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Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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Residenz Elektrum haben, falls wir jemals so viel Silber zusammenkratzen. Das Gold für die Mischung ist kein Problem mehr, seit die Kuschiten eingeschüchtert sind, ja, letztens ist es mit beruhigender Stetigkeit in die Schatzkammer und zu den Goldschmieden geströmt. Der Schöne Teti hat sich sehr ruhig verhalten.«
    »Das berichten auch meine Spitzel.« Aahmes-nofretari ließ sich auf den Kissen neben der Älteren nieder. »Aber Kusch hat noch nie lange Ruhe gegeben, falls sich mein Geschichtslehrer nicht geirrt hat. Ich muss gestehen, dieser geheimnisumwitterte Fürst macht mich neugierig.« Ihre Großmutter rümpfte die Nase.
    »Hmpf. Fürst? Der Titel ist zu gut für ein Halbblut aus Ägypten und Kuschit«, sagte sie. »Es würde mich nicht wundern, wenn er auch noch eine Spur Setiu-Blut in den Adern hätte. Schließlich ist er, seitdem er Häuptling seines wilden Stammes ist, ein zuverlässiger Verbündeter von Apophis und dessen Vater gewesen. Ahmose sollte ihn lieber im Auge behalten.« Aahmes-nofretari antwortete nicht. Für Tetischeri würde Ahmose immer ein ziemlich dümmlicher jüngerer Bruder bleiben, den man ständig beraten und ermahnen musste.
    Ein Weilchen saßen die beiden Frauen schweigend da. Dann sagte Tetischeri: »Nächsten Monat feiern wir die Geburt deines Vaters. Wir wollen zu seinem Grabmal und dort Essen, Wein und Öl opfern. Hoffentlich erinnert sich Ahmose daran, ohne dass man es ihm sagen muss.«
    »Natürlich«, gab Aahmes-nofretari zurück. »Aber ich warne dich, Großmutter, dränge ihn nicht. In einer Woche bestatten wir Hent-ta-Hent, und er wird nur den Verlust seiner Tochter im Kopf haben. An Seqenenre wird er erst danach denken.« Als sie sich umdrehte, kreuzten sich ihre Blicke.
    »Ich weiß, was du sagen willst«, kam ihr Tetischeri zuvor. »Dass ich deinen Gemahl nie gemocht oder geachtet habe, dass ich in der Vergangenheit lebe, dass ich hochfahrend und unnachgiebig stolz bin. Es stimmt, und es tut mir Leid, Aahmes-nofretari. Seqenenre war ein König. Kamose habe ich abgöttisch geliebt. Für Ahmose ist nichts mehr übrig, aber du musst mir glauben, dass ich mich bemühe, gegen mein Vorurteil anzukämpfen.« Ihre skelettartige Hand wedelte eine Fliege fort, die sich auf ihrem Hals niederlassen wollte. »Ein Fluch des Alterns ist die Rückbesinnung auf lange vergessene Jugenderinnerungen, während sich die Ereignisse der jüngsten Vergangenheit scheinbar verflüchtigen. Ich weiß, was Ahmose geschaffen hat. Aber ich kann nicht anders, dahinter sehe ich immer die Klugheit und Verzweiflung und die Aufopferung seines Vaters und Bruders, ohne die Ahmose nichts hätte erreichen können.«
    »Du redest von Dingen, die vielleicht oder auch nicht eingetreten wären«, sagte Aahmes-nofretari, während sie sich bemühte, ihren Ärger im Zaum zu halten. »Das sind eitle und gefährliche Gedanken. Du bist die Einzige, die Einzige, Tetischeri, die dem nutzlosen Spiel, was wäre wenn, frönt. Wenn Vater und Kamose so häufig und bereitwillig in diese Falle getappt wären wie du, hätten wir Seqenenres Niederlage durch Pezedchu angenommen und wären unter Kamose in die Verbannung gegangen. Und wenn mein Gemahl nicht ein vielschichtigeres Hirn als Kamose hätte, wäre Auaris heute keine kleine Insel in einem Meer von ägyptischem Triumph. Seqenenre hat mit dem Aufstand angefangen. Kamose hat ihn fortgeführt. Ahmose wird ihn vollenden.« Sie stand auf und glättete ihr Hemdkleid mit steifen Fingern. »Die Geschichte wird Seqenenre bemitleiden und Kamose schlecht machen, weil man nicht begreift, was er tun musste. Künftige Generationen jedoch werden meinen Gemahl als Ägyptens Retter verehren. Was sie zu dir sagen werden, weiß ich nicht. Vielleicht, dass sie in ihrer Jugend schön war.« Tetischeri verzog gequält die alten, würdevollen Züge, und da wusste Aahmes-nofretari, dass sie zu weit gegangen war. Sie hockte sich neben Tetischeri und nahm ihr Gesicht in beide Hände. »Verzeih mir, Großmutter«, bat sie. »Das war ungerecht.«
    »Aber vermutlich wahr.« Tetischeri machte sich los. »Ich sitze hier und warte auf ihn, damit ich ihn als Erste begrüßen kann, damit er mich bemerkt, damit er mich sieht, mich wahrnimmt«, sagte sie mit rauer Stimme. »Ich bin nicht dumm, Aahmes-nofretari. Ich weiß, dass er mich mit Absicht von den militärischen Beratungen mit dir und deiner Mutter ausgeschlossen hat, dass er mich wegen meiner Abneigung gegen ihn bestimmt, aber taktvoll in die

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