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Die Straße nach Eden - The Other Eden

Titel: Die Straße nach Eden - The Other Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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sie.
    »Wenn ich wirklich noch spielen sollte, mache ich deine Zimmertür auf, dann kannst du vom Bett aus zuhören«, versprach ich ihr.
    Mit dieser Zusage zufrieden glitt sie von ihrem Stuhl
und huschte aus dem Raum. Mary folgte ihr. Ich hörte sie die Treppe emporsteigen und dann in Taschas Zimmer rumoren.
    Nachdem ich tief durchgeatmet hatte, rang ich mir ein Lächeln ab und erhob mich. »Nun, Mr Ducoeur, wenn Mary zurückkommt, dann tun Sie ihr doch sicher den Gefallen und spielen uns etwas vor, nicht wahr?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich habe doch gesagt, ich würde viel lieber Sie hören.«
    Die Fenster standen offen und ließen die leichte Brise hinein, die der Regen mit sich gebracht hatte. Ich musste daran denken, wie sich dieser flüsternde Luftzug unter Alexanders Fingern auf den Tasten in die Stimmen der Geister verwandeln würde, die dort draußen in dieser fürchterlichen Nacht gefangen waren. Er würde ihre klagenden Rufe mit dem Wispern aller lebenden, wachsenden Dinge verweben, die das vom Himmel strömende Regenwasser begierig aufnahmen und in wild pulsierendes Lebensblut umwandelten. Mit einem Mal vermisste ich ihn so sehr, dass es fast schmerzte; ich sehnte mich mit jeder Faser meines Herzens nach seiner tröstlichen Gegenwart. Das musste der süße Schmerz sein, unter dem die Dichter litten, dachte ich, und diese Erkenntnis warf plötzlich auch auf Chopins Ballade, die ich stets so geschmäht hatte, ein ganz neues Licht.
    »Er wird zu Ihnen zurückkommen«, murmelte Dorian nahezu unhörbar. »Sie begehen keinen Verrat an ihm, wenn Sie für mich spielen.«
    Überrascht registrierte ich, dass ein Anflug echten Kummers über sein Gesicht huschte. »Warum sagen Sie das?«, erkundigte ich mich mit neu erwachtem Interesse.
    Er zuckte die Achseln und verbarg die Blöße, die er sich gegeben hatte, rasch wieder hinter der Maske seines rätselhaften Lächelns. »Es ist nicht schwierig, in einem so ausdrucksvollen
Gesicht wie dem Ihren zu lesen, darin steht klar und deutlich geschrieben, dass Sie ihn lieben.«
    Mir fiel beim besten Willen keine bissige Erwiderung darauf ein, also lenkte ich hastig von dem heiklen Thema ab.
    »Kommen Sie mit«, forderte ich ihn auf, drehte mich aber nicht um, um mich zu vergewissern, dass er mir folgte.
    Die Luft im Musikzimmer war heiß und stickig, niemand hatte daran gedacht, die Fenster zu öffnen. Ich stieß eines nach dem anderen auf, und als ich zum letzten kam, stellte ich fest, dass das Fliegengitter einen langen gezackten Riss aufwies. Ich spähte zu dem in schwaches Licht getauchten Rasenstück unterhalb des Fensters hinunter und sah, dass ein Ast von einem in der Nähe stehenden Baum abgebrochen war, der das Gitter aufgeschlitzt haben musste.
    »Dieses Land ist immer noch eine Wildnis.« Dorian war unbemerkt hinter mich getreten. Ich fuhr herum. Er stand da und starrte wie ich in die tintenschwarze Nacht hinaus.
    »Legen Sie es absichtlich darauf an, andere Leute halb zu Tode zu erschrecken, wenn Sie einen Raum betreten, oder können Sie einfach nichts dafür?«, fauchte ich ihn an.
    »Sie waren ganz in Gedanken versunken und haben mich wegen des Regens nicht kommen hören«, erklärte er, dabei fasste er mich leicht am Arm. Seine Finger waren warm, und meine Haut begann bei der Berührung zu prickeln, weil mir diese flüchtige Geste seltsam vertraut erschien. Unwillig machte ich mich los, wohl wissend, dass dieser kurze Augenblick etwas Entscheidendes zwischen uns verändert hatte, und ging zu dem Klavier hinüber. Im selben Augenblick kam Mary wieder in das Zimmer, und Dorian wandte sich ihr zu.
    Ich wählte die ersten Noten, die mir in die Hände fielen - Bachs Klavierpartiten - und begann zu spielen, fest entschlossen,
nicht eher aufzuhören, bis ich die gesamte Suite bewältigt hatte. Vielleicht würde die Musik meine überreizten Nerven beruhigen. Doch ich war mir während der ganzen Zeit Dorians Gegenwart voller Unbehagen bewusst, und als die letzten Töne verklangen, war mir die Lust zum Weiterspielen vergangen. Dorians Blick ruhte nachdenklich auf mir, er hatte das Kinn in eine Hand gestützt und zwei Finger über die Lippen gelegt.
    »Selten gelingt es jemandem, Bach mit so viel Gefühl zu interpretieren«, sagte er endlich.
    Ich zuckte nur gleichgültig die Achseln. Aus irgendeinem Grund verfehlte die Musik heute ihre beruhigende Wirkung auf mich, stattdessen erfüllte sie mich mit einer seltsamen Schwermut.
    »Ich fand schon immer, dass Bach gut

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