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Die Straße nach Eden - The Other Eden

Titel: Die Straße nach Eden - The Other Eden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Bryant
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sollte ich Leute zu mir einladen, die ich gar nicht kenne?« Der versteckte Tadel, den ich aus seinen Worten herauszuhören meinte, ärgerte mich.
    Dorian hob die Schultern. »Die meisten jungen Menschen schließen gerne neue Bekanntschaften.«
    Ich setzte gerade zu einer Antwort an, als Mary mir zuvorkam. »Ich muss Mr Ducoeur Recht geben, Eleanor. Vor einem Monat hast du noch selbst davon gesprochen, auf Eden eine große Gesellschaft zu geben.«
    Ich unterdrückte meinen aufsteigenden Verdruss nur mühsam. »Seitdem hat sich vieles geändert.«
    Dorian lehnte sich zurück. »Das ist mir vollkommen klar.« Mein finsterer Blick prallte wirkungslos von ihm ab. »Aber starke Gefühle für einen Menschen schließen den Wunsch nach Kontakt mit anderen nicht zwingenderweise aus. Zumindest sollten sie das nicht.«
    Ich sah ihm in die Augen, die zwei runden Himmelsscheiben glichen, und erkannte, dass ich in die Enge getrieben worden war. »Na schön«, willigte ich ein. »Dann geben wir also dieses Fest, wenn es denn so ungemein wichtig ist. Aber ist sein Zweck nicht verfehlt, wenn es nicht hier stattfindet?«
    »Durchaus nicht«, erwiderte Dorian so rasch und bestimmt, dass ich mich zu fragen begann, welche wahren Absichten er mit seinem Vorschlag verfolgte.
    »Gut, dann überlasse ich die Organisation Ihnen und Mary.«
    »Wir veranstalten einen Kostümball«, verkündete Mary entzückt. »Einen Ball wie zu Zeiten deiner Großmutter!«
    »Eine ausgezeichnete Idee. Alle werden begeistert sein.«
    »Kommt sie auch?«, fragte Tascha plötzlich. Ihre Augen waren weit aufgerissen, ein unnatürlicher Glanz lag darin.
    »Wer?«, fragte Dorian, bevor ich es tun konnte.
    »Die Dame«, antwortete Tascha, dabei sah sie mich eindringlich an. »Die Dame, die zweimal auf dem Bild gemalt ist.«
    Dorian musterte Mary und mich. Seine Verwirrung wirkte überzeugend echt.
    »Meinst du das Bild über dem Klavier?«, hakte ich behutsam nach.
    »Ja«, erwiderte sie so betont geduldig, als wäre ich das Kind. »Die Dame, die zweimal gemalt worden ist und aussieht wie du.«
    Dorians Augen bohrten sich in die meinen. »Sie meint ein Portrait der Fairfax-Zwillinge«, erklärte ich ihm. Sein Gesicht verriet nicht, was in ihm vorging. Ich wandte mich wieder an Tascha. »Wahrscheinlich hat dir noch niemand erzählt, was es mit diesem Bild auf sich hat. Es zeigt nicht eine Dame, sondern zwei, die genau gleich aussehen. Es sind Schwestern, und wenn Schwestern oder Brüder am selben Tag geboren werden und sich bis aufs Haar gleichen, nennt man sie Zwillinge. Eine der beiden Damen war meine Mutter. Aber leider werden weder sie noch ihre Schwester an dem Ball teilnehmen, weil sie beide schon lange tot sind.«
    »Ja.« Tascha seufzte. Es klang nicht so, als akzeptiere sie eine für sie neue Tatsache, sondern als bestätige sie etwas, was sie schon lange wusste.
    »Dass Sie ein Portrait der Zwillinge besitzen, höre ich heute zum ersten Mal«, meinte Dorian.
    »Wir haben es im Cottage entdeckt«, gab Mary zurück.
»Dadurch ist ja Eleanors Interesse an den beiden überhaupt erst geweckt worden. Ehe wir auf das Bild gestoßen sind, wussten wir gar nicht, dass ihre Mutter eine Zwillingsschwester hatte.«
    »Hat Ihre Mutter Ihnen denn nie von ihr erzählt?«, erkundigte sich Dorian verwundert.
    »Ich kann mich an meine Mutter kaum erinnern«, entgegnete ich schroff, »und daran, was sie vielleicht zu mir gesagt hat, schon gar nicht.«
    Ich sah Mary an, dass sie sich über mich ärgerte, dennoch war das, was sie als Nächstes sagte, durch nichts zu rechtfertigen. »Das alles war ein großer Schock für Eleanor. Kein Wunder, dass sie unter Albträumen leidet.«
    »Allerdings nicht«, pflichtete ihr Dorian nach kaum merklichem Zögern bei. Sein Gesicht blieb unbewegt, während er das Weinglas fixierte, das er zwischen den Fingern drehte.
    Ich fand vor ohnmächtiger Wut kaum Worte. Zum Glück enthob mich Tascha einer Antwort, von der ich nicht wusste, wie sie ausgefallen wäre. In ihrer stillen, zurückhaltenden Art sagte sie: »Ich träume auch von ihr.«
    Als ich in die ernsten blauen Augen des Kindes blickte, musste ich schon wieder nach den richtigen Worten suchen. Doch mittlerweile hatte Mary ihren Fauxpas bemerkt und nutzte die erstbeste Gelegenheit, um das Thema zu wechseln.
    »Komm, Tascha«, sagte sie. »Dein Bett ruft. Je eher du einschläfst, desto eher siehst du deinen Onkel wieder.«
    »Aber Eleanor will doch noch Klavier spielen«, protestierte

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