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Die Strasse des Horus

Die Strasse des Horus

Titel: Die Strasse des Horus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pauline Gedge
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Die Gärten duften nach frisch zerdrückten Kräutern, Koriander und Kreuzkümmel, Thymian und frisch-herber Minze. Aber in meinem Schoß rührt sich nichts, kein Zeichen, dass mein Kind lebt. Dazu ist es wohl noch zu früh.
    Hinter den Palmen, in deren mageren Wedeln sich der untergehende Mond verfangen hatte, fiel ihr ein flackerndes Licht ins Auge, und als sie über die Dachkante blickte, sah sie ein Boot still vorbeigleiten, ein Ruderer im Heck und im Bug die Gestalten eines Mannes und einer Frau, die sich in den Armen lagen und den Rest der Welt vergessen hatten. »Senehat«, sagte sie matt, und die junge Frau verließ ihren Platz beim Windfang und kam zu ihr. »Das erinnert mich daran, dass ich noch keine Schätzung der Inet-Fische habe, die für die Kaufleute aus Keftiu gesalzen und gelagert werden sollen. Behalte es im Kopf, wenn du kannst, und erinnere mich morgen daran, dass ich mich darum kümmere.« Senehat murmelte zustimmend und verschmolz wieder mit dem Dunkel. Ihr Götter, dachte Aahmes-nofretari, legte sich zurück und schloss die Augen. Es ist Vollmond, die Nachtluft duftet nach Liebe, und mir fällt dazu nichts weiter ein als Inet-Fisch. Sie war so leer, dass sie nicht einmal mehr weinen konnte.
     
    Zehntes Kapitel
     
    Ganz Waset feierte im Monat Payni, wenn Vollmond war, das Schöne Fest vom Wüstental, und die Taos hatten sich den Hunderten von Menschen angeschlossen, die mit Gaben wie Essen, Öl und Wein für ihre Toten über den Fluss setzten. Ahmose hatte den Geburtstag seines Vaters im Phamenoth nicht vergessen und ihn mit den üblichen Gebeten und einem Fest begangen, wie es sich in den Familien für lebende wie für tote Verwandte gehörte. Aber das Schöne Fest vom Wüstental war für alle ein feierliches Fest, bei dem Priester mit Weihrauch von Grabmal zu Grabmal gingen. Wenn die Andacht vorbei war, machten es sich die Angehörigen der Bestatteten neben den Toten bequem, speisten in ihrer Gegenwart und sprachen liebevoll über sie.
    Wir haben so viele Tote, hatte Ahmose gedacht, während er zusah, wie Diener das Festmahl in Kamoses kleinem Vorhof aufbauten. Großmutters Gemahl Osiris Senechtenre, Seqenenre, mein Vater, zwei Kleinkinder, Osiris Kamose und Si-Amun, den wir an diesem Tag nicht erwähnen dürfen. Wir gehen von versiegelter Tür zu versiegelter Tür und legen unsere Gaben nieder, und nur wer gerade einen Todesfall hat, darf trauern. Aber das Fest ist ja auch nicht zum Trauern gedacht. Es dient dem Andenken an die Toten, und man erzählt von ihnen. Behek ist der Einzige, dessen Kummer immer frisch und schmerzlich ist. Wie viel kann so ein Hund fühlen? Wie begrenzt ist Beheks Verstand? Wartet er an diesem öden Ort darauf, dass Kamose herauskommt, oder weiß er, dass mein Bruder von uns gegangen ist, und hält es für seine Pflicht, seinen langen Schlaf zu bewachen?
    Ahmose-onch kniete im Sand und hielt Behek im Arm. Sein Lehrer Pa-sche stand daneben und erklärte etwas, was Ahmose über dem Geschwätz der Diener und dem Geklirr des Geschirrs nicht hören konnte. Dieses Pärchen passt gut zusammen, dachte Ahmose jetzt. Ein paar Wutausbrüche zu Anfang, als Ahmose-onch gemerkt hat, dass er nicht mehr durch das Haus und über das Anwesen toben kann, aber er scheint nicht nur Pa-sches Disziplin angenommen zu haben, sondern auch Zutrauen zu ihm zu fassen. Auch das ein Sieg von Aahmes-nofretari, wie üblich.
    Er warf seiner Frau, die ein kleines Stück von ihm entfernt still auf ihrem Stuhl saß, einen Blick zu. Letztens war sie immer auf der Hut, hatte sich angewöhnt, nur noch mit einem knappen Ja oder Nein zu antworten, setzte eine ausdruckslose Miene auf, die ihre Gedanken verbarg. Auf andere mochte das wie ein Rückfall in die Schüchternheit ihrer Jugend wirken, doch Ahmose wusste es besser. Sie war ständig furchtbar böse auf ihn, eine Wut, in die sich Enttäuschung und verletzter Stolz mischten, und er hätte es zwar gern anders gehabt, hatte aber mit seinem eigenen verwundeten Stolz zu tun. Wie gern hätte er zu der Intimität zurückgefunden, die einst zwischen ihnen gewesen war, aber seine Divisionen waren eingetroffen, zur gleichen Zeit auch Anchmahor und Harchuf, Paheri und Ahmose Abana, und so musste er seine Aufmerksamkeit seinem Heer widmen.
    Er gestand sich jedoch seine Erleichterung über diese Ablenkung ein. Wenn er im lampenerhellten Garten mit den Männern zusammensaß, mit denen er gekämpft hatte, sie über die Zukunft sprachen und die Belagerung und

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