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Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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kann es jedoch kaum begreifen. Ich wollte, ich wäre hier gewesen, als alles angefangen hat.« Er warf dem geschlossenen Tor an der Bootstreppe einen sehnsüchtigen Blick zu. »Von jetzt an werden meine Tage angefüllt sein, nicht wahr? Ich würde mir gern ein Boot nehmen und mit Ahmose-onch in den Sümpfen jagen.« Sie schüttelte den Kopf.
    »Ahmose-onch ist mit einem Weeb-Priester in den Tempel gegangen«, sagte sie. »Er lernt die angemessenen Gebete und Regeln, die der Gott von einem Prinzen fordert. Sobek-nacht erwartet dich, Majestät. Er möchte dir zeigen, was er schon getan hat.« Sie sah, wie er die Zähne zusammenbiss, als er quer durch den Garten zu dem alten Palast mit seinem Baugerüst blickte, das sich in Staub hüllte. Das Geschrei und Geklapper der Arbeiter, die an den rauen Wänden herumkletterten, schallte bis zu ihnen herüber.
    »Ich sollte hocherfreut sein«, murmelte er bei sich. »Das hier ist der Höhepunkt all dessen, wonach wir gestrebt haben. Die Krönung unseres Kampfes, die Rechtfertigung unserer verehrten Toten. Warum komme ich mir dann vor, als hätte ich in einen reifen Apfel gebissen, und der ist innen braun und faul?« Er winkte, und sofort erwachten die Wachposten zum Leben. Er und Aahmes-nofretari betraten das federnde Gras des Rasens. »Ich habe den alten Palast geliebt, als er noch diese Aura vornehmen Verfalls hatte«, sagte er, als sie zu der leichten Erhebung kamen, die noch von der Trennmauer geblieben war. »Es war ein düsterer Ort, auf dem die Vergangenheit dumpf lastete, aber er hatte Abgeschiedenheit und Stille zu bieten.«
    »Seine Stille hat für Vater und Kamose nach Gerechtigkeit geschrien«, antwortete Aahmes-nofretari knapp. »Stelle ihn dir instand gesetzt vor, Majestät, voller Lampenlicht, mit funkelnden goldenen Wänden und silbernen Türen.«
    »Und was wird Schatzmeister Nofreperet zu dieser Ausgabe sagen?«, gab Ahmose zurück. Aahmes-nofretari hob die Achseln, konnte aber nichts entgegnen, da Chabechnet bereits die Ankunft des Königs meldete und unter den Arbeitern ein Tumult entstand, als sie Werkzeuge und Ziegellasten fallen ließen und auf die Knie fielen, wo immer es möglich war.
    »Sobek-nacht!«, rief Ahmose. »Ich freue mich, dich zu sehen, und das viel früher, als wir beide erwartet haben. Verzeih mir, dass ich dein Gewissen belastet und dich davon abgehalten habe, nach Auaris zurückzukehren und die Aufgabe zu vollenden, die Apophis dir gestellt hatte.« Der Fürst hob die beringten Hände, die allgemein verständliche Geste, dass er ein unvermeidliches Schicksal annahm.
    »Ich habe meine Verpflichtungen meinem Gebieter gegenüber im Rahmen der Umstände nach bestem Wissen und Gewissen erfüllt«, antwortete er, »und mir ist klar, Majestät, dass der Krieg nicht auf das Abreißen von Totentempeln warten konnte.« Er warf Aahmes-nofretari einen Blick zu und lächelte. »Aufbauen macht mich glücklicher als Vernichten, und ich danke dir, Majestät, dass ich in Waset dazu Gelegenheit habe.« Er zeigte auf eine Hand voll Männer, die ehrerbietig hinter ihm warteten. »Das hier sind die Unterbaumeister, die ich mit der freundlichen Erlaubnis Ihrer Majestät anheuern durfte.« Rasch stellte er sie vor, dann glättete er die sich aufrollenden Papyrusblätter, die sacht in der Brise raschelten. »Ich habe erste Entwürfe zur Instandsetzung des Palastes gezeichnet«, fuhr er fort, »doch bislang haben wir nur außen daran gearbeitet. Die Königin wollte, dass ich mit schwer rückgängig zu machenden Veränderungen am Gebäude warte, bis du, Majestät, zurück bist und sie billigst.«
    »Ach wirklich!«, sagte Ahmose. Aahmes-nofretari konnte seiner Stimme keinerlei Bitterkeit anhören. »Du solltest mir lieber zeigen, was du getan hast, und mir den Rest erzählen, Sobek-nacht, denn aus deinen Plänen werde ich nicht schlau. Wenn die Königin dir vertraut, will ich es auch tun.« Er pochte auf den Tisch und warf seiner Frau einen Blick von der Seite zu. »Aahmes-nofretari, du bist jeden Tag hier gewesen. Hast du gelernt, was die Zeichnungen da bedeuten?« Sie musterte seine Miene, versuchte herauszufinden, ob er ihr eine Falle stellte oder nicht, dann schalt sie sich einen Feigling. Wenn ich jetzt damit anfange, ihn zu belügen, damit er Ruhe gibt, hört das nie mehr auf, dachte sie.
    »Einiges habe ich gelernt«, erwiderte sie gelassen. »Ich habe das Gelände mehrfach mit dem Fürsten abgeschritten, ehe wir uns in Vaters altes Arbeitszimmer gesetzt

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