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Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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Frauengemächer abgeschoben, dass er mir auf seine sanfte, aber ganz und gar unnachgiebige Art jegliche Macht genommen hat. Daran bin ich selbst schuld, und dennoch kann ich keine Wärme empfinden, wo keine ist.«
    »Dann versuche es erst gar nicht.« Aahmes-nofretari seufzte und richtete sich auf. »Du bist seine Großmutter, und dafür achtet er dich. Zerstöre das nicht durch Unaufrichtigkeit. Denk daran, sein Blut ist auch deins, und er ist der König.« Sie sah ihre Großmutter bekümmert an. »Kamose hat erkannt, dass er regieren kann«, sagte sie schroff. »Kamose hat gewusst, dass er selbst keinen guten König abgegeben hätte. Er war Krieger. Ihm war ein gewaltsamer Tod beschieden, und auch das hat er gewusst. Falls er am Leben geblieben wäre, seine Herrschaft wäre immer gnadenloser geworden. Er hat sein Schicksal erfüllt, Tetischeri. Es war nicht das, wofür du ihn ausersehen hattest, aber deine Liebe zu ihm hat dich blind für seine Schwächen gemacht, die er seinerseits klar gesehen hat. Ahmose ist dazu geboren, Ägypten Frieden und Wohlstand zu bringen. Kein so ruhmreiches Schicksal wie das eines Befehlshabers, der sein Leben im Kampf für sein Land lässt. So siehst du es, nicht wahr?« Sie verstummte. Tetischeri starrte blicklos zu Boden. »Du bist nicht als Mann geboren und ich auch nicht«, schloss sie mit jähem Scharfblick. »Wir können nicht das Schwert schwingen oder uns die Doppelkrone aufsetzen. Dich erwartet nichts als Verzweiflung, wenn du dich von Bitterkeit über dein Geschlecht verzehren lässt, Großmutter. Ahmose ist König. Falls du doch nur deine Selbstsucht überwinden und für seine Gottheit danken könntest, würdest du feststellen, dass er auch ein gütiger und verzeihender Großsohn ist.«
    Sie machte auf den Fersen kehrt und schritt zum neuen Tor, und als die Wachposten sie nahen sahen, rissen sie es sperrangelweit auf. Ich sollte ihr nicht die Schuld an meinem eigenen Groll geben, dachte sie, als sie hindurchging. Ich habe sie gescholten und damit mich gegeißelt. Dadurch bin ich gewarnt. Ich bin nicht der Sohn der Sonne. Ich bin kein Krieger. Dennoch bin ich Königin, und damit will ich mich zufrieden geben. Amun bewahre mich, dass ich mein Leben in Selbstmitleid verbringe wie Tetischeri!
    »Majestät, du solltest den Weg am Fluss nicht ohne Begleitung gehen«, rief ihr ein Soldat nach, als sie dem Tempel zustrebte. »Wasets Bürger scharen sich schon am Ufer, sie wollen die Ankunft des Königs nicht verpassen. Du könntest geschubst werden.« Ich könnte geschubst werden. Aahmes-nofretari musste lächeln. Vor nicht allzu langer Zeit könnte ich Ziel eines Mörders geworden sein, aber heute könnte mein erhabener Leib geschubst werden.
    »Dann kommen zwei von euch mit«, gab sie widerstrebend nach. »Ich will nicht ganz bis zum Tempel, sondern nur den Nil im Auge haben.« Und mich vor den hektischen Vorbereitungen im Haus drücken, sagte sie bei sich, als die Männer hinter ihr einschwenkten.
    Ihr plötzlicher Wunsch nach Einsamkeit erfüllte sich jedoch nicht. Wie der Soldat vorhergesehen hatte, strömten die Einwohner Wasets aus der Stadt. Grüppchenweise drängten sich Männer, Frauen und Kinder schwatzend auf dem Weg, wollten unbedingt den besten Platz am Ufer bekommen, wo sie dann einen guten Blick auf Ahmoses Flotte hatten, wenn die in Sicht kam. Es ist kein Festtag eines Gottes, dachte Aahmes-nofretari ergeben, aber mir scheint, keiner will arbeiten.
    Man sah sie kommen, und der Lärm ließ allmählich nach und erstarb, doch hinter ihr wuchs die Aufregung wieder. Knie beugten sich, Stirnen berührten die Erde, als sie vorbeiging, und freundlich rief man ihren Namen, jedoch ohne ihre Titel, so als würde sie von Freunden gegrüßt.
    Sie war so enttäuscht, dass sie schon umkehren wollte, als vor ihr Unruhe entstand. Sie sah, wie sich Köpfe senkten und Rücken beugten, doch nicht in ihre Richtung. Sie blieb stehen, und auf einmal hatte sie einen Kloß im Hals. Gestalten kamen auf dem sonnengefleckten Weg mit ausholendem Schritt auf sie zu und unterhielten sich mit tiefen, gebieterischen Stimmen. Ringsum brach Jubel aus. »Der König! Es ist Seine Majestät! Lang lebe der König, unser Mächtiger Horus!« Aahmes-nofretaris Herz schnürte sich zusammen. Und dann lief sie auch schon, vorbei an Chabechnets hoch gewachsener Gestalt, um eine dunkle Säule herum, die Hor-Aha war, stieß fast mit einem erschrockenen Ipi zusammen, bis sich ihre ausgebreiteten Arme um ihren

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