Die Strasse des Horus
völlig den Setiu-Bogenschützen ausliefern. Er behält acht Schiffe. Melde General Hor-Aha, er soll mit den verbleibenden dreißig Schiffen auf der Stelle den Nordhügel umzingeln und die Männer von der Mauer schießen. Er soll seine Medjai persönlich befehligen. Falls der Wasserstand im Graben im Osten am Tor zur Horusstraße zu niedrig geworden ist, sollen die Medjai von Bord gehen und vom Ufer aus schießen. Wenn du diese Botschaft überbracht hast, suche nach Kay Abana. Falls die Norden irgendwo in der Nähe ist, möchte ich an Bord gehen.«
Nun sind die Spielsteine also aufgebaut, dachte er, als er Chabechnets Streitwagen auf das glitzernde Wasserband zurollen sah. Mehr als beten kann ich augenblicklich nicht tun.
»Majestät, falls du auf ein Schiff gehst, möchte ich gern die Pferde ausspannen, füttern und tränken«, sagte Machu. Er hatte, seit er das Fahrzeug angehalten hatte, mit den Zügeln in der Hand im Wagen gestanden. Ahmose blickte erschrocken zu ihm hoch.
»Dich hatte ich ganz vergessen, Fürst«, entschuldigte er sich. »Bringe die Pferde fort, schicke aber Mesehti mit frischen zurück. Vielleicht brauche ich den Streitwagen ganz schnell.« Ein eigenartiger Friede erfüllte ihn. Er wusste, das konnte nicht dauern, aber er sah Machu ruhig und gelassen zu. Der Mann redete leise mit seinen Tieren, streichelte ihnen Nüstern und Hals, und sie bedankten sich mit leisem Gewieher.
In Machu und Mesehti habe ich mich auch nicht getäuscht, dachte er. Aber ich darf nicht vergessen, dass sie Fürsten mit einem edlen Stammbaum sind. Sie nehmen die Verletzung ihres Stolzes mit einer Gelassenheit hin, die mir gefällt. Aber das hielt ihn nicht davon ab, Machu auf die Probe zu stellen. »Warte und speise mit mir, ehe du gehst«, bot er ihm an. Doch Machu schüttelte den Kopf.
»Danke nein, Majestät«, antwortete er. »Die Tiere hier würden es nicht verstehen, wenn ich länger zögere.« Er entfernte sich in der gleißenden Nachmittagssonne, schritt zwischen den Pferden, die ihm den Kopf zuwandten. Ahmose fragte sich, ob er mit seiner Gemahlin auch so zärtlich umging.
Achtoi und eine Dienerschar breiteten jetzt Tischtücher und Polster aus und deckten für Ahmose und die Getreuen ein kaltes Mahl auf. Es gab Granatapfelwein und Gerstenbier, doch Ahmose trank reichlich Wasser, und die Leibwache folgte seinem Beispiel.
Gegen Ende des Mahls kamen die Herolde erneut zurück, und wieder einmal bemerkte Ahmose den Schlachtenlärm, der so stetig und gleichbleibend war, dass sich seine Ohren bereits daran gewöhnt hatten. Es gab keine neuen Nachrichten. Beide, Ägypter wie Setius, wurden müde. Den Medjai gingen die Pfeile aus. Cheti gewann dank der Verstärkungen durch Kagemni und Turi langsam die Oberhand, doch die Nachrichten von der Westseite waren wirr. Erst als Chabechnet vorfuhr, seinen Streitwagen verließ und salutierte, erhielt Ahmose eine verständliche Nachricht.
»Die Norden kämpft verbissen vor dem Westtor«, sagte der Herold. »Ich bin nicht an sie herangekommen. Aber die Leben in Ptah ist nicht weit entfernt, und ihrem Kapitän wäre es eine Ehre, dich an Bord zu haben, Majestät.« Ahmose reichte ihm einen Krug Wasser, den Chabechnet mit ein paar Zügen leerte.
»Was ist mit Pezedchu?«, fragte Ahmose mit belegter Stimme. Chabechnet stellte den leeren Krug zu seinen Füßen ab.
»Der Setiu-General hat seine Stellung zwischen Toren und Nebenarm ausweiten können«, sagte er. »Seine Männer stehen nach Norden und nach Süden und teilen General Baqets Truppe in zwei. Die Medjai sind keine Hilfe, Majestät. Sie haben keine Pfeile mehr, und da sie gegen die Mauer geschossen haben, konnten sie sich auch keine zurückholen. Zwischen Mauer und Nebenarm gibt es ein Gemetzel. Man kann unmöglich sagen, wer dort siegt.«
»Da kommt Fürst Mesehti mit deinen Pferden, Majestät«, unterbrach sie Harchuf leise. Ahmose nickte.
»Er soll anspannen und mich zum Wasser fahren«, sagte er. »Es wird Zeit, dass ich höchstpersönlich nachsehe, was los ist, und mich unseren Soldaten zeige. Harchuf, hole die Getreuen zusammen. Chabechnet, halte dich bereit, deine Herolde abzufangen, wenn sie mich suchen. Ich werde auf der Leben in Ptah sein.«
Die Fahrt zum Schiff dauerte nicht lange, doch als Ahmose auf offenes Gelände kam, wurde der Schlachtenlärm immer lauter. Schreie und Flüche übertönten den fast ohrenbetäubenden Grundton Tausender keuchender, schubsender Männer, die mit Äxten und Schwertern
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