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Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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bist sehr hübsch, Chunes«, sagte er langsam. »Sollte die Erledigung deiner Arbeit genauso hervorragend ausfallen wie dein Aussehen, musst du tatsächlich ein Ausbund an Thots Tugenden sein.« Chunes verbeugte sich verdutzt.
    »Danke, Majestät«, stammelte er. »Was mein Äußeres angeht, so bin ich, wie mich die Götter geschaffen haben. Meine Fähigkeiten als Schreiber muss Ihre Majestät beurteilen.« Ahmose wollte etwas erwidern, doch er machte den Mund zu und betrat zwischen den Säulen den Empfangssaal.
    Hier scharten sich etliche Menschen hinten an der Estrade. Bei seinem Eintreten drehten sie sich um, und Ahmose-onch und Aahotep eilten auf ihn zu. Ahmose-onch blieb vor Ahmose stehen und machte eine tiefe Verneigung. »Ich freue mich, dich wieder zu sehen, Großer Horus und Vater«, sagte er mit heller, klarer Stimme. »Hoffentlich geht es dir gut und den Setius schlecht.« Raa neben ihm lächelte stolz. Aahmes-nofretari musterte sein vollkommenes Gesichtchen und hatte einen Kloß im Hals. Ahmose machte keinen Versuch, seinen Stiefsohn in den Arm zu nehmen, und Aahmes-nofretari beglückwünschte ihn im Stillen zu seinem Takt. Stattdessen streckte er die Hand aus.
    »Ich freue mich auch, dich wieder zu sehen, mein Falke-im-Nest«, antwortete er. »Es geht mir tatsächlich gut und den Setius schlecht.« Ein Lächeln huschte über Ahmose-onchs Gesicht. Er griff nach Ahmoses Fingern, drückte sie königlich-schwungvoll an seinen Mund und flüsterte dann: »War mein Brief fehlerfrei diktiert, Vater? Das, was ich über mich selbst geschrieben habe – war das richtig?«
    »Es hat mir große Freude und auch großen Kummer bereitet, Ahmose-onch«, erwiderte Ahmose. »Aber damit du es weißt, von nun an erwarte ich während meiner Abwesenheit weitere Botschaften von dir.« Jetzt strahlte der Junge über beide Backen.
    Aahotep trat ernst zu ihm, und sie umarmten sich ohne Verlegenheit. Ahmose schloss die Augen und entspannte sich sichtlich, ehe sie sich voneinander lösten. »Mutter, wenigstens du hast dich nicht verändert«, sagte er offensichtlich erleichtert. »Du bist noch immer der Webrahmen, auf dem das Gewebe unseres Familienlebens gewebt wird, und jedes Mal nach langen Trennungen fürchte ich, du könntest krank oder alt geworden sein.« Sie lächelte verhalten, dann lachte sie laut.
    »Ach, Ahmose, wie bist du doch bisweilen albern!«, schalt sie ihn. »Ich weiß dein Kompliment zu schätzen. Aber du siehst müde aus. Du musst dich ausruhen. Es ist, glaube ich, das erste Mal seit Jahren, dass du das tun kannst, ohne dass wir irgendeine Krise haben. Aahmes-nofretari und ich sind ohne dich treue Regentinnen gewesen. Du musst dir um nichts Sorgen machen.«
    Aahmes-nofretari holte tief Luft, als sich die anwesenden Würdenträger verbeugten. »Majestät, als du nach Norden gezogen bist und mir die Verwaltung deiner Stadt und der Nomarche Uas übertragen hast«, setzte sie vorsichtig an, »da wurde es erforderlich, die Zahl deiner Beamten zu erhöhen. Der Friede im Süden hat einen wachsenden Wohlstand mit sich gebracht, und Wohlstand muss weise verwaltet und gelenkt werden, soll daraus nicht ein munteres Chaos entstehen.« Sie verstummte, beobachtete ihn prüfend, doch er hatte eine durch und durch interessierte Miene aufgesetzt. Er nickte. Sein Blick wanderte von ihr zu den geduldig wartenden Männern, und er musterte sie mit Bedacht. »Eine Zeit lang habe ich meine Pflichten als Zweiter Prophet Amuns, als Befehlshaberin der Haussoldaten und als Helferin Aahoteps im Haushalt erfüllen können«, fuhr sie fort. »Aber als Sobek-nacht gekommen ist, die Aussaat beginnen sollte und ich noch immer damit beschäftigt war, eine Liste geeigneter Männer aufzustellen, die du den Fürsten der anderen Nomarchen zuordnen wolltest, da habe ich gemerkt, dass ich mich von der Vorstellung trennen musste, Herrin eines kleinen Anwesens neben einer verschlafenen Stadt im Süden zu sein. So war es zur Zeit unseres Vaters. So haben uns die Setius gesehen.« Sie winkte einen der Männer mit dem Finger herbei. Er trat geschmeidig näher, dass ihm seine lange, silbergesäumte Tunika um die Knöchel flatterte. »Das hier ist nicht mehr das Anwesen eines Fürsten«, stellte Aahmes-nofretari klar. »Wir werden zum Königshof, und mit Aahoteps Hilfe habe ich die Beamten ausgesucht, die ich zu meiner Entlastung dringend brauchte, und jetzt, Majestät, musst auch du dich nicht mehr persönlich um solche Angelegenheiten kümmern, wie

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