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Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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sagte Ahmose. »Ich will Amun sehen.« Ein schmales Lächeln, halb Mitgefühl, halb Zuneigung, zuckte um den Mund des Oberhofmeisters.
    »Vielleicht möchtest du dich zuvor ankleiden, Majestät«, schlug er vor, und erschrocken merkte Ahmose, dass er noch immer nackt war, einen stämmigen Oberschenkel über den anderen gelegt hatte, dazwischen dichtes, gelocktes Schamhaar. Bestürzt stand er auf, und auf einmal war ihm nach Weinen zumute. Lächerlich.
    Geziemend mit einem frischen Schurz bekleidet, speiste und trank Ahmose, während seine Augen und Gedanken an dem kleinen goldenen Abbild des Gottes hingen und sein Diener ihm stumm aufwartete. Ahmose wusste, dass ihn die Ereignisse seit der Morgendämmerung gefühllos gemacht hatten, dass er Amun später überwältigend dankbar sein würde, der ihm sowohl den Sieg als auch das Leben geschenkt hatte, aber im Augenblick vermittelte ihm der Anblick von Amuns rätselhaftem Lächeln unter den anmutigen Federn seiner Krone nur einen gewissen Frieden. Dann bemerkte er verwundert, dass auf den Tellern, die der Diener auf ein Tablett stellte, nur noch Krumen lagen, stand auf, schloss die Türen des Schreins, zog Sandalen an und verließ das Zelt.
    Keine Getreuen umringten ihn, als er nach draußen trat, doch Mesehti war da und hielt die Zügel der Pferde von Ahmoses Streitwagen, und er verneigte sich, als Ahmose näher kam. Die Sonne war soeben untergegangen, und die schattenlose Landschaft lag in goldenes Licht getaucht. Ahmose winkte. Mesehti stieg ein und Ahmose folgte. »Harchufs Zelt«, sagte er knapp. Mesehti ruckte an den Zügeln und wollte den Pferden gerade etwas zurufen, als ein Schrei zu hören war. Ahmose drehte sich um und sah Anchmahor mit angstverzerrtem Gesicht herbeigerannt kommen.
    »Majestät, ich bin soeben von Bord gegangen«, keuchte er. »Die Männer am Ufer berichten von einem Blutbad unter den Getreuen. Stimmt das? Bist du in Sicherheit? Wo ist mein Sohn?«
    »Es stimmt«, antwortete Ahmose und wunderte sich im Stillen über die Reihenfolge von Anchmahors Fragen. »Steige hinter mir ein, Anchmahor. Harchuf ist verwundet. Ich will gerade zu ihm, will nachsehen, wie es ihm geht.« Anchmahor brauchte keine weitere Aufforderung.
    Vor Harchufs Zelt sprangen die beiden Männer aus dem Streitwagen. Ahmose betrat das Zelt, dicht gefolgt von Anchmahor, und der Arzt, der sich über die Gestalt auf dem Feldbett gebeugt hatte, richtete sich auf und verbeugte sich. »Der Pfeil hatte Widerhaken und war schwierig zu entfernen«, beantwortete er Ahmoses knappe Frage. »Der Prinz hat starke Schmerzen, aber die Genesung nimmt ihren normalen Verlauf, falls sich kein Uchedu bildet. Ich habe einen Umschlag aus gemahlener Weide und Honig gemacht und eine große Menge Mohnsaft hergestellt, den ihm sein Diener zu trinken gibt, wann immer er welchen haben will. Falls du es wünschst, Majestät, werde ich mich weiter um den Prinzen kümmern.« Anchmahor war zur anderen Seite des Feldbetts gegangen. Ahmose bedankte sich bei dem Arzt mit einem Nicken und sah Harchuf an. Er war auf einen Bewusstlosen gefasst gewesen, doch Harchufs Blick war klar, obwohl seine Pupillen vom Mohn erweitert waren. Auf dem fahlen, schmerzverzogenen Gesicht standen Schweißperlen. Die verwundete Schulter war mit Leinen verbunden. Harchuf leckte sich die trockenen Lippen, und sofort kniete sich Ahmose hin, hob den schweißfeuchten Kopf und hielt dem jungen Mann einen Becher Wasser an die Lippen. Harchuf stöhnte bei der Bewegung, doch er trank ein wenig.
    »Majestät, wie steht die Schlacht?«, flüsterte er, als Ahmose seinen Kopf behutsam aufs Kissen bettete.
    »Sie ist fast gewonnen«, sagte er. »Ich warte nur noch auf die endgültige Bestätigung meiner Generäle. Pezedchu ist tot. Harchuf, dein Vater ist hier.«
    »Hier?« Harchufs benommener Blick wanderte zur Seite. Er lächelte, als sich Anchmahor über ihn beugte und ihm die Wange streichelte. »Vater, ich habe meine Pflicht getan«, hauchte er.
    »Natürlich hast du das«, versicherte ihm Anchmahor. »Der Arzt sagt, deine Wunde wird heilen. Du musst jetzt schlafen, Harchuf, falls du kannst. Ich komme morgen früh wieder.«
    »Es tut weh«, murmelte Harchuf, doch die Augen fielen ihm zu, und noch ehe Anchmahor zu Ahmose getreten war, hatte er das Bewusstsein verloren.
    »Mein Arzt kennt sich aus«, sagte Ahmose, als sie zum Streitwagen zurückgingen. »Ich glaube nicht, dass Harchufs Wunde tödlich ist. Er hat sich während deiner Abwesenheit

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