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Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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erleichtert. »Hörst du das Gebrüll? Wer würde uns dann anführen?«
    Ja, wer wohl?, dachte Ahmose, als er auf einer blutschlüpfrigen Straße zum Schiff zurückeilte. Ahmose-onch ist noch zu klein zum Regieren. Ob Aahmes-nofretari die habgierigen Edelleute unterwerfen, die Generäle anleiten und den Thron für ihren Sohn sichern könnte? Der Gedanke, dass sie das möglicherweise schaffen würde, war nicht gerade beruhigend. Ahmose eilte die Laufplanke hoch, und die Leben in Ptah setzte ihre Fahrt rings um Auaris fort. Nein, er war überhaupt nicht beruhigend, und Ahmose wusste nicht so recht warum.
    Siebtes Kapitel
     
    Vorsichtig kroch das Schiff den Kanal zwischen dem nördlichen Rand des Haupthügels und der südlichen Mauer des kleineren militärischen Hügels entlang. Der Schauplatz kam Ahmose irgendwie unwirklich vor, vielleicht weil man die Schlacht zwar noch hören konnte, der Lärm jedoch gedämpft war und der Wind, der die Schiffsflagge und die Schurze der Männer flattern ließ, nicht die Leichen erreichte, die durch die Mauer geschützt waren. Verstümmelt und reglos lagen sie wie Abfall im sanften Nachmittagssonnenschein.
    Qar bellte einen Befehl, und das Schiff hielt nach links, doch ehe der Nordhügel außer Sicht kam, sah Ahmose, dass dessen anderes Tor, das Hafentor, tatsächlich weit offen stand und von mehreren Reihen ägyptischer Soldaten bewacht wurde, die salutierten, als er vorbeifuhr. Ihr Siegeslächeln war nicht zu verkennen. »Alle Soldaten von General Kagemni und General Turi dürften jetzt drinnen sein«, meinte Harchuf, und Ahmose nickte, ohne sich umzudrehen, denn die Leben in Ptah fuhr jetzt am nördlichsten Tor von Auaris, dem fest verschlossenen Handelstor, vorbei, und dahinter konnte er die Türme von Apophis’ festungsähnlichem Palast ausmachen, stumpf, aber mächtig überragten sie die Stadtmauer.
    Auf einmal fuhren sie auf den Fluten des Hauptnebenarms, und Ahmose bemerkte bei der Mannschaft ein stummes Aufseufzen. Die Freude war jedoch kurz. Als er hochsah, erblickte er oben auf der Mauer aufgereihte Bogenschützen, jeder von ihnen schussbereit. Die Reihe begann am Königstor, das auch geschlossen war, und kam hinter der Biegung der Insel außer Sicht. »Schilde hoch!«, bellte Harchuf, und sogleich befand sich Ahmose unter einer hölzernen Decke.
    Als sie den Palast passiert hatten, waren die Bogenschützen verschwunden, und die Schilde sanken herunter, doch Ahmose hörte kaum noch Harchufs Befehl, denn jetzt war nur noch Lärm zu hören. Die Westseite von Auaris zog sich gerade dahin und bot einen guten Blick den Nebenfluss entlang bis zu dem verkohlten Anleger vor dem Bürgertor und noch weiter, und hier herrschte völliges Chaos. Doch allmählich konnte Ahmose weit hinter dem Tor Baqets Standarte ausmachen. Unmittelbar am Ufer schwankte Pezedchus rotes Sutech-Banner, und eine geballte Heeresmacht Setius scharte sich darum, sie reichte fast bis zum Tor zurück und erstreckte sich in zwei unregelmäßigen Flanken am Wasser.
    Das Getöse war ohrenbetäubend. Männer hackten aufeinander ein, standen bis zur Mitte im Wasser oder kämpften Mann gegen Mann unbeholfen auf den überall herumliegenden Leichen. Viele von Paheris Schiffen waren leer, die Laufplanken lagen auf dem Ufer, die Bootsleute befanden sich irgendwo im Schlachtgetümmel. »Die Setius haben es geschafft, sich am Ufer festzusetzen und die Stellung zu halten«, übertönte Harchuf den Krach. »Wo ist ihr General?«
    Ahmose winkte Qar, er solle zwischen die schaukelnden, manövrierenden Schiffe fahren, und sein Blick suchte das Ufer ab. Allmählich bekam er einen Überblick über die Schlacht, doch er war ratlos. Nach sorgfältiger Einschätzung der Setius wollte ihm scheinen, dass sie sich weniger um die Ausweitung ihrer Stellung bemühten als um deren Festigung am Ufer. Auf der Stadtseite verteidigten sie sich lediglich, doch auf der Flussseite kämpften sie wie die Löwen, wollten alles hinwegfegen, was zwischen ihnen und dem Wasser war. Warum?, fragte sich Ahmose mit wachsender Besorgnis. Das war keine vernünftige Strategie. Pezedchu sollte sich lieber bemühen, die Divisionen zu vernichten. Schließlich ist er zwischen Mauer und Wasser eingeklemmt. Zum Tor kann er nicht zurück, ohne sich durch Baqets Männer zu mähen, und welchen Vorteil hat er davon, wenn er in den Fluss fällt? Gewiss wäre es vernünftiger, einen Ausfall nach Norden und nach Süden zu machen, statt sich nach Westen zu sammeln?
    Auf

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