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Die Straße nach Eden - The Other Eden

Titel: Die Straße nach Eden - The Other Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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hierherzugehören, vom Baustil her erinnert es mich mehr an die spätviktorianischen Gebäude, die man im Norden des Landes findet. Und dann haben Mary und ich in unseren Unterlagen keinerlei Hinweis darauf gefunden. Wir wissen noch nicht einmal, wem es eigentlich gehört.«
    »Diesen Punkt kann ich klären. Unter den Dokumenten, die man mir auf Joyous Garde ausgehändigt hat, befindet sich eine Urkunde, laut der das Haus auf dem Hügel zur Hälfte zu Ihrer und zur Hälfte zu meiner Plantage gehört. Wenn ich mich entschließe, auf Joyous Garde zu bleiben, können wir vielleicht überlegen, wie wir es gemeinsam nutzen könnten. Was mich betrifft, so habe ich nicht die Absicht, die alten Familienstreitigkeiten weiterzuführen.«
    Er lächelte mich an, und unwillkürlich erwiderte ich das Lächeln - dieses Mal, ohne darüber nachzudenken, welche Wirkung es auf mein Gegenüber ausüben würde. »Ich auch nicht, Mr Ducoeur. Außerdem bin ich ja keine echte Fontaine.«
    »Nein.« Er legte den Kopf zur Seite, während er mein Gesicht betrachtete. »Sie sind in jeder Hinsicht eine Rose.«
    Mary und ich wechselten einen belustigten Blick. »Ich fürchte, mit Komplimenten erreichen Sie bei Eleanor gar nichts«, warnte Mary dann.
    »Mir scheint, dass Miss Rose überhaupt wenig Wert darauf legt, umworben zu werden«, stimmte er zu.
    »Also wirklich!«, entrüstete ich mich.
    »Auf jeden Fall hat Mr Ducoeur mir gerade von seiner musikalischen Karriere erzählt, ehe du dazugekommen bist und wir vom Thema abgeschweift sind«, griff Mary rasch ein. »Dieser Ort scheint wie ein Magnet auf aufstrebende Musiker zu wirken. Irgendwie inspirierend, denke ich.«

    »Ich würde nicht so weit gehen, mich als aufstrebenden Musiker zu bezeichnen«, erwiderte Dorian, »sondern eher sagen, dass ich als Musiklehrer mittlerweile recht gut beurteilen kann, welche Gaben mir mitgegeben worden sind und wo ich an meine Grenzen stoße. Sie sind wohl eher diejenige, die auf diesem Gebiet noch hoch hinaus will, Miss Rose.«
    »Das klingt zwar etwas übertrieben, trifft aber im Gro ßen und Ganzen zu. Was lehren Sie doch gleich, Mr Ducoeur?«
    »In der letzten Zeit hauptsächlich Vokalmusik, aber meine große Liebe gehört dem Klavier.«
    »Und wo sind Sie angestellt?«
    »Am Tetbury-Konservatorium - einer kleinen Musikhochschule in den Cotswolds. Ich glaube nicht, dass Sie schon einmal davon gehört haben.«
    »Nein, das habe ich in der Tat nicht.«
    »Auf jeden Fall sind Sie Musiker«, schloss Mary. »Und passen somit ausgezeichnet hierher.«
    »Da bin ich mir gar nicht so sicher«, widersprach Dorian. »Ich habe so viel Zeit im Ausland und auf Reisen verbracht, dass ich mich nirgendwo mehr richtig zugehörig fühle.«
    Mary blinzelte, als hätte sie Mühe, ihn deutlich zu erkennen. »Merkwürdigerweise kommt es mir so vor, als würden Sie genau hierhergehören. Zu uns, meine ich.«
    Er zuckte die Achseln. »Wer weiß? Ich lebe schon lange nicht mehr in Louisiana, ich habe vergessen, wie es hier ist. Aber ich muss mich noch bei Ihnen entschuldigen. Ich fürchte, ich habe mich nicht gerade in meinem besten Licht gezeigt, als ich unangemeldet hier hereingeplatzt bin und Sie mit Geistergeschichten erschreckt habe.«
    »Wir haben Sie ausdrücklich gebeten, uns diese Geschichten zu erzählen«, erinnerte ich ihn in der Hoffnung,
das Gespräch auf einer weniger abstrakten Ebene zu halten. Hinter meinen Schläfen setzte ein heftiges Pochen ein; ich hatte zu viel gehört und gesehen.
    Dorian setzte wieder sein strahlendes Lächeln auf. »Nun, wie dem auch sei, vielleicht können Sie mir ja dabei helfen, mich in meinem geliebten wunderschönen Süden wieder einzuleben. Aber jetzt…« Er erhob sich und begann seine Sachen zusammenzusuchen. »Jetzt muss ich wirklich gehen. Ich wollte gar nicht so lange bleiben, auf mich wartet noch ein Haufen Arbeit.«
    »Können wir Sie denn dazu überreden, zum Abendessen wiederzukommen?«
    Mary war gleichfalls aufgestanden. Ich sah sie scharf an. Dorian, der meinen Blick aufgefangen hatte, wehrte hastig ab. »Ich schlage vor, wir verschieben das, bis ich mich auf Joyous Garde eingerichtet habe. Außerdem widerstrebt es mir, meinen Antrittsbesuch gleich so auszudehnen. Aber ich hoffe doch sehr, dass Sie mich in der nächsten Zeit einmal besuchen kommen.« Er wandte sich an mich. »Auf Joyous Garde wartet ein schönes altes Klavier auf kompetente Hände.«
    »Vielen Dank.« Ich lächelte so freundlich, wie es mir möglich war.

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