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Die Straße nach Eden - The Other Eden

Titel: Die Straße nach Eden - The Other Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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Krankheit ihrer eigenen Mutter.« Er brach ab und wartete sichtlich gespannt darauf, dass ich etwas dazu sagte, aber ich bewahrte eisernes Stillschweigen. »Scheinbar verband Claudine irgendwann einmal ihre verlorene Tochter mit der Geschichte des Gartens Eden, all das manifestierte sich dann in ihren Träumen.«
    Dorian betrachtete mich eindringlich. Als ich immer noch beharrlich schwieg, streckte er eine Hand aus und
berührte den Diamanten an meinem Hals. »Sehr hübsch«, meinte er. »Hat er Ihrer Mutter gehört?«
    »Jetzt reicht es!« Empört sprang ich auf. Erst jetzt bekam ich die volle Wirkung des Alkohols zu spüren; ich presste beide Hände gegen meine Stirn, hinter der sich alles drehte. »Auch wenn Sie noch so fest davon überzeugt sind, ich würde etwas vor Ihnen verbergen - Sie irren sich! Ich hege keinerlei Interesse an Ihrer Person. Ehe Sie mir diesen Brief schickten, wusste ich noch nicht einmal, dass Sie überhaupt existieren!«
    Er musterte mich mit unerschütterlicher Gelassenheit. »Ich wollte Sie nicht aufregen, Eleanor. Und noch weniger will ich Zwietracht zwischen Alexander und Ihnen säen, auch wenn Sie mir das nicht glauben.«
    »Wie überaus großzügig von Ihnen«, höhnte ich.
    »Um der Wahrheit die Ehre zu geben - nach dem zu urteilen, was ich von ihm weiß, ist er im Grunde genommen ein durchaus anständiger Mann, nur etwas … vehement in seinen Ansichten. Nach Annas Tod hat er sich rührend um ihr gemeinsames Kind gekümmert…«
    Das gab den Ausschlag. Ich überlegte nicht mehr, aus welchem Grund er mich auch in diesem Punkt belügen sollte, ich konnte es einfach nicht mehr ertragen, mich mit ihm im selben Raum aufzuhalten. Ich taumelte in Richtung Tür, wie ich meinte, fand mich stattdessen aber vor dem Fenster mit dem zerrissenen Fliegengitter wieder. Völlig durcheinander klammerte ich mich hilflos schluchzend am Fensterbrett fest.
    Ich weiß nicht, wie lange ich so dastand - vielleicht ein paar Sekunden, vielleicht auch länger. Als ich mich endlich langsam umdrehte, war Dorian verschwunden.
    Im nächsten Moment krachte etwas gegen den Fliegenschutz hinter mir. Ich schrie auf, wich zurück und schützte mein Gesicht mit den Armen, dann sank ich auf die Knie.
Nach einem Moment richtete ich mich wieder auf und stolperte blindlings auf die Tür zu - und direkt in Alexanders Arme hinein.
    »Was ist passiert, Eleanor?«, fragte er bestürzt.
    Da ich noch immer keinen Ton über die Lippen brachte, drehte ich mich zum Musikzimmer um und deutete auf den Teetisch, auf dem wir unsere Weingläser abgestellt hatten. Sie waren nicht mehr da. Als ich mich im Raum umblickte, sah ich alle sechs Gläser säuberlich umgedreht auf dem Tablett mit der Karaffe stehen. Nichts deutete darauf hin, dass Dorian Ducoeur je hier gewesen war.

3. Kapitel
    A lexander führte mich zu dem Sofa, auf dem Dorian noch kurz zuvor gesessen hatte, und reichte mir ein Taschentuch. Mein Kopf war noch immer vom Alkohol benebelt, ich konnte kaum atmen, und meine Arme und Beine zitterten heftig.
    »Hattest du wieder einen Albtraum?«, erkundigte sich Alexander behutsam.
    Ich sah ihn nur wie betäubt an.
    »Hat er dir solche Angst eingejagt, dass du Hals über Kopf in den Flur hinausgerannt bist?«, bohrte er weiter.
    Langsam schüttelte ich den Kopf. »Es war Dorian. Und … und noch etwas anderes.«
    Alexander presste die Lippen zusammen. »Dorian war hier?«
    »Er sagte, hinter Eden wäre die Straße unpassierbar, und er käme mit dem Auto nicht bis Joyous Garde durch.«
    Alexander betrachtete das Fenster mit dem kaputten Fliegengitter. »Wann ist er gegangen?«
    »Ich … ich weiß nicht. Vor ein paar Minuten, glaube ich.«
    Alexander betrachtete mich mit einem eigentümlichen Ausdruck in den Augen. Endlich sagte er: »Aus diesem Raum führt keine andere Tür hinaus. Ich hätte ihm doch begegnen müssen.«
    »Es gibt ja auch noch Fenster.«
    »Außerdem stand kein Auto in der Auffahrt, als wir zurückkamen, und auf der Straße ist uns auch keines entgegengekommen.«

    »Glaubst du mir nicht?«, fragte ich geradeheraus.
    Er antwortete nicht sofort, das traf mich noch tiefer, als Dorians bösartige Anschuldigungen es getan hatten.
    »Eleanor«, sagte er nach jener verräterischen kleinen Pause schließlich beschwichtigend und legte einen Arm um mich. »Natürlich glaube ich dir.«
    Natürlich. Mir wäre es lieber gewesen, er hätte dieses Wörtchen weggelassen. Wir verfielen beide in Schweigen und hingen unseren Gedanken

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