Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
Vom Netzwerk:
klirrende Hiebe austauschten. Staubwolken verdeckten einen Teil der Auseinandersetzung, und die launische Brise wehte einen beißenden Gestank nach Schweiß und warmem, frisch vergossenem Blut heran.
    Die Getreuen rannten vor, während er aus dem Streitwagen stieg und die Laufplanke hinaufeilte. »Ich bin dein Diener Qar«, empfing ihn der Kapitän unter Verbeugungen. »Was wünschst du?«
    »Fahre in den östlichen Graben, rudere mich an General Sobek-chu vorbei und dann nach Norden«, antwortete Ahmose. »Ich möchte mir einen Eindruck von jedem Schlachtfeld verschaffen.« Qar nickte mit bedenklicher Miene.
    »Dann musst du auf der östlichen Seite zurück, Majestät«, erklärte er. »Dort wird sehr heftig gekämpft, da komme ich nicht durch.«
    »Umso besser. So sehen die Soldaten, dass ich bereit bin, ihre Gefahren zu teilen«, gab Ahmose zurück. »Und das bin ich, Kapitän. Ich habe unter dem Oberbefehl meines Bruders größere Gefahren auf mich genommen. Los jetzt.« Qar verbeugte sich erneut, verließ ihn und schrie dem Steuermann Befehle zu. Die Ruderer griffen zu den Riemen, und dann glitt die Leben in Ptah durch die trägen Fluten des Nebenarms.
    Als sie nach Osten einbogen, schien der Lärm noch zuzunehmen und, so meinte Ahmose, auch die Hitze. Harchuf gab einen leisen Befehl, und die Getreuen nahmen die Bogen von der Schulter und umringten Ahmose dichter. Er selbst war an die Reling getreten, wo er leicht zu erkennen war. Seine Augen fanden Sobek-chus Standarte, die lange Stange mit dem aufgemalten Symbol Montus, des bullenköpfigen Kriegsgottes, die über den Köpfen der Kämpfenden schwankte. Er erspähte auch den General selbst, der den Arm gehoben und den Mund weit geöffnet hatte und dem Offizier neben sich einen Befehl zubrüllte. Der Mann wandte sich ab und sah Ahmose. Über dem Getöse konnte Ahmose ihn rufen hören: »Der König! Es ist der König!« Für einen Augenblick schien der Kampf nachzulassen, denn die Ägypter nahmen den Ruf auf, doch dann glitt die Leben in Ptah hinter zwei Medjai-Schiffe und kam außer Sicht.
    »Die Toten werden in den Kanal gerollt, Majestät«, sagte Harchuf. »Hast du das bemerkt? Da verwesen dann die Leichen, und man kann das Wasser nicht mehr trinken.«
    »Das macht nichts, in ein paar Wochen ist der Kanal ohnedies ausgetrocknet«, antwortete Ahmose. »Der Nebenarm trägt das ganze Gift nach Norden ins Große Grün.« Er legte die Hände um den Mund und rief zum zweiten Medjai-Schiff, das unweit dümpelte, hinüber: »Hauptmann, was machst du?« Die schwarzen Zöpfe flogen herum, und ein schwarzes Gesicht wandte sich ihm zu. Der Medjai-Hauptmann verbeugte sich.
    »Keine Pfeile mehr, Majestät«, rief er zurück. »Wir können nichts machen als zusehen.« Zornig hämmerte Ahmose auf die Reling ein.
    »Lege mit deinem Schiff am südlichen Ufer an und lass die Verwundeten an Deck tragen«, brüllte er. »Wie kannst du es wagen zu sagen, dass du nichts zu tun hast!« Qar rief einen Befehl, und die Leben in Ptah schwenkte langsam nach links. Sobek-chu und die Medjai gerieten allmählich außer Sicht. Ahmose merkte, dass er vor Wut zitterte.
    »Sie sind schlichte und fügsame Menschen, Majestät«, mahnte ihn Harchuf. »Sie befolgen Befehle, können aber selbst keine Entscheidungen fällen.«
    »Ich weiß«, erwiderte Ahmose und verbiss sich einen längeren Ausbruch. Denkt Hor-Aha nicht weiter, als Pfeile zu verschießen?, fragte er sich. Jeder Ägypter hätte gesehen, dass nutzlose Bogenschützen vieles tun können, um zum Erfolg der Schlacht beizutragen. Ich habe ein Wörtchen mit ihm zu reden, wenn dieser Tag vorbei ist. Die Aussicht bereitete ihm eine selbstgerechte Freude, doch er merkte, dass er kleinlich dachte, was jedoch von seiner wachsenden Abneigung gegen Hor-Aha zeugte, und hatte den Anstand, sich dafür zu schämen.
    Die östliche Seite von Auaris war eigenartig friedlich, die langen Schatten der prahlerischen Mauer umfingen Ahmose, als Qars Schiff hineinglitt. Der Lärm vom Nordhügel und dem westlichen Stadtrand ließ nach, und in den Bäumen rechts vom Kanal zwitscherten die Vögel. Das Wasser plätscherte und funkelte in der Sonne. Es war sehr flach, der Wasserstand sank noch weiter, und die Leben in Ptah kroch vorsichtig zwischen verschlammten Ufern dahin und auf das Osttor zu. Alle an Bord schwiegen und waren angespannt, richteten den Blick auf die Mauerkrone, doch die blieb leer, schwang sich in die Ferne und war nicht mehr einzusehen.
    Ahmose

Weitere Kostenlose Bücher