagend drang die leuchtende Klinge tief in das Fleisch. Blitzschnell zog Mythor sie zurück, als das schaurige Gebrüll des Ungeheuers seine Trommelfelle zum Platzen zu bringen drohte. Für einen Herzschlag drohte die Panik ihn zu übermannen. Er legte sich flach auf Pandor und trieb das Einhorn zwischen den mächtigen Beinen des Drachen hindurch. Wenige Schritte vor ihm klaffte der Krater, und der Schwanz des Ungeheuers peitschte nur knapp über ihn hinweg.
    Mythor wartete nicht ab, bis der Drache sich von seiner Überraschung erholt hatte. Er hatte Pandor bereits gewendet und stürmte erneut vor. Gelbes Blut tropfte aus der verletzten Pranke, als Mythor den nächsten Hieb führte. Von hinten durchtrennte er mit einem einzigen Streich die Sehnen eines der schweren Beine. Wieder erscholl das schreckliche Gebrüll. Der Drache knickte an einer Seite ein und drehte sich um das lahme Bein. Die Pranken griffen nach Mythor. Rasend vor Schmerzen und Zorn, erhob er sich wie ein bebender und zuckender Berg aus Fleisch, Muskeln und Sehnen über dem Recken, dessen Haut zu brennen schien, der heiße, schweflige Luft atmete und spürte, wie ihm die Kraft aus dem Arm zu schwinden begann und Schwindel nach ihm griff. Mythor streckte sich und zog mit Alton auch in die zweite Pranke einen armlangen Streifen aus hervorquellendem gelben Blut.
    Das Untier fuhr schreiend in die Höhe. Pandor wich im letzten Augenblick einem Schwanzschlag aus. Mythor rang nach Luft. Sein ganzer Körper schmerzte. Nebelstreifen

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