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Die Straße nach Eden - The Other Eden

Titel: Die Straße nach Eden - The Other Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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Religion war.« Er lächelte humorlos. Ich tippte in dem Rhythmus, den meine Finger sich zu vergessen weigerten, auf dem Geländer herum.
    »Unsere Familie und die Fontaines waren einander nicht in nachbarschaftlicher Zuneigung verbunden, sondern durch eine Blutfehde, die ihren Anfang nahm, als die Fontaines als Bauern auf dem Land der Ducoeurs lebten. Scheinbar hatte damals ein hartherziger Ducoeur-Baron das Oberhaupt der Fontaines, einen Steinmetz, wegen eines Streites um Geld enteignet. Die nun mittellose Familie zerstreute sich in alle Winde, der Steinmetz wurde krank und starb. Seine Witwe, der nachgesagt wurde, auf dem Gebiet der schwarzen Magie sehr bewandert zu sein, verhängte einen Fluch über den Baron und seine Familie. Von Stund an sollte ihr Schicksal für immer und ewig auf unheilvolle
Weise mit dem ihrer eigenen Familie verknüpft sein. So wollte sie seine Blutslinie vernichten, wie er ihrer Meinung nach die ihre vernichtet hatte.
    Anfangs mögen die Leute über diese düstere Drohung gelacht haben, aber das änderte sich schnell, als der Baron und seine Frau ein Jahr später unter mysteriösen Umständen starben. Ein Erbe wurde ausfindig gemacht, doch auch ihn ereilte kurz darauf der Tod, bevor ihm Zeit blieb, sich an seinem neuen Titel zu freuen, und zwar starb er auf ebenso rätselhafte Weise.
    Aber dieser zweite Baron hatte seinem scheinbaren Glück nicht getraut. Als sein Testament verlesen wurde, musste seine Familie feststellen, dass er etwas für diese Zeit nie Dagewesenes getan hatte - offenbar um dem Fluch der Hexe zu entgehen. Statt seinen Titel und seinen Besitz einem männlichen Verwandten zu vererben hatte er ihn ohne Einschränkungen der jüngeren seiner beiden Töchter hinterlassen, die damals erst fünfzehn Jahre alt war.
    Er wollte durch diesen Schachzug sicherlich das Unheil von seiner Familie abwenden, aber der Versuch scheiterte. Nicht lange, nachdem sie ihren Vater beerbt hatte, verliebte sich seine junge Tochter in den Sohn der Fontaines und heiratete ihn trotz der Unschicklichkeit dieser Verbindung. Noch ehe sie ein Jahr verheiratet waren, starb sie im Kindbett und hinterließ Fontaine ein Vermögen, das ihn auf eine gesellschaftliche Stufe mit den Ducoeurs stellte, sowie das Kind, das ihre beiden Familien für immer miteinander verband.
    Zu dieser Zeit herrschte im ganzen Land starker Aberglaube, und die Leute tuschelten, Madame Fontaine hätte ihre Hexenkünste eingesetzt, um ihrem Sohn den Besitz der Ducoeurs zu verschaffen. Natürlich konnte das nicht bewiesen werden, und durch diese Gerüchte verschlechterte
sich das Verhältnis zwischen den beiden Familien noch mehr. Doch da keine von beiden ihren Anspruch auf das Kind aufgeben wollte, mussten sie sich wohl oder übel irgendwie miteinander arrangieren.«
    »Nehmen wir einmal an, diese lächerliche Geschichte wäre wahr«, unterbrach ich. »Wären die Hexe und ihr Sohn dann nicht einfach aufgehängt oder auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden oder wie auch immer damals mit Hexen verfahren wurde?«
    Mr Ducoeur lächelte. »Ich sehe, dass Miss Rose einen zu scharfen Verstand hat, um an Märchen zu glauben. Aber es stimmt, die Leute begannen beiden Familien mit Misstrauen zu begegnen. Schließlich wurden sie aus ihrer Heimat vertrieben und flohen nach Amerika, um einer Verfolgung zu entgehen. Wieder ließen sie sich nahe beieinander nieder … hier, in Iberville.«
    Dorian hielt inne und tappte mit den Fingern geistesabwesend auf dem Tisch herum. Als er wieder zu uns aufblickte, lag ein ironisches Glitzern in seinen Augen. »Aber wie es aussieht, konnten sie selbst in der Wildnis von Atchafalaya dem Fluch nicht entfliehen. Die Fontaines, die Ducoeurs und später auch die Merciers von Chênes, in deren Familie beide einheirateten, wurden vom Unglück verfolgt - bis zu Lebzeiten Ihrer Mutter und Tante, wie es scheint.«
    »Was für ein Familienerbe, Eleanor!« In Marys Stimme schwang etwas mit, was unüberhörbar an Neid grenzte.
    »Auf Hexen und Mörder als Vorfahren würde ich an deiner Stelle keinen allzu großen Wert legen«, erwiderte ich beißend.
    Mary hob unbeeindruckt die Schultern. »Es ist doch nur eine Geschichte, die Mr Ducoeur uns da erzählt hat.«
    »Wissen Sie denn nun etwas Genaueres über das Haus auf dem Hügel?«, lenkte ich an Dorian gewandt ab.

    Dorian blickte zu mir auf und musterte mich forschend. »Warum interessieren Sie sich so dafür?«
    Ich sah ihn offen an. »Es scheint einfach nicht

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