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Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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hatte erwartet, am Nordhügel große Mengen von kämpfenden Ägyptern und Setius zu erblicken, und wusste zunächst nicht, was er da sah. Das Horusstraßentor stand weit offen, und Männer strömten in die Festung hinein, nicht heraus. Zwischen Mauer und Kanal türmten sich Leichen. Die Mauer selbst war blutbespritzt. Hinter der Mauer konnte Ahmose noch immer Waffengeklirr und Geschrei hören. Auf einmal ging ihm auf, was los war, und er stieß einen Siegesschrei aus. »Wir sind drinnen!«, schrie er. »Cheti hat den Hügel genommen! Qar, lege hier kurz an!«
    »Majestät, es wird immer noch gekämpft, und das verbissen, wie es sich anhört«, warnte Harchuf. »Als Befehlshaber der Getreuen ist es meine Pflicht, darauf zu bestehen, dass du nicht von Bord gehst.« Ahmose hätte ihn am liebsten umarmt. Er schenkte dem ernsten jungen Mann ein Lächeln.
    »Ziehe dein Schwert, Harchuf«, sagte er. »An einem Tag wie diesem ist ein König nicht viel nütze. Er kann nur wenig ausrichten, aber vielleicht wendet er das Kriegsglück durch seine bloße Gegenwart. Keine Bange. Amun ist mit uns!«
    Ahmoses Aufmerksamkeit war so auf das gerichtet, was er vor sich sehen würde, dass er, ehe er sich’s versah, durch die hohen, schweren Tore gegangen war. Ein Blick nach hinten zeigte ihm, dass Qars Schiff teilweise durch die Menschenmenge verdeckt war, die durch die große Öffnung in der Mauer die abschüssige Straße hinuntertrabte, und da traf es ihn wie ein Blitz. Ich bin in Apophis’ Hochburg, dachte er, und ihn schwindelte. Vater, Kamose, bin ich drinnen oder träume ich, aber kein Traum kann so wirklich sein. Da ist das Tor, es gähnt offen, ist nutzlos, und ich bin endlich auf der richtigen Seite.
    Viel Zeit hatte er nicht, diesen Augenblick zu genießen, denn die Truppen hatten ihn erkannt, und sofort machte man ihm ehrerbietig Platz. Müde Mienen wurden munter. Hände, die lahm von der grausigen Arbeit waren, schlossen sich fester um die Griffe von stumpfen und mit Setiu-Blut beschmierten Waffen. »Majestät, Majestät«, verstärkte sich das Gemurmel und wurde zu hellem Jubel.
    Harchuf erspähte einen niedrigen Offizier und winkte ihn zu sich. Dessen Schurz hing in Fetzen, er hatte seinen Lederhelm verloren, und ein Fuß war unbeschuht. In der Hand hielt er einen kurzen Dolch. Seine Schwertscheide war leer. »Berichte«, sagte Ahmose. Der Mann blickte bestürzt.
    »Ich, Majestät?«, stammelte er. »Soll ich nicht lieber einen höheren Offizier suchen?«
    »Nein.« Ahmose wartete. Der Offizier schluckte, blickte flüchtig das Messer in der blutverkrusteten Hand an, dann riss er sich sichtlich zusammen.
    »Die Setiu-Truppen haben sich auf den Hügel zurückgezogen«, sagte er. »Was noch von ihnen übrig ist. Sie haben versucht, die Tore hinter sich zu schließen, aber General Cheti war zu schnell. Er hat die Horus-Division gesammelt und hat es geschafft, das Tor offen zu halten. Ich bin von der Amun-Division. Mein General Turi ist ihm zu Hilfe geeilt.« Er zögerte. »Majestät, ich habe gehört, dass auch das andere Tor, das Hafentor, von General Kagemni offen gehalten worden ist. Er hat sich an dem Ort, wohin du ihn geschickt hast, sofort auf den Feind gestürzt. Gewiss war es ein schlimmes Gemetzel, denn wohin können die Setius noch? Ihre eigene Mauer engt sie ein.«
    »Wo ist deine Waffe?«, fragte Ahmose. Der Offizier verzog das Gesicht.
    »Vergebung, Majestät. Die steckt noch in dem Soldaten, den ich getötet habe. Er ist ins Wasser gefallen, und sein Gewicht hat mich gezwungen, die Waffe loszulassen.« Sofort löste ein Getreuer seinen Gurt und reichte ihm den zusammen mit seinem Schwert. Der Mann warf Ahmose einen abbittenden Blick zu. Ahmose nickte.
    »Du brauchst es mehr als er«, sagte er. »Und jetzt bringe meinen Generälen eine Botschaft. Richte ihnen aus, sie sollen die Setiu-Soldaten töten. Es ist bedauerlich, aber das Gerücht von dieser Schlacht wird unausweichlich bis nach Rethennu dringen. Die Fürsten jenes Landes sollen überlegen, ob es klug ist, weitere Setiu-Heere nach Ägypten zu schicken. Richte ihnen auch aus, dass gewöhnliche Bürger verschont werden. In der nordwestlichen Ecke des Hügels wohnen Ägypter. Ich habe gesprochen.« Er lächelte und winkte. »Geh jetzt. Du hast deine Sache gut gemacht.« Der Offizier erwiderte das Lächeln, verbeugte sich und rannte davon. »Wir kehren aufs Schiff zurück.«
    »Falls du weitergehst, Majestät, begibst du dich in Lebensgefahr«, sagte Harchuf

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