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Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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Rasenflächen führte, vorbei am Teich und dann hinter das Haus. Ihre kurzen Schurze strahlten in der Sonne, die auch auf den Speerspitzen und Bronzeschnallen ihrer Schwerter funkelte. Sie hörte Chabechnet die altehrwürdige Warnung rufen: »Der König kommt! Aufs Gesicht!«, und wie ein Mann drehten sich die Soldaten um und begrüßten Ahmose mit dem Ruf: »Majestät!«, während Emchu selbst vortrat, auf die Knie fiel und Ahmose die Füße küsste. Ohne nachzudenken, bat Aahmes-nofretari ihn aufzustehen, sah, wie er zögerte, und hörte, wie sich Ahmoses Worte mit ihren eigenen mischten. Sie biss sich auf die Lippen.
    »Majestät, das ist Emchu, unser Hauptmann der Hauswache«, sagte sie vorsichtig. »Er stammt aus Birabi, dem Dorf am Westufer, hinter den Felsen. Er und sein Vater haben unter Seqenenre gekämpft. Sein Vater ist gefallen.« Ahmose neigte den Kopf.
    »Du hast da ein eindrucksvolles Aufgebot an Soldaten«, meinte er leutselig. »Wie viele Männer bewachen mein Haus?«
    »Danke, Majestät«, antwortete Emchu. »Augenblicklich befehligt Ihre Majestät zweihundert Mann. Einhundert bewachen Haus und Anwesen, die Tore vorn und hinten und die Mauer von außen. Einhundert haben frei. Aber alle zweihundert sind anwesend, um dir heute zu huldigen.« Ahmose warf seiner Frau einen Blick von der Seite zu.
    »Ach ja, tut sie das?«, murmelte er spöttisch. »Aber natürlich doch. Ich habe ihr ja selbst die Macht gegeben. Weiter, Emchu.« Der Hauptmann verbeugte sich und rief etwas, und die Männer drehten sich wieder zum Weg um. »Sie sehen prächtig aus, Aahmes-nofretari«, fuhr Ahmose fort. »Das hast du gut gemacht.« Es waren Ton und Stimme eines jüngeren Ahmose, heiter und rücksichtsvoll, und Aahmes-nofretari war so dankbar, dass sie sich auf die Zehenspitzen stellte und ihm einen Kuss auf die warme Wange gab.
    Sie hätte auch etwas gesagt, aber jetzt tauchte Tetischeri zwischen den strammstehenden Reihen der Soldaten auf, kam unter ihrem Sonnenschirm, den Isis ihr über den Kopf hielt, auf sie zugeschritten. Sie lächelte. Vor Ahmose verneigte sie sich flüchtig. »Willkommen daheim, Majestät«, sagte sie. »Ich wollte, abgesehen von meiner Großtochter, das erste Familienmitglied sein, das dir zu deinem großen Sieg über die verfluchten Setius gratuliert. Nun dauert es nicht mehr lange, und Auaris öffnet die Tore und Apophis kommt herausgekrochen und winselt zu deinen Füßen um Gnade.« Ahmose lachte schallend. Er hob sie hoch und drückte sie fest an sich, ehe er sie wieder absetzte.
    »Inmitten von so vielen Veränderungen bist wenigstens du die Alte geblieben, Großmutter«, sagte er strahlend. »Ägypten sollte dein unnachgiebiges Rückgrat statt das von Osiris zum Symbol des Djed-Pfeilers erklären. Ich bin so froh, dass du noch immer so wild fauchst wie Sechmet.«
    »Nur so lange, wie ich dich nicht anknurre«, brummelte sie, doch sie freute sich. Sie ging neben ihm, ergriff seinen anderen Arm, Hor-Aha jedoch übersah sie geflissentlich. »Ich möchte alles über die Belagerung und die Schlachten wissen. Alles«, fuhr sie fort, als die drei zwischen den Soldaten in Habtachtstellung den Weg entlanggingen. »Komm heute Abend in meine Gemächer, Ahmose, und berichte.« Ihr Wunsch, ihn mit Beschlag zu belegen, war so durchsichtig, dass er verlegen wurde und sich kaum merklich zurückzog.
    »Den heutigen Abend schulde ich meiner Gemahlin«, schalt er Tetischeri sanft. »Aber morgen bekommst du tatsächlich einen so ausführlichen Bericht von meinen Taten im Norden, wie du ihn dir nur wünschen kannst.« Du schuldest mir den heutigen Abend?, dachte Aahmes-nofretari und war schon wieder niedergeschlagen. Wie schmeichelhaft, dass du die bei mir verbrachte Zeit als Abzahlung einer Schuld auffasst. Was ist los mit dir, mein Gemahl?
    Nachdem er die Hausdiener begrüßt hatte und diese auseinander gingen, winkte Aahmes-nofretari Chunes heran, der weiter hinten gestanden hatte. »Majestät, das hier ist mein persönlicher Schreiber Chunes«, sagte sie. »Er ist im Thot-Tempel von Aabtu ausgebildet worden und hat für Amunmose gearbeitet. Und Amunmose hat ihn mir auch empfohlen, und er hat sich als sehr tüchtig erwiesen.« Auf einmal war ihr Mund trocken, und sie musste mehrmals schlucken. Warum rechtfertige ich meine Arbeit und meine Wahl vor ihm?, fragte sie sich. Ahmose musterte den jungen Mann ungerührt, aber durchdringend, sein Blick war beinahe unhöflich. Endlich seufzte er, und sie staunte.
    »Du

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