Die Strasse des Horus
geschlossen war.
Die Sonne stand merklich höher am Himmel, und Ahmose schätzte, dass es Vormittag war, als sich die Streitwagen der Herolde auf dem festgestampften Boden zu ihm durchschlugen. Der erste kam von Sobek-chu. »Die Montu-Division kämpft verbissen vor dem Südosttor, Majestät«, sagte er. »Das Tor selbst war offen, ist jetzt aber wieder zu. General Sobek-chu hat tausend Soldaten an General Cheti zum Nordhügel geschickt.«
»Dann ist Sobek-chu überzeugt, dass er die Stellung halten kann?«
»Ja, Majestät. Aber er braucht die Medjai. Er verliert viele Männer durch die Bogenschützen auf der Mauer.«
»Befiehl General Hor-Aha, zwei seiner Schiffe hinzuschicken. Bringe mir Nachricht, wenn sich die Lage ändert.«
Der Bericht von der Thot-Division lautete ganz ähnlich. »Das Westtor wurde zugemacht, sowie das Setiu-Heer draußen war«, berichtete der Herold Ahmose. »Sie haben sich zwischen Außenmauer und unseren Soldaten aufgestellt und versuchen, uns ins Wasser zu drängen. Sie machen General Baqet schlimm zu schaffen, obwohl er von General Paheri großzügig Unterstützung bekommt. Die Schiffe werden ein wenig von den Resten des Anlegers unter der Wasseroberfläche behindert.«
»Was ist mit den Medjai?«
»Die bleiben in Stellung gegenüber dem Westtor und versuchen, die Bogenschützen oben auf der Mauer unter Kontrolle zu halten.«
»Hat General Baqet um Verstärkung gebeten?« Der Herold schüttelte den Kopf.
»Verstärkungen würden ihm nichts nützen«, sagte er. »Für die ist kein Platz. Sie würden die Division nur unbeweglich machen. Der Setiu-General Pezedchu hat ihn mit einer großen Abteilung Soldaten umzingelt. General Baqet meint, er will sich durch unsere Truppen zum Wasser durchschlagen.« Ahmose stand bereits und blickte seinen Herold an.
»Pezedchu? Der Mann hat wirklich die sichere Stadt verlassen?«
»Ja, Majestät. Seine Truppen sind inmitten des Chaos ein Fels in der Brandung. General Baqet meint, er will die Medjai ablenken und wenn möglich unseren Männern von hinten zusetzen, sodass sie zwischen zwei feindliche Abteilungen geraten.« Und das könnte ihm durchaus gelingen, denn ich kann General Baqet nicht helfen, dachte Ahmose wütend. Ich brauche Kunde vom Königstor, aber vor allem von General Cheti. Was ist im Norden los?
»Falls Baqet an Boden verliert, bringst du mir sofort Nachricht«, sagte Ahmose und entließ ihn.
Pezedchu ist draußen. Stelle dich deiner Angst, Ahmose, du Memme. Vergiss nicht, mehr als eine Schlacht kann er nicht gewinnen. Den Krieg hast du gewonnen. Du möchtest jetzt zu gern zum Westtor eilen, ihn beobachten, sich an seinem Anblick weiden und dich von deinen Erinnerungen ohnmächtig machen lassen. Aber es ist Cheti und nur Cheti, der dir zum Sieg verhelfen kann, sonst endet dieser Tag wieder einmal in der allzu vertrauten Sackgasse. Dennoch gelang es ihm nicht, die jähe Furcht abzuschütteln, die ihn überfallen hatte. Dieses Gefühl kannte er gut. Pezedchu.
Der Bericht vom Königstor fiel kurz aus. »Das Tor ist überhaupt nicht aufgemacht worden«, sagte der Herold, »und auf der Mauer sind keine Bogenschützen. Die Generäle Kagemni und Turi brauchen dringend eine Entscheidung von dir, wie sie die Divisionen Re und Amun aufstellen sollen, Majestät. Sie haben ihre Männer auf eigene Faust vom Königstor abgezogen und zum Osttor geschickt.«
»Warte hier bei mir«, befahl Ahmose. »Ich entscheide mich, wenn ich von der Horus-Division gehört habe.«
Chetis Herold traf als Letzter ein. Er war schlammbespritzt und humpelte. An seiner Wade war eine blutige Wunde. Er salutierte erschöpft. »Die beiden Tore am Nordhügel sind offen geblieben, Majestät«, sagte er ohne Vorrede. »Fremdländer strömen noch immer heraus, und auf der Mauer wimmelt es von Bogenschützen. Es wird gnadenlos und erbittert gekämpft. General Cheti kann seine Stellung kaum halten, auch nicht mit Hilfe von General Sobek-chu. Er braucht mehr Männer, und er braucht die Medjai.«
»Die Generäle Kagemni und Turi sollen mit ihren gesamten Divisionen General Cheti verstärken«, blaffte Ahmose. Er drehte sich um. Als Oberster Herold war es Chabechnets Pflicht, neben Ahmose zu bleiben, wenn er die Aufgaben an seine Untergebenen verteilt hatte, und zu ihm sagte Ahmose, nein, dachte er eher laut: »Ich habe fünftausend Medjai auf vierzig Schiffen. Zwei davon, das heißt zweihundertfünfzig Mann, unterstützen General Sobek-chu. Ich kann Baqet jedoch nicht
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