Die Strasse des Horus
die vier Gefangenen ohne besonderes Interesse. »Du hast von mir schon so viel Gold bekommen, dass du dir ein Leben lang Linsen leisten kannst, Abana. Möchtest du diese Setius gern behalten?« Yamusa schrie auf, und seine Frau brach in Tränen aus. »Schweigt!«, brüllte Ahmose, dass es von den Wänden und vielfach aus der Leere ringsum widerhallte. »In unserer Sprache hat es das Wort ›Sklave‹ nicht gegeben, bis deine Vorfahren es mitgebracht haben! Abana!« Der Fürst blickte bedenklich.
»Höflinge taugen nicht für körperliche Arbeit, Majestät«, meinte er. »Und es wäre dumm, Fremdländern eine verantwortliche Stellung zu geben. Die beiden Mädchen könnte man als Hausdienerinnen oder sogar als Leibdienerinnen schulen, aber Yamusa ist Herold. Vielleicht lernt er ja bei meinem Oberaufseher des Getreides rechnen, wenn die Ernte in meine Speicher eingebracht wird. Danke, Majestät. Ich nehme sie. Und nun«, fuhr Abana fort, »wann geht es nach Scharuhen?«
»So schnell wie möglich«, erwiderte Ahmose. »Sei bedankt, Fürst. Du bist entlassen.« Sobek-chu stand jetzt neben Ahmose. »Kümmere dich darum, dass der Palast leer ist, und dann setzt ihr ihn in Brand«, befahl er dem General. »Jedes Möbelstück, jeder Wandbehang, jedes Lager und jedes Stück Tuch. Es darf nicht geplündert werden. Kein einziger Silberbecher verlässt das Gebäude. Verbrenne alles und dann lass die Reste schleifen. Abgesehen von der Nordmauer, die mein Vorfahr Osiris Senwasret errichtet hat. Sorge dafür, dass die stehen bleibt.«
»Und was wird aus der Stadt?«, erkundigte sich Sobek-chu. Ahmose zögerte. Gern hätte er auch ihre völlige Zerstörung angeordnet, doch das kostete zu viel Zeit und Mühe.
»Sie ist eine eiternde Wunde«, bekannte er, »und vermutlich sollte auch sie dem Erdboden gleichgemacht werden. Sie ist jedoch sehr günstig gelegen für den gesamten Handel, der vom Großen Grün ins Delta geht. Ich werde darüber nachdenken, wie ich sie neu besiedeln kann. Die Verteidigungsanlagen und der nördliche Hügel müssen jedoch verschwinden. Deine Division und die Horus-Division unter Cheti sollen sich darum kümmern. Zehntausend Mann dürften ausreichen, um alles zu schleifen.«
Er und die verbleibenden Getreuen verließen den Thronsaal und traten nach draußen. Dort überquerte er Apophis’ vertrocknete Rasenflächen und ging mit ausholendem Schritt durch die hochragenden Tore. Hier stieß er auf Turi, und auch Machu war mit dem Streitwagen da, doch Ahmose zögerte. »Ich möchte die Sonne von hier, in der Mitte von Auaris aufgehen sehen«, sagte er zu seinem Freund. »Es dauert nicht mehr lange. Begleite mich, Turi. Die Morgendämmerung ist sehr kühl.«
So schlenderten sie ein Weilchen vor der Mauer herum. Soldaten strömten durch die Tore hinein und hinaus. Pferde standen geduldig wartend mit gesenktem Kopf und schnoben leise durch die Nüstern.
Da strich eine sanfte Brise über Ahmoses Wange. Er hob den Kopf. Der ganze östliche Horizont war jetzt dunkelrot, und unmittelbar vor seinen Augen schimmerte der Himmel. Als er zusah, wie Re über den Rand der Erde stieg und sich zum ersten Mal seit vielen Hentis über ein geeintes Ägypten erhob, stand Ahmose da und spürte die Tränen auf seinen Wangen nicht.
Tani schlief noch fest, als er sein Zelt betrat, die Truhen mit ihrer Habe waren ordentlich an der Zeltwand gestapelt, und Heket, die auch schlief, lag auf einer Matte auf dem Teppich daneben. Ahmose war hungrig, aber er brauchte auch Ruhe. Er ermahnte Achtoi, ihn mittags zu wecken, legte rasch Sandalen, Schurz und Kopftuch ab, fiel auf sein eigenes Feldbett und versank auf der Stelle in Träumen. Als er aufwachte, beugte sich der Haushofmeister über ihn, und der Duft von frisch gebackenem Brot zog durch das Zelt. »Deine Schwester geht in Begleitung von Heket und einem Soldaten am Wasser spazieren«, sagte er als Antwort auf Ahmoses Frage. »Sie hat sehr wenig gegessen, als sie aufgewacht ist, Majestät. Sie scheint sich genauso über das Wiedersehen zu freuen wie ich.« Er zögerte, das Gesicht ein Abbild taktvoller Unschlüssigkeit. »Verzeih mir, Majestät, aber wie soll ich sie anreden und wie soll ich ihr aufwarten? Ein Heerlager ist nicht der richtige Ort für eine Prinzessin.« Ahmose hatte sich aufgesetzt und musterte, was Achtoi ihm auf einem Tablett vorgesetzt hatte. Im Hintergrund bewegte sich Hekayib still um ein Becken mit dampfendem Wasser, hatte das Rasiermesser in einer Hand und ein
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