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Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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Brand zu stecken, oder er hatte beide Möglichkeiten abgewogen und die riskantere gewählt. Hochmut oder ein Ausrutscher in der Hitze des Gefechts?
    Paheris Befehle waren gehört worden, denn die Bootsleute setzten den rennenden Setius nach, lösten sich aus dem Getümmel und stürmten zu ihren Schiffen. Einige erreichten ihr Ziel, machten kehrt und wehrten den Feind ab, aber viele, zu viele, dachte Ahmose zutiefst erschrocken, kamen zu spät und sahen zu, wie die Laufplanken eiligst ins Wasser geworfen wurden, sodass sie nicht mehr an Bord gehen konnten. Trotzdem stürzten sie sich ins Wasser, hielten sich am Rumpf der Schiffe fest und versuchten hochzuklettern. Die Setius beugten sich vor und hackten Hände und Arme ab, während ihre Bootsleute zu den Riemen griffen und ihre Steuerleute ans Ruder eilten.
    Die ägyptischen Schiffe hinter Ahmose umringten ihn nun, ruderten hastig auf die fremdländischen Mannschaften zu, die mit ihrer Beute jetzt eilig vom Ufer fortsteuerten. Und wir haben keine Pfeile, dachte Ahmose fieberhaft, nichts, womit wir sie umbringen könnten, und die Medjai haben Angst vor dem Wasser. Die verlassen ihre Schiffe nicht, wagen den Sprung zum Entern nicht. Er hörte, wie Paheri mit heller Stimme einen Schwall Befehle gab, seine Kapitäne namentlich aufrief und sie einen nach dem anderen losschickte, dass sie den Setius die Durchfahrt versperrten. Wir müssen als Erste entern, dachte Ahmose. Wir müssen die Initiative ergreifen. Unsere Männer müssen das Gefühl haben, dass sie sich ihr Eigentum zurückholen.
    Offensichtlich dachte Paheri genauso. Er brüllte den grimmigen Soldaten, die sich an der Reling der ägyptischen Schiffe drängten, eine Abfolge von Anweisungen zu. Auch Hor-Ahas tiefe Stimme war über dem von Schiffen wimmelnden Wasser zu vernehmen. »Ihr seid Krieger aus Wawat, keine Fliegen, die an einem Hundefell kleben!«, verwünschte er seine Stammesbrüder. »Lasst euch nicht von den Ägyptern beschämen! Springt, ihr Memmen! Springt!« Ahmose blickte hinter sich. Die Medjai liefen auf dem Deck hin und her, während ihre Hauptleute auf sie einpeitschten, und Hor-Aha selbst schwang einen Knüppel. Vor Ahmoses Augen hob er einen seiner Männer hoch und warf ihn über die Reling. Dann sprang er selbst und landete geschmeidig auf dem Deck eines Schiffes, das Ahmose jäh als die Norden ausmachte.
    Kay Abana lief auf Hor-Aha zu, der aufgestanden war und zum Schwert gegriffen hatte. Erleichtert sah Ahmose, dass die Norden noch ganz mit Ägyptern bemannt war, die säuberlich geordnet an der Reling standen und gelassen auf Befehle warteten. Auf einmal erblickte Ahmose eine bekannte Gestalt, ein wenig kleiner als die Übrigen, die mit behandschuhter Hand ein Schwert umklammerte und wild entschlossen blickte. Kays Vetter Zaa-pen-Necheb. Ahmose tat ein Stoßgebet für die Sicherheit seines jüngsten Soldaten.
    Rings um ihn versuchten die ägyptischen Schiffe jetzt, längsseits der geraubten Schiffe zu gehen. Das Krachen von splitternden Riemen vermischte sich mit lauten Flüchen, während sich beide Seiten zum Kampf bereit machten. Kay und Hor-Aha berieten sich, steckten die Köpfe zusammen. Dann trennten sie sich, und Kay zeigte auf etwas. Ahmoses Blick folgte diesem Finger.
    Pezedchu stand im Bug eines Schiffes, das sich stetig und lautlos auf die Leben in Ptah zubewegte. Er kam so nahe heran, dass Ahmose sein grobes, eher abstoßendes, aber dennoch fesselndes Gesicht über dem mächtigen, wie aus Ziegelsteinen gemauerten Körper sehen konnte. Da stand er gefasst, breitbeinig, blickte gelassen und sah zu, wie er sich der Leben in Ptah näherte. Schicksalsergeben erkannte Ahmose, dass der Setiu-General ihn nicht nur gesehen hatte, denn er stand ja für alle sichtbar, sondern Qars Schiff entern und ihn töten wollte. Das war in seinen Augen zu lesen, während der Abstand zwischen ihnen immer kleiner wurde. Augenblicklich bedeutete ihm der Tumult ringsum nichts. Ahmose war seine Beute.
    Doch als Ahmose sein Herz erforschte, merkte er, dass Pezedchu, das Schreckgespenst, ihm keine Angst mehr machte. Es blieb nur noch Pezedchu, das Schicksal, ein Mann, dessen Geschick mit dem Haus Tao verknüpft war, seit er Seqenenre schmählich besiegt und getötet hatte. Er nahte wie ein Freund.
    Harchuf und die Getreuen umringten ihn eilig, doch Ahmose winkte sie zurück. Er hörte, wie sie Pfeile auflegten, und da fiel ihm ein, dass seine Leibwache keine Pfeile vergeuden durfte, es sei denn zum Schutz

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