Die Strasse des Horus
ermahnte sie ihn. »Ich möchte jede Woche einen Bericht über seine Fortschritte haben.« Pa-sche fiel auf die Knie und warf sich bäuchlings hin.
»Tausend Dank, Majestät«, sagte er mit der Nase auf dem Fußboden. »Ich werde diese Aufgabe ausführen wie Chnum, als er aus Ton den Menschen mit seinen göttlichen Händen auf der himmlischen Drehscheibe formte.« Ahmose stand auf.
»Du hast die Erlaubnis, gelegentlich auch zu lachen, Pa-sche«, sagte er trocken. »Ich wünsche dir viel Glück mit deinem Schützling. Aahmes-nofretari, kümmere dich um diese folgenschwere Begegnung.« Bei diesen Worten winkte er Ipi und Achtoi und verließ den Saal.
Mitten im folgenden Monat, im Pharmuthi, traf eine kleine Flotte aus dem Norden mit den Kaufleuten aus Keftiu ein, die Ahmose auf dem Nordhügel von Auaris angesprochen hatte. Es waren an die fünfzehn Familien mitsamt Habe und Dienerschaft, und Ahmose beschaffte ihnen mittels Uni Unterkunft in Waset. Das war nicht leicht. Alle wollten ausgewählte Grundstücke am Nil haben. »Wir dürfen sie nicht vor den Kopf stoßen«, sagte Aahmes-nofretari zu Uni. »Sie sorgen nicht nur für den Handel mit Bronze, goldgepunzten Schwertern und Dolchen, Vasen, Lampen und vor allem Mohn und Farben, sondern auch für Gelegenheit, politisch Verbindung mit ihrer Insel aufzunehmen. Ich versuche gerade, Händler aus Asi nach Waset zu locken. Tu dein Bestes für sie.« Uni stöhnte betont, ausgerechnet er, der selten Gereiztheit durchblicken ließ, aber er fügte sich.
Nicht lange danach erhielt Aahmes-nofretari Nachricht, dass Keftiu einen Botschafter an Ahmoses Hof schickte, der auf Dauer in Waset bleiben sollte. Das war ein Sieg für sie. Sie hatte vor ein paar Monaten Verhandlungen mit dem Herrscher von Keftiu aufgenommen und hatte ihn ungemein höflich und taktvoll daran erinnert, dass sein früherer Verbündeter Apophis nur noch ein Skorpion ohne Stachel war.
Auf ihren Brief war eine ebenso höfliche Antwort gekommen, voll artiger, aber letztlich leerer Worte. Sie hatte nicht nachgehakt, sondern Sobek-nacht voll Vorfreude gebeten, zusätzlich zu seiner erdrückenden Arbeitslast auch noch den Bau einer Reihe großer Häuser mit Garten für die Gesandten zu übernehmen, die man an den neuen Sitz der Macht locken konnte. Die reizenden Gebäude waren im Süden zwischen der Außenmauer ihres eigenen Anwesens und den mittlerweile fertig gestellten Kasernen errichtet worden, in der Ahmoses zwei Divisionen untergebracht werden sollten.
Doch der König von Keftiu hatte offensichtlich einige Zeit gebraucht, um Apophis’ Notlage zu prüfen, und da sie sich nicht beheben ließ, hatte er beschlossen, sich mit einem Stärkeren zu verbünden. Als der Gesandte mit seinem gesamten prächtigen Haushalt eintraf, bewirtete Ahmose ihn üppig und verbrachte viele Stunden mit ihm, in denen sie die neuerliche Freundschaft zwischen den beiden Völkern besprachen, doch es waren die Königin und Nofreperet als Oberster Schatzmeister, die um die Bedingungen des Handelsvertrages feilschten. Aahmes-nofretari sorgte auch dafür, dass einer der Küchendiener und einer der Gärtner, die der Residenz zugewiesen wurden, eine Zeit lang in Esna als Spion ausgebildet worden waren.
Sie und Ahmose hatten einen unguten, unausgesprochenen Waffenstillstand geschlossen. Früher hatten sie jede Freude und Sorge geteilt, mittlerweile machten sie einen Bogen um die Seelenbereiche, die noch immer schmerzten, sie wussten, die Wunden waren noch zu frisch. Sie liebten sich auch wieder, aber mit der gleichen Vorsicht wie bei ihren privaten Unterhaltungen, und ihre Leidenschaft war zur stummen Pflichtübung geworden.
Aahmes-nofretari bemühte sich, nicht an die fröhliche Ungehemmtheit zu denken, mit der sie sich früher geliebt hatten. Mit solchen Gedanken rieb sie nur Salz in die Wunden, die noch immer bluteten. Ende Pachons merkte sie, dass sie wieder schwanger war. Als sie es Ahmose erzählte, hatte er offensichtlich erfreut gelächelt, hatte sie geküsst und in den Arm genommen und war zum Tempel gegangen, um Amun zu danken. Doch zwischen ihnen stand der Tod von zwei Kindern, Hent-ta-Hent und der erste Sohn, den sie Si-Amun geboren hatte, und Angst dämpfte ihre Vorfreude.
Die Berichte vom noch immer im Delta stationierten Heer und von der Flotte kamen regelmäßig. An der Situation hatte sich nichts geändert. Auaris hatte sich auf sich selbst zurückgezogen. Ahmose und Aahmes-nofretari lasen die Briefe in Seqenenres
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