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Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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Arbeitszimmer, saßen mit dem Rücken zur Sonne zwischen den Säulen. Hor-Aha war bei ihnen. Sein Haar war gewachsen.
    Sie hatte seit seiner Rückkehr nach Waset wenig von ihm gesehen. Er hatte seine Zeit zwischen den Medjai im Dorf jenseits des Nils und langen Jagdausflügen in die Wüste geteilt, wo er auf die Pirsch nach Hyänen, Antilopen und Löwen ging. Jetzt legte er die Finger um den Stiel seines Weinbechers und beugte sich über den Tisch, als Ahmose den Papyrus zusammenrollen ließ, den er gerade erhalten hatte, und ihn Ipi reichte, der zu seinen Füßen saß. »Wie überleben sie, Majestät?«, überlegte er laut. »Als wir die Stadt verlassen haben, herrschten dort Krankheit und Wassermangel. Eigentlich hätten sie sich binnen Wochen ergeben müssen.«
    »Die Pest dauert immer einige Zeit, dann lässt sie nach«, sagte Ahmose. »Zweifellos sind Hunderte von den Einwohnern gestorben. Wir haben den Rauch ihrer Feuerbestattungen mit eigenen Augen gesehen. Es mag sich kalt und sachlich anhören, General, aber ich glaube, dass nach ihrem Tod die zusätzlich gegrabenen Brunnen ausreichen. Was Nahrung angeht, so bebauen sie die Dächer ihrer Hütten. Dürftig, aber vielleicht genug, um Leib und Seele zusammenzuhalten.«
    »Sie sind wie ein ständig wiederkehrender Albtraum«, warf Aahmes-nofretari ein. »Nimmt das denn nie ein Ende.«
    »Aber sicher doch«, versicherte ihr Ahmose. »Die Divisionen im Osten halten die Horusstraße und die Festungen der Fürstenmauer ohne große Mühe. Es ist nur noch eine Frage der Zeit.« Er trommelte kurz auf dem Tisch. »Ende Epiphi haben die Soldaten alle rotiert«, fuhr er fort. »Dann kannst du, glaube ich, die Medjai für ein paar Monate nach Wawat schicken, Hor-Aha. Sie haben sich einen Besuch bei ihren Familien verdient. Abana soll einen Teil der Flotte hierher schaffen, und Turi und Kagemni können die Amun-und die Thot-Division aus dem Delta in ihre neuen Unterkünfte im Süden des Anwesens bringen.«
    »Es wäre nicht klug, die Medjai zu lange in ihren Dörfern zu lassen, Majestät«, sagte Hor-Aha. »Dort verfallen sie schnell wieder in ihre frühere Lebensweise, und die Aussicht, sie wieder herauszuholen und erneut in ägyptischem Disziplinstandard auszubilden, ist entmutigend. Hast du einmal daran gedacht, ob man ihre Familien nicht hierher holen sollte? Sie leben in der Gegenwart. Sie würden aus den Kasernen, in denen sie jetzt wohnen, liebend gern ein Dorf machen, wenn ihre Frauen und Kinder bei ihnen sein dürften.«
    »Falls ich das für die Medjai mache, muss ich das für jeden Soldaten meiner Divisionen in Waset machen«, wandte Ahmose ein. »Zehntausend Mann kann man mit wenig Geld und Aufwand unterbringen, aber dazu noch Frauen und Kinder, und ich muss einen weiteren Verwaltungszweig einrichten.« Er verzog das Gesicht. »Na ja, du musst das«, sagte er zu Aahmes-nofretari.
    »Waset wird von Tag zu Tag größer«, meinte sie. »Die Menschen lassen sich von der Aussicht auf Beförderung oder gewinnbringenderen Handel oder aus Ehrgeiz für ihre Kinder anlocken, weil Waset zum Sitz der Macht in Ägypten wird. Hier ist Platz für viele mehr. Teile den Familien deiner Soldaten etwas Land zu. Einige entscheiden sich gewiss dafür, ihre Familien nicht zu entwurzeln, aber zumindest haben sie die Wahl. Ich kann, wenn du willst, einen Aufseher für Heeressiedlungen einstellen, der dann alles organisiert.«
    »Vermutlich hast du Recht«, sagte Ahmose widerstrebend. »Das kann ich auch für die Medjai machen, Hor-Aha. Ich weiß nur nicht, warum mir dabei angst und bange wird. Kümmere dich darum, Aahmes-nofretari. Mir sagt diese Aussicht gar nicht zu.«
    Es ist der Verlust der völligen Kontrolle, was dich anficht, mein lieber Mann, dachte Aahmes-nofretari, als sie das Arbeitszimmer an seinem Arm verließ. Du weißt nicht mehr genau, was jeder Ratgeber tut, und nicht jeder Befehl kommt mehr aus deinem Mund. Du bist gezwungen, dich auf die Klugheit und Ehrlichkeit anderer zu verlassen, und das treibt dich zur Verzweiflung.
    Pachons wurde zu Payni und Payni zu Epiphi. Die sommerliche Hitze nahm zu, hatte Mensch und Tier fest im Griff, und das Leben verlangsamte sich. Edelmann und Bauer gleichermaßen verschliefen die langen, heißen Nachmittagsstunden, aber an den warmen Abenden herrschte auf den Straßen Wasets lebhaftes Treiben, wenn die Bürger aus den Häusern kamen und Geschäfte abwickelten oder schlicht Bier tranken und schwatzten.
    Aahmes-nofretari, die unter

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