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Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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setzte sich auf ein zusammengerolltes Tau und wartete, war blind für das Getöse ringsum, bis sich Qar bückte und ihm die Hand in den Schoß legte. Sie blutete nicht mehr. Die Finger krümmten sich nach innen. Sacht hob Ahmose sie hoch und drehte sie um. In den Ring waren Symbole geätzt, die Ahmose nicht kannte, fremdländische Symbole, Pezedchus Name vielleicht oder der seiner Frau oder seines Sohnes in der Sprache irgendeines unbekannten Setiu-Stammes. Ich weiß nicht mehr von ihm, als dass er ein ausgezeichneter Stratege mit großer persönlicher Autorität war, dachte er traurig.
    Qar räusperte sich. »Kapitän Abana bittet demütig darum, den Ring behalten zu dürfen. Er möchte ihn als die ihm zustehende Beute tragen, aber er weiß auch, dass der Setiu-General kein gewöhnlicher Feind gewesen ist und du den Ring bei deiner Rückkehr nach Waset vielleicht Amun schenken möchtest.« Ahmose nickte, während die Leben in Ptah langsam in ruhigeres Fahrwasser gerudert wurde.
    Dann wurde die Laufplanke ausgelegt, und Ahmose ging mit wackligen Beinen zu der Abteilung im Schlamm steckender Streitwagen und ermatteter Pferde. »Das hier ist Pezedchus Hand«, sagte er zu dem wartenden Obersten Herold. »Stecke sie auf einen Speer und trage sie durch das Kampfgetümmel. Verkünde seinen Tod und die Forderung nach Übergabe. Dann bringst du sie mir zurück.« Chabechnet nahm sie, und aufgeregtes Gemurmel lief durch die Gruppe der anderen Herolde. Ahmose wartete nicht auf ihre Verbeugungen. Er drehte sich um und ging mit ausholendem Schritt zu den Zelten unter den schützenden Ästen der Sykomore.
    Die Klappe von Ahmoses Zelt war zurückgeschlagen, und er konnte sehen, wie sich drinnen jemand bewegte. Als er näher kam, trat Achtoi heraus, und bei seinem Anblick war Ahmose auf einmal völlig erschöpft, all seine Gliedmaßen zitterten, und er fiel in sich zusammen. »Pezedchu ist tot«, sagte er mit belegter Stimme. »Es ist nur noch eine Frage der Zeit, und wir haben gesiegt. Meine Getreuen sind erschlagen, alle mit Ausnahme von Harchuf, der verwundet ist. Schicke sofort meinen Arzt in sein Zelt.« Achtoi musterte ihn prüfend.
    »Majestät, bist du auch verwundet?«, fragte er. Ahmose blickte an sich hinunter. An seinen Händen klebte Pezedchus getrocknetes Blut, und an Schurz und Waden klumpte das Blut seiner Leibwache in Flecken und langen Rinnsalen. Da wollte er nur noch sauber sein, riss sich die Kleidung vom Leib, Schwertgurt und Helm, nahm das Pektoral ab und warf alles zu Boden.
    »Bringe mir frisches Natron«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen. »Ich muss mich waschen, Achtoi. Ich muss mich waschen.« Und dann taumelte er hastig zum Wasser, stolperte auf dem abschüssigen Ufer, bis er die kühle Gegenströmung des Nils auf seiner Haut spürte. Er beugte sich vornüber und tauchte.
    Er kam nach Luft schnappend wieder hoch, atmete die klare Abendluft ein und sah seinen Diener mit einer Schüssel Natron und einem Handtuch warten. Ahmose winkte. »Komm ins Wasser«, rief er. Der Mann legte sich das Handtuch um den Hals und watete gehorsam in die sanfte Strömung. »Und jetzt schrubbe mich tüchtig«, befahl Ahmose, »und wenn du fertig bist, fängst du noch einmal von vorn an.«
    Als er in sein Zelt zurückkehrte, kribbelte seine Haut, und seine Seele war ruhiger. Er blieb kurz stehen, war nicht bereit, den Ort zu betreten, der vertraut, jedoch beengt und verlassen wirkte. Achtoi trat mit einer Mütze zu ihm, und erst da merkte Ahmose, dass er sich barhäuptig in der Öffentlichkeit gezeigt hatte. »Es gibt Essen und Bier, Majestät«, sagte Achtoi und setzte Ahmose die Kopfbedeckung auf den rasierten Schädel. »Du hast seit heute früh nichts gegessen. Der Arzt kümmert sich um Prinz Harchuf. Fürst Mesehti möchte wissen, ob du den Streitwagen heute noch brauchst oder nicht.« Das kurze Gefühl der Entfremdung verflog. Ahmose merkte, dass Beine und auch Kopf schmerzten.
    »Ich bin nicht hungrig, aber ich esse wohl lieber«, antwortete er bedrückt. »Es wird eine lange Nacht, Achtoi. Schicke zu Mesehti und richte ihm aus, dass ich auf der Stelle einen Streitwagen brauche.« Er zog den randvollen Becher mit dunklem Bier heran und griff nach dem Brot. »Sowie ich gegessen habe, will ich Harchuf aufsuchen. Gibt es Nachricht von Anchmahor?« Achtoi schüttelte den Kopf.
    »Nein, Majestät, aber er wird jeden Augenblick aus Aabtu zurückerwartet.«
    »Sehr gut. Öffne den Schrein, und dann kannst du gehen«,

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