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Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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Eifersucht und das Wissen, dass du hier nichts im Griff hattest, während ich dein Reich neu geordnet habe, daraus soll Leidenschaft entstanden sein? Haben Blut und Feuer dich am Ende blind für die Wirklichkeit gemacht? »Hent-ta-Hent«, sagte sie, und ihre Stimme schwankte. »Bedeutet dir ihr Tod denn gar nichts?«
    »Doch«, sagte er schlicht. »Als ich Ahmose-onchs Brief und dann deinen eigenen gelesen habe, bin ich tief betrübt gewesen, aber später habe ich mehr und weniger selbstsüchtig um die vielen Männer getrauert, die in der Schlacht für mich, für Ägypten gefallen sind. Hent-ta-Hents Tod ist schlicht einer von vielen geworden.«
    Sie ging unsicheren Schrittes zu ihm, griff über den Tisch nach seinem halb geleerten Weinbecher und trank ihn aus. Dann zog sie sich einen Schemel heran und setzte sich neben ihn. »Du bist dumm, Großer Horus«, sagte sie, »aber ich nicht weniger. Auch ich bin bange und voller Groll gewesen, wollte dich nicht im Haus haben, damit du meine ganze Arbeit nicht zunichte machen, mir nicht die Zügel der Regierung aus der Hand nehmen konntest.« Sie griff zögernd nach seinem Knie. »Ich möchte die Aufgaben, die ich begonnen habe, noch immer nicht gern abgeben. Schließe mich nicht aus, Ahmose, bitte.« Auf einmal lachte er und legte eine feste und warme Hand auf ihre.
    »Ich und dich ausschließen?«, sagte er lachend. »Und dabei habe ich befürchtet, ich würde hier nur herumlungern und nichts zu tun haben, während meine Gemahlin Ägypten regiert. Ich denke, wir haben uns beide etwas vorgemacht, Aahmes-nofretari, aber ich weiß nicht warum. Sind es letzte Reste der ständigen Angst gewesen, in der wir seit Kamoses Feldzügen gelebt haben? Oder grundloser Argwohn, seitdem die jahrelange Anspannung nachgelassen hat? Einerlei. Ich sage es noch einmal, es tut mir Leid, und du hast Recht. Wir haben immer wie ein Mensch gelebt und gehandelt. Lass uns so weitermachen. Was sagst du dazu?«
    Ich sage, ich spüre noch immer Entzugserscheinungen, dachte sie bei sich, und deine augenblickliche Gleichgültigkeit über den Tod unserer Tochter ist ein Verrat, der vielleicht mit der Zeit nicht mehr so schmerzt, den ich jedoch nie ganz vergessen werde. Sie zwang sich, ihn lächelnd anzublicken. »Und wie soll das aussehen, mein Gemahl?«, fragte sie.
    »Ich höre den Schmerz in deiner Stimme«, murmelte er. »Zunächst führen wir jeden Morgen gemeinsam den Vorsitz bei den Sitzungen mit den Ratgebern. Du bist der Lehrer, ich lerne. Wenn ich so viel weiß wie du, hören wir gemeinsam zu und treffen gemeinsam Entscheidungen. Einverstanden?« Sie seufzte innerlich.
    »Einverstanden. Ich möchte dir die neuen Kasernen und auch die Pläne für den alten Palast zeigen, die Sobek-nacht und ich entworfen haben«, sagte sie. »Sie sind sehr gut, Ahmose. Ich glaube, sie werden deinen Beifall finden. Falls nicht, so darfst du sie verändern.« Flüchtig blickte er verwundert und ratlos. Dann strahlte er, griff nach ihr und zog sie auf seinen Schoß.
    »Küsse mich«, befahl er und schloss die Augen. Sie gehorchte, und dann spürte sie nur noch seinen Mund, wie er schmeckte, wie er roch, alles so vertraut, und sehnte sich nach der Geborgenheit, die sie stets darin gefunden hatte. Aber obwohl sie aufs Lager sanken und sich liebten, obwohl sie sich bemühte, sich seinem Verlangen und ihrem Bedürfnis hinzugeben, blieb ein Teil ihres Kopfes kühl. Er ist nicht zu mir gekommen, sagte sie sich. Ich musste zu ihm kommen. Er hat mich nicht geküsst. Er hat mir befohlen, ihn zu küssen. Unsere Leiber wollen sich vereinen, aber es ist eher ein Kampf als ein Verschmelzen. Selbst als er in mich eingedrungen ist, war sein Ka weit fort, und meines hat dem Sterben unseres kleinen Kindes zugesehen.
    Danach lagen sie nebeneinander und blickten zum flackernden Lampenschein auf der blauweiß bemalten Decke empor. Nach einem Weilchen bewegte sich Aahmes-nofretari. »Ich habe vergessen, dir zu erzählen, dass du einen meiner Männer heute Morgen nicht gesehen hast, nämlich meinen Obersten Spion im Süden«, sagte sie. »Er ist noch in Kusch. Er hat Männer in Esna, Pi-Hathor, Swenet und in verschiedenen Dörfern in Wawat stationiert.«
    »Dann spionierst du also in Wawat? Du bespitzelst Hor-Ahas Leute?«, sagte Ahmose erschrocken, und sie nickte.
    »Nicht richtig«, erwiderte sie. »Aahotep und ich erwarten von den Medjai keinen Ärger. Aber wie du weißt, können sie wetterwendisch sein. Wir brauchen Informationen, ob

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