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Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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Königs nicht verpassen.«
    »Sehr gut. Fangen wir also an.«
    Sie mochte Tetaki, den Bürgermeister von Waset. Sie plauderten, während Chunes mit gekreuzten Beinen zu ihren Füßen saß und die wichtigsten Punkte der Unterhaltung niederschrieb. Danach sprach Aahmes-nofretari mit dem Aufseher kurz über den Fortgang der Aussaat, dann ließ sie sich mit ihrem Schreiber zu den Kasernen tragen.
    Emchu, den sie zum Hauptmann ihrer Hauswache bestellt hatte, begrüßte sie ehrerbietig, folgte ihr in den Schatten seines Zimmers und bot ihr Bier an, was sie jedoch ablehnte. Eine Stunde lang besprachen sie und ihr Hauptmann, wie man die Soldaten am Weg zur Bootstreppe anordnen, den König durch den Garten geleiten und wen man an den Wänden im Saal aufstellen sollte, falls er zu spät eintraf, um noch draußen zu feiern. Aahmes-nofretari war stolz auf die tüchtige militärische Mannschaft, die sie geschaffen hatte und die sowohl Anwesen wie auch die lärmende Stadt bewachte, und wollte, dass Ahmose das billigte. Das wollte Emchu auch. Sie erinnerte ihn daran, dass seine Männer kurz nach dem Mittagsmahl aufgestellt sein mussten, und dann wurden sie und Chunes durch das Hintertor der Mauer, die das Anwesen umgab, zurückgetragen, und sie entließ die Sänftenträger, sagte Chunes, sie würde ihn später holen lassen, und ging langsam durch den Garten zur Bootstreppe.
    Wenn man zum alten Palast wollte, musste man nicht länger durch die Bresche in der zerfallenen Mauer schlüpfen, die ihn früher vom Haus getrennt hatte. Sobek-nacht hatte als Erstes dafür gesorgt, dass sie abgetragen wurde, und wenn Aahmes-nofretari jetzt nach links blickte, konnte sie das altehrwürdige, hohe Gebäude, die Hebesteine und das Baugerüst sehen.
    Auf halbem Weg zwischen Säulen und Grenzmauer hatte Sobek-nacht seinen Tisch unter einem Sonnensegel aufgestellt, und dort beriet er sich mit seinen niederen Baumeistern und Aahmes-nofretari selbst. Sein Tisch lag dabei voller Pläne, auf dem Baugerüst wimmelte es von schwitzenden Arbeitern, und von den Lehmgruben in der Nähe des Flusses, wo Ahmose-onch so gern spielte, wurden Ladungen neuer Lehmziegel herangeschafft. Heute war der geschäftige Ort auf Befehl der Königin menschenleer, und trotzdem wurde ihr Blick im Vorbeigehen hingezogen, und sie dachte daran, wie ihre Brüder vor einer ganzen Ewigkeit durch den verbotenen Spalt in der nicht mehr vorhandenen Mauer geklettert waren und ihre heimlichen Spiele gespielt hatten und sie allein und neidisch auf der anderen Seite hatten stehen lassen.
    Wie gut, wenn der Palast wieder zum Leben erweckt und voller Geschäftigkeit und Licht sein würde, wenn auf dem Dach Frauen plaudern würden, die unter dem Sternenzelt farbenprächtige Decken ausbreiteten, um der Hitze des Schemu zu entrinnen. Vielleicht fanden dann die unseligen Gespenster, die in den staubigen Ecken hingen und um Gerechtigkeit flehten, endlich Ruhe.
    Tetischeri thronte am Ende des Weges auf einem Berg Kissen im Gras. Auch sie war reich gekleidet: weißes Hemdkleid mit Goldgürtel und Goldsaum, an dem goldene Anchs hingen. Beim Näherkommen dachte Aahmes-nofretari, wie angemessen, dass sie das Lebenssymbol trägt, schließlich geht sie auf ihren siebenundsechzigsten Geburtstag zu, und noch immer kaum ein Anzeichen von Gebrechlichkeit. Tetischeri hörte sie kommen, wandte ihr ein verdrossenes, dick geschminktes Gesicht zu und winkte mit einem mageren, goldbeschwerten Arm. »Seit die Schutzmauer um unsere Aruren erhöht und verlängert worden ist, kann man die Bootstreppe nicht mehr einsehen«, beschwerte sie sich. »Wenn ich mir den Nil anschauen will, muss ich den Wachposten auf dieser Seite befehlen, dass sie mir das neue Tor aufsperren, muss hindurchgehen und es auf der anderen Seite von den Wachposten wieder schließen lassen. Dadurch kann ich weniger Zeit auf der Treppe verbringen, als mir lieb ist, denn ich verschrecke die Soldaten sichtlich mit meiner Anwesenheit. Ein echtes Ärgernis, meine Liebe.«
    »Ich weiß«, meinte Aahmes-nofretari und bückte sich, damit sie ihrer Großmutter einen Kuss auf die runzlige Wange drücken konnte. »Tut mir Leid, Tetischeri. Aber ich habe nur Ahmoses Befehl ausgeführt. Wenn du möchtest, kannst du jetzt über den Hof des alten Palastes gehen und durch die Öffnung in der Mauer, in die das neue Tor kommt.«
    »Hmpf«, knurrte Tetischeri. Sie hatte protestiert und war nun zufrieden. »Neues Tor. Vermutlich will er für seine prächtige neue

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