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Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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dass ich ihm kurz den Rücken kehre.«
    »Ich weiß.« Aahmes-nofretari bückte sich, gab ihm einen Kuss auf den rasierten Schädel und schob ihre Finger durch die lange Haarsträhne, die ihm auf die rechte Schulter hing. »Übergib ihn seiner Leibwache. Er darf mit kleinen Pfeilen auf die Bäume im Garten schießen. Oder sieh nach, ob einer der Unterhofmeister mit ihm Ball spielt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er heute Mittagsschlaf machen will.«
    »Er ist reif für einen Lehrer«, brummelte Raa. »Er sollte seine Energien aufs Lernen verwenden, nicht herumrennen und Dienern in die Quere kommen und Ziegelmacher belästigen.«
    »Aber ich lerne doch, Raa!«, protestierte Ahmose-onch, während er auf den Flur gezogen wurde. »Die Ziegelmacher haben mir gezeigt, wie man Lehm und Stroh vermischt und das dann in Formen füllt.«
    »Du bist ein Prinz. Du solltest nicht so bereitwillig mit dem gemeinen Volk verkehren.« Raas Stimme wurde leiser. »Ich werde ein Wörtchen mit deiner Leibwache reden müssen, mir scheint, sie hat eine Vorliebe für Schwätzchen mit den Arbeitern…« Aahmes-nofretari seufzte und widmete sich Uni, der gelassen und geduldig gewartet hatte.
    »Sie hat Recht, Majestät«, sagte er. »Der Prinz stapft zu gern im nassen Schlamm herum und sieht zu, wie das Stroh geschnitten wird, aber das ist kein passender Zeitvertreib für einen Falken-im-Nest.« Aahmes-nofretari verzog das Gesicht.
    »Ich weiß, Uni«, gestand sie. »Ich muss darüber nachdenken. Er ist ein aufgewecktes Kind. Ist es noch zu früh für einen Lehrer?«
    »Ich kann Yuf bitten, dass er seine Reife prüft«, antwortete Uni. »Königin Aahotep wird nichts dagegen haben. Yuf soll demnächst nach Djeb reisen und das Grabmal ihrer Vorfahrin Königin Sobekemsaf prüfen, und bis dahin hat er nicht viel zu tun.«
    »Ich kann mich heute nicht um Ahmose-onch kümmern«, sagte Aahmes-nofretari. »Sprich mit Yuf, wenn du möchtest. Eine gute Idee. Raa liebt ihren Schützling, aber er entwischt ihr dauernd, und sie wird langsam müde. Komm herein, Senehat.« Die junge Frau schlüpfte an dem gewaltigen Haushofmeister vorbei und stellte das Morgenmahl auf den Tisch. »Schicke Emchu zur Kaserne«, sagte Aahmes-nofretari jetzt zu Uni. »Ich will mit ihm heute Vormittag die Parade zu Ehren des Königs besprechen. Richte Fürst Sobek-nacht aus, dass an diesem Tag nicht am alten Palast gearbeitet wird und er sich bereithalten soll, Ahmose zu begrüßen. Lass den Aufseher des Getreides holen. Ich möchte mich mit ihm unterhalten, nachdem ich Tetaki eine Audienz gegeben habe. Schicke zu Amunmose. Er ist heute Abend zum Festmahl geladen. Nofreperet auch. Hoffentlich billigt Ahmose, dass ich ihn zum Obersten Schatzmeister ernannt habe.«
    »Majestät, du hast in den Monaten, während der König fort war, Wunder vollbracht«, sagte Uni, und da wusste Aahmes-nofretari, dass er ihr unterschwelliges Zögern mitbekommen hatte. »Falls Seiner Majestät nicht gefällt, was du gemacht hast, wird er es abändern, aber das glaube ich nicht. Waset erblüht unter deiner Hand.«
    »Eher unter meiner Peitsche.« Aahmes-nofretari lachte. »Überwache die Festvorbereitungen sehr genau, Uni. Es darf nichts schief gehen. Alles ist wie ein Traum gewesen, nicht wahr?«, sagte sie leise. »Ich erinnere mich noch an den Tag, als der beleidigende Brief meinen Vater erreichte, der, in dem sich Apophis beklagte, dass die Nilpferde in unseren Sümpfen mit ihrem Husten seinen Schlaf störten. Damals war Vater nichts als ein Fürst im Süden und trotz seines königlichen Stammbaums in den Augen von Ägyptens Eroberern ein Niemand. Das ist noch gar nicht so lange her. Bisweilen denke ich beim Aufwachen, dass ich in meinem früheren Schlafgemach bin und Tani neben mir auf dem Feldbett liegt und Vaters Stimme aus dem Garten durch die Binsenmatten hereinweht.« Sie hob die Schultern. »Es ist einfach unwirklich, was diese Familie erreicht hat, und ich kann nicht glauben, dass ich Königin von Ägypten bin.«
    »Da ist immer noch Auaris«, sagte der Haushofmeister. Aahmes-nofretari rümpfte die Nase, winkte ihn fort und ging zum Tisch.
    »Niemand versteht es wie du, mich auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen«, sagte sie, jedoch nicht bissig. »An die Arbeit, Uni.«
    Nachdem sie gespeist hatte, ging sie ins Badehaus und ließ sich schrubben, dann rasieren, zupfen und mit Duftöl kneten. Während sie auf der Holzbank lag und die kundigen Hände des Mannes sie durchwalkten und

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