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Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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hingen über der nackten Schulter. »Hole die Getreuen zusammen, Harchuf. In voller Rüstung. Ich will näher an die Stadt heran, möchte aber nicht behelligt werden. Bringe sie her, wenn sie fertig sind.« Der junge Mann zögerte mit bedenklicher Miene.
    »Majestät, mein Vater … ich glaube nicht…«
    »Du schaffst das schon«, beruhigte ihn Ahmose. »Dein Vater hat dich ausgebildet, und ich bin mit dir als Stellvertreter einverstanden, solange er in Aabtu ist. Du wirst mich schon beschützen. Und jetzt los.« Harchuf biss sich auf die Lippen und nickte. Ahmose ging, wäre aber lieber gerannt und am Ufer des Nebenarms entlang in Richtung des Gedröhns gelaufen, doch er zwang sich, aufrecht und gemessen auszuschreiten. Niemand durfte argwöhnen, dass der König erregt war.
    Jemand kam hinter ihm her, und als er stehen blieb, war es Achtoi, der mit verschiedenen Dingen beladen war. Er winkte den Haushofmeister ungeduldig fort, doch Achtoi wich und wankte nicht. »Mit Verlaub, Majestät, aber dazu reicht die Zeit«, sagte er störrisch. »Die Getreuen sind noch nicht fertig, und dein Streitwagen ist auch noch nicht da.« Er reichte Ahmose ein Schälchen mit Weißkäse, frische Datteln und einen Becher Bier. Und da merkte Ahmose, dass er hungrig war. Er knurrte seinen Dank, trank rasch und stopfte sich das Essen in den Mund. Darauf nahm ihm Achtoi die Schale ab und sagte: »Auf leeren Magen ist nicht gut kämpfen, Majestät. Und auch nicht mit der Schlafmütze auf dem Kopf und ohne die Insignien, die die Truppen kennen.« Ahmoses Hand fuhr hoch, dann lachte er und nahm die Mütze ab. Achtoi reichte ihm das große Pektoral, dessen Gold im Frühlicht funkelte und dessen Lapislazulisteine und Türkise matt schimmerten, und Ahmose legte es sich um.
    Es folgte ein gestärktes blauweißes Leinenkopftuch. Auf seinem goldenen Rand bäumte sich Nechbets Geier. Ahmose setzte es sich auf den rasierten Schädel und streckte die Arme aus, damit Achtoi ihm die goldenen Armreife des Obersten Befehlshabers überstreifen konnte. Der hatte auch den Schwertgurt nicht vergessen, an dem Schwert und Dolch hingen. Ahmose schloss ihn um die Mitte und blickte Achtoi lächelnd in die Augen.
    »Danke«, sagte er schlicht. Am Rand seines Blickfeldes sah er die Speichen eines rollenden Streitwagens im Sonnenschein blitzen. Achtoi winkte.
    »Dein Streitwagen kommt, und die Getreuen sind unmittelbar hinter dir, Majestät«, sagte er. »Möge Amun uns den Sieg schenken.« Dann verzog er sich unauffällig. Der Streitwagen hielt an, Machu ruckte an den Zügeln, und Harchuf und seine Männer kamen angerannt. Ahmose bestieg den Streitwagen.
    »Ich glaube nicht, dass wir uns beeilen müssen«, sagte er. »Harchuf, verteile deine Männer zu beiden Seiten und halte dich bereit, mir überallhin zu folgen. Machu, los.«
    Der metallische Ton der Hörner war verstummt, daher wirkte jetzt sogar der Aufruhr von Tausenden ägyptischer Soldaten auf der Ebene gedämpft. Die Sonne war inzwischen vollends aufgegangen. In dem grauen Rauch konnte Ahmose Hunderte von Gestalten sehen, die sich oben auf der Mauer verteilt hatten. Er warf einen Blick nach links und war beruhigt. Die Medjai säumten die Decks ihrer Schiffe, hatten die Bogen erhoben.
    Doch die Setius hatten eine schmerzhafte Lektion gelernt. Dieses Mal kauerten oder hockten sie, wenn sie auf die Soldaten unten schossen, und boten den Medjai damit weniger Angriffsfläche. Etliche lagen sogar auf dem Bauch und hielten den Bogen schräg nach unten. Machu rümpfte die Nase. »Die Schwachköpfe!«, sagte er abfällig. »Sie haben die besten und genausten Bogen, die je erfunden wurden, mit nach Ägypten gebracht, aber sie gebrauchen sie so unbeholfen, dass man meinen sollte, wir hätten diese Waffe gebaut. Sie können uns nicht mehr das Wasser reichen.«
    »Sie scheuern sich den Innenarm auf, und der lederne Armschutz lenkt die Pfeile ab«, murmelte Ahmose. »Die, die hocken, haben bestimmt bald aufgeschrammte Knie. Auf dem Bauch kann man nicht schießen. Zumindest aber fallen ihnen Pfeile herunter. Sie haben Angst, sich hinzustellen.«
    »Die hätte ich auch, wenn ich die Medjai vor mir hätte«, bekannte Machu. »Da kommt Ramose, Majestät.« Ahmose forderte ihn auf, zu ihm in den Streitwagen zu steigen. Ramose schwitzte und war außer Atem.
    »Ich konnte nicht schlafen, also habe ich mit den Herolden den Belagerungsring abgeschritten«, erklärte er, als er Ahmoses fragenden Blick sah. »Einen Herold hatte ich

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